Nach Chaos bei Champions-League-Finals: Polizei bittet Fans um Hilfe

9. Januar 2024 | Premier League | BY Antonio Riether

Bei den vergangenen beiden Champions-League-Endspielen machten viele Fans teils schreckliche bis traumatisierende Erfahrungen. Nun möchte die britische Polizei mit Hilfe der Fans die Sicherheit der Anhänger bei Europapokalspielen erhöhen.

Britische Polizei erhebt Umfrage nach Chaos-Zuständen bei Champions-League-Endspielen

Die letzten beiden Finalspiele der Champions League in Paris und Istanbul waren nicht nur durch wenig Tore, sondern auch durch Tumulte vor dem Stadion geprägt. Sowohl 2022, als der FC Liverpool mit 0:1 gegen Real Madrid verlor, als auch beim 1:0-Finalsieg von Manchester City über Inter Mailand, erlebten die Anhänger der Teams der beiden englischen Mannschaften einen heftigen und teils überharten Umgang von Seiten der Autoritäten. So wurden 2022 tausende Liverpool-Fans wurden von der französischen Polizei mit Tränengas besprüht, als sie sich vor dem Stade de France stauten. Die Anhänger von Manchester City wurden im vergangenen Jahr vor dem Stadion wie „Vieh“ behandelt.



Nun möchte die britische Fußballpolizeieinheit mit einer Umfrage unter betroffenen Fans für Veränderung sorgen, damit sich die Geschehnisse aus den letzten beiden Jahren in Zukunft nicht wiederholen. Damit soll die Sicherheit der Anhänger in Europa erhöht werden. Der Fragebogen „Uefa Competition Fan Feedback“ wurde von Beamten der sogenannten „UK Football Policing Unit“ an alle englischen Klubs verteilt, die in der aktuellen sowie in den vergangenen drei Spielzeiten an europäischen Wettbewerben teilgenommen haben. Darin werden die mitgereisten Fans gebeten, ihre Erfahrungen niederzuschreiben – die guten sowie die negativen. Diese sollen an den europäischen Verband UEFA sowie an die Klubs weitergeleitet werden.

Bis Ende Januar haben die Fangruppen noch Zeit, die Behörden mittels der Umfragen über die Missstände zu informieren. Dabei sollen sie sich laut Polizei vor allem auf die drei Schlüsselbereiche Sicherheit, Schutz und Service konzentrieren. Eine der zentralen Fragen der Erhebung ist, ob sich die Fußballfans von der Gefahr möglicher Gewalt geschützt fühlten, ob sie von den Gastvereinen willkommen geheißen wurden oder ob ihnen angemessene Verpflegungsmöglichkeiten und Toiletteneinrichtungen zur Verfügung gestellt wurden.

Polizei will Gefahren für Fans minimieren: „An der Zeit, etwas dagegen zu unternehmen“

Mark Roberts, Polizeipräsident und Leiter der „UK Football Policing Unit“, äußerte sich gegenüber der Tageszeitung The Times ausführlich zur geplanten Befragung der Fans und den Zielen der Datenerhebung. Zwar soll es positive Rückmeldungen zu Gastvereinen heben. „Aber nach den Problemen, die die Fans in Paris und dann bei einem anderen Champions-League-Finale in Istanbul erlebten, hatten wir das Gefühl, dass es an der Zeit war, etwas dagegen zu unternehmen„, so Roberts. „Wir können immer wieder sagen, dass wir jedes Jahr irgendwo ein Problem gehabt haben. Oder wir können versuchen, die Dinge besser zu machen.“

So beleuchtete er auch die Situation der Fans beim letzten Finale in der Türkei sowie die ausbleibende Reaktion der Verantwortlichen. „Es war besorgniserregend, als die Gastgeber in Istanbul das Turnier zu einem großen Erfolg erklärten, ohne Rücksicht auf das Erlebnis der Fans. Die Fans sind keine Kulisse für Unternehmen und Fernsehen, es geht um die Fans“, so der Beamte. „Die FA, die Fangruppen und die Medien können es den lokalen Veranstaltern auch schwerer machen, die Probleme zu ignorieren. Wir haben mit der Uefa gesprochen, und sie unterstützt uns.“

Aktuelle News und Storys zum internationalen Fußball

Die Ergebnisse der Befragung sollen bald veröffentlicht werden, Roberts hofft, dass die Umfrage Auswirkungen auf die Berechtigung eines Klubs oder Landes haben könnte, in Zukunft ein großes Finale oder ein Turnier auszurichten. „Wir werden versuchen, bestimmte Themen hervorzuheben“, meinte er weiter. „Wir haben gerade eine Antwort erhalten, in der auf ein Problem mit Polizei-Eskorten beim Spiel in Neapel hingewiesen wurde. Die englischen Fans haben das auch erlebt, als England letztes Jahr dort gespielt hat. Man muss sich am Hafen versammeln, die Eskorte braucht etwa zwei Stunden, sie kommt oft zu spät, so dass es dann ein Problem an den Drehkreuzen gibt, und dann auf dem Weg nach draußen gibt es nichts, keine Unterstützung“, stellt Roberts fest.

 (Photo by THOMAS COEX/AFP via Getty Images)


Ähnliche Artikel