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Die Analyse: Atletico frisst BVB auf – Terzic bringt Schwung mit Wechseln

11. April 2024 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Am Mittwochabend trat Borussia Dortmund bei Atlético Madrid zum Hinspiel im Viertelfinale der Champions League an. Der BVB musste sich im Wanda Metropolitano zu Madrid mit 1:2 geschlagen geben. Am Ende waren es die Dortmunder selbst, welche die Niederlage herbeigeführt hatten, denn sie kamen mit der Stimmung in der Partie nicht zurecht.

Dortmund verliert bei Atletico

Im Viertelfinale der Champions League wartete Atlético Madrid auf Borussia Dortmund. Für das Hinspiel reiste der BVB in die spanische Landeshauptstadt, um sich mit den Rojiblancos zu duellieren. Am Ende der Partie fuhr die Mannschaft von Edin Terzić mit einer 1:2-Niederlage nach Hause und geht mit einem Handicap in das Rückspiel am kommenden Dienstag. Dabei machten sich die Dortmunder das Leben selber schwer, denn die aufgeheizte Stimmung im Wanda Metropolitano sorgte für individuelle Fehler aufseiten des BVB. Wir haben die Partie genauer unter die Lupe genommen.



Atletico frisst den BVB in Halbzeit eins auf

Die Anfangsphase der Partie ging an die Hausherren, die angepeitscht von der elektrisierenden Stimmung im Stadion dem BVB kaum Luft zum Atmen gegeben haben. Mit einem hohen und mannorientierten Pressing ließen sie die Borussia kaum zur Entfaltung kommen und erdrückten sie förmlich. Dies mündete in einem frühen Fehler von Gregor Kobel und Ian Maatsen, der Atletico bereits in der vierten Spielminute auf die Siegerstraße brachte. Rodrigo De Paul nutzte den Fehlpass des Niederländers zum 1:0 für die Spanier. Doch Maatsen war nicht der einzige, der sich von der Stimmung in der Arena anstecken ließ.

Insbesondere die beiden Innenverteidiger Nico Schlotterbeck und Mats Hummels hatten ihre Probleme. Während Hummels in seinem 500. Pflichtspiel für den BVB ungewohnte Nachlässigkeiten zeigte, spielte Schlotterbeck immer wieder unbedrängt den Ball ins Aus. Es war eine Co-Produktion der beiden, die das 0:2 ermöglichte. Nach einem Missverständnis der Verteidiger bekam Antoine Griezmann den Ball und bediente sehenswert den aufgerückten Samuel Lino, der das 0:2 aus Dortmunder Sicht erzielte. Die Terzic-Elf wirkte völlig verunsichert angesichts des hohen Pressings des Gegners und kam nicht zur Entfaltung. Atletico fraß sie Dortmunder in den ersten 30 Minuten regelrecht auf.

Dann stellte Terzic im Spiel mit dem Ball um, damit das Zentrum, was bisher von Atletico dominiert wurde, verstärkt wurde. Noch zu Beginn der Partie spielte Emre Can im Ballbesitz im Aufbau in der Innenverteidigung und Maatsen rückte auf die Sechs. Nach ungefähr 30 Minuten hielt Can seine Position im Mittelfeld-Zentrum und Maatsen blieb auf der linken Außenbahn. In der Folge wurde der BVB stärker und rettete das 0:2 in die Halbzeit.

Der BVB verliert bei Atletico Madrid.

(Photo by OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images)

Brandt-Einwechslung belebt das Dortmunder Offensivspiel

Das starke Gegenpressing von Atletico und das konsequente Dichtstellen des Zentrums sorgte dafür, dass Marcel Sabitzer und Felix Nmecha im ersten Durchgang kaum an den Ball kamen. Zur Halbzeit kam Julian Brandt für Nmecha und veränderte damit die komplette Statik des BVB-Spiels. Anders als seine Mittelfeld-Kollegen spielt Brandt deutlich variabler und tauchte in Räumen jenseits des Atletico-Blocks auf. Dadurch konnte er das Offensivspiel der Dortmunder beleben, obwohl die Rojiblancos weiterhin darauf erpicht waren, das Zentrum zu dominieren.

Im Gegensatz zur Feldmitte wurden die Außenbahnen von der Mannschaft von Diego Simeone offen gehalten. Dies ermöglichte es Jadon Sancho und Karim Adeyemi immer wieder in Duelle auf der Außenbahn zu gehen. Anders als noch im ersten Durchgang, konnte sich Sancho, der oftmals gedoppelt wurde, öfter durchsetzen, verpasste jedoch immer wieder die Aktion im Anschluss. Dennoch gelang es dem BVB, den Gegner gerade zu Beginn von Halbzeit zwei am eigenen Sechzehner einzuschnüren.

Doch wirklich gefährlich wurden sie nicht, was vor allem auch daran lag, dass Niclas Füllkrug gegen die drei Schränke in Atleticos Innenverteidigung lange Zeit in der Luft hing. Immer wieder segelten Flanken in den Strafraum der Hausherren, die mühelos geklärt werden konnten. Es fühlte sich so an, als wenn die Abwehr um José Maria Gimenez die Dortmunder genau zu diesen Flanken zwingen wollte und diese mit dem Selbstbewusstsein einer 2:0-Führung verteidigte.

Gerade als Atletico wieder stärker wurde, traf der eingewechselte Sebastian Haller zum 1:2 für den BVB und weckte damit neue Hoffnungen. Es waren insbesondere die Einwechslungen von Edin Terzić, die dem Spiel noch einmal eine neue Dynamik verleihen sollten. Jamie Bynoe-Gittens, der für Adeyemi gekommen war, nahm es immer wieder mit mehreren Verteidigern auf und traf in der Schlussphase mit einem Distanzschuss noch die Latte. Mit der letzten Aktion des Spiels war es der starke Brandt, der den Ball ans Lattenkreuz köpfen sollte. Beinahe hätte der BVB nach einem schwachen Auftritt in Halbzeit eins noch das Unentschieden gerettet.

Am Ende gewinnt Atlético Madrid nicht unverdient mit 2:1 über Borussia Dortmund. Gerade in der ersten Halbzeit dominierten sie den Gegner nach Belieben und erstickten die Angriffe im Keim. Auch als der BVB in der zweiten Halbzeit stärker wurde, ließen sie nur wenig anbrennen und waren immer wieder über Konter gefährlich. Dennoch macht die zweite Halbzeit Mut für das Rückspiel im eigenen Stadion, denn die Mannschaft um Superstar Antoine Griezmann hat auswärts ihre Probleme.

(Photo by OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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