Champions League | Citys „Unfähigkeit in Schlüsselmomenten“ und Leipzigs Formstärke

22. Februar 2023 | Vorschau | BY Jannek Ringen

Vorschau | Heute Abend empängt RB Leipzig den englischen Meister Manchester City zum Hinspiel im Achtelfinale der Champions League (21 Uhr, DAZN). Obwohl die Citizens vielleicht sogar das schwerste Los im Achtelfinale sind, brennen die Leipziger auf das Spiel. Dies liegt auch an einem möglichen Rückkehrer.

Im Vorfeld der Partie haben wir mit Simon Bajkowski (City-Reporter für die Manchester Evening News) und Joachim Hebel (England-Experte und Sky-Moderator) gesprochen und ihre Einschätzungen abgeholt.

RB Leipzig: Unter Rose wieder ein Topteam – auch in der Champions League?

Die Leipziger Champions-League-Geschichte ist noch eine junge. In der Saison 2017/18 lief das Team erstmals in der Königsklasse auf. Bei den bisher fünf Teilnahmen an der Champions League erreichten die Sachsen dreimal die K.O.-Runde. Das Highlight war das Erreichen des Halbfinals 2020, als man sich beim Finalturnier in Lissabon gegen Paris Saint-Germain geschlagen geben musste. Nach einem schwachen Start in die Champions-League-Saison mit zwei Niederlagen zu Beginn konnte sich die Mannschaft von Marco Rose mit vier aufeinanderfolgenden Siegen souverän für das Achtelfinale qualifizieren.

Den Saisonstart verpennte die Mannschaft allerdings komplett, woraufhin Pokalsieger-Trainer Domenico Tedesco vom Verein freigestellt wurde. Auf Tedesco folgte mit Marco Rose ein gebürtiger Leipziger, der den RB-Fußball bereits aus Salzburg kennt. Unter Rose fand die Mannschaft wieder in die Spur, hat in der Liga den Anschluss gefunden und könnte mit einer Serie vielleicht sogar noch ins Titelrennen eingreifen. Die Erfolgsserie der Leipziger zog sich über 18 ungeschlagene Spiele, ehe man sich vor zwei Wochen im Ligaspiel gegen Union Berlin mit 1:2 geschlagen geben musste. In Summe stehen unter Marco Rose 16 Siege und nur drei Niederlagen aus 23 Spielen in der Bilanz.

Rose Leipzig Champions League

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Dieses Selbstvertrauen spürt der ganze Verein. „Ich traue unserer Mannschaft eine Menge zu! Wir wollen morgen gegen eines der besten Teams der Welt unsere Chance nutzen. Dafür müssen wir ein mutiges Spiel machen und alle Aufgaben, die sich uns stellen, versuchen zu lösen. Ich habe dahingehend großes Vertrauen in die Jungs.“, erklärte der Leipziger Trainer auf der Pressekonferenz vor der Partie. Emil Forsberg unterstrich die Worte seines Trainers. „Wir als Mannschaft sind gierig, wir wollen mehr. Die Stimmung im Team ist richtig gut, wir sind in einer guten Form.“, so der Schwede.

Die Leipziger haben in der Champions League schon bewiesen, dass sie gegen internationale Topteams mithalten können. In der Gruppenphase schlug man am letzten Spiel den Titelverteidiger Real Madrid und qualifizierte sich damit für das Achtelfinale. Gegen City gingen die Leipziger in der letzten Champions-League-Saison bereits als Sieger vom Platz. Nach einer 3:6-Klatsche im Hinspiel, konnte man die Citizens im eigenen Stadion mit 2:1 schlagen. Auch in den Topspielen der Bundesliga bot das Team um Superstar Christopher Nkunku den Spitzenmannschaften aus Dortmund und München regelmäßig Paroli. „Es fühlt sich immer gut an, wenn man solche Mannschaften schlägt. Klar gibt uns das ein gutes Gefühl und Selbstvertrauen, zu wissen, dass man auch Topteams besiegen kann.“, benannte Forsberg das Gefühl in solchen Spielen.

Die Mannschaft von RB Leipzig ist schwierig auszurechnen, da aufgrund der hohen Dichte im Kader oft rotiert wird. Zudem ist das Spiel äußerst facettenreich, da sowohl auf Ballbesitz als auch auf Umschalten gesetzt werden kann. Mit ihrem guten Gegenpressing erhoffen sich die Sachsen auch gegen City häufiger in Ballbesitz zu sein. Marco Rose weiß, wie wichtig in solchen Phasen der Ballbesitz ist. Man dürfe bloß „nicht nur hinterherlaufen“, ließ der Trainer über seinen Matchplan durchblicken. Angreifer Christopher Nkunku droht trotz Rückkehr in den Kader am Wochenende für das Hinspiel auszufallen. Neben ihm werden auch weiterhin Torwart Peter Gulacsi, Abdou Diallo und Dani Olmo fehlen.



Manchester City: Haaland-Diskussionen, eine Kehrtwende und der große Traum

Das große Ziel von Manchester City ist seit jeher, sich die Krone im europäischen Fußball aufzusetzen und die Champions League zu gewinnen. Dafür investierte der Klub viele Millionen in neue Spieler, ohne dass es jedoch für den großen Wurf reichte. Oft scheiterte City an Teams, die vom Niveau nicht zu den Topfavoriten gehörten wie Lyon (2019/20) oder Monaco (2016/17). Für Simon Bajkowski spielt nicht nur das fehlende Glück eine Rolle, sondern auch die „Unfähigkeit von City mit Schlüsselmomenten umzugehen“ ist ein entscheidender Punkt.

Die Mannschaft wäre seit Jahren gut genug. England-Experte Joachim Hebel sieht die Mannschaft aktuell ein Stück entfernt von der absoluten Spitze und geht noch einen Schritt weiter. Laut ihm ist City immer an Kleinigkeiten gescheitert, die zum Teil auch selbst verschuldet waren. Für die These von Hebel kann man beispielhaft auf das Endspiel von 2021 verweisen, als Guardiola keinen echten Sechser aufstellte.

In der Liga steht man nach einem 1:1 bei Aufsteiger Nottingham wieder auf Platz zwei. Der Rückstand auf Tabellenführer Arsenal beträgt aktuell zwei Punkte, wobei City ein Spiel weniger in der Hinterhand hat. Immer wieder erleidet City Rückschläge, sobald man denkt, dass die Mannschaft von Guardiola ins Laufen kommt. Bei der Bewertung der bisherigen Saison waren sich unsere beiden Experten einig. Beide erwähnten, dass der bisherige Saisonverlauf für den Verein enttäuschend ist, was vor allem auch an den hohen Standards liegt, die City sich durch die vergangenen Jahre selbst gelegt hat. Den Titel trauen City allerdings beide zu. Bajkowski spricht sogar von einer „Kehrtwende in den letzten Wochen“ und weist daraufhin, dass sich die Leistungen seit ein paar Wochen stetig verbessern.

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Champions League

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Erling Haaland war wahrscheinlich der am meisten beäugte Sommertransfer in Europa. Seit seinem Wechsel zu Manchester City bricht der Norweger Rekord um Rekord und steht in der Liga bei 26 Treffern in 23 Spielen. Auch in der Champions League konnte er schon fünfmal treffen. Immer wieder werden jedoch Stimmen laut, dass Haaland und City nicht die beste Kombination wäre und dass City ohne Haaland besser wäre, was durch die teilweise schwankenden Leistungen der Mannschaft zusätzlich befeuert wird.

Wie City-Experte Bajkowski erklärte, verändere sich mit Erling Haaland zwar der Stil der Mannschaft, jedoch sei man deshalb nicht weniger erfolgreich. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und sagt, dass derartige Behauptungen aufgestellt werden um „durch Übertreibungen Aufmerksamkeit zu erregen“. Auch Hebel schließt sich dem an und verwies darauf, dass jede Mannschaft einen Stürmer mit einer derartigen Torquote suchen würde und viele Experten in den vergangenen Jahren meinten, dass ein Torjäger das fehlende Puzzleteil wäre.

City muss beim Hinspiel in Leipzig auf drei Spieler verzichten. Neben den beiden Innenverteidigern Aymeric Laporte und John Stones wird auch der belgische Spielmacher Kevin de Bruyne den Citizens in Leipzig fehlen. Das dürfte die Spielanlage zumindest etwas beeinflussen. Die Gäste hatten zuletzt vor allem dann gute Möglichkeiten, wenn die Dynamik des Belgiers zum Vorschein kam. Gegen pressingstarke Leipziger müssen also andere Lösungen gefunden werden,

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Die voraussichtlichen Aufstellungen

RB Leipzig: Blaswich – Klostermann, Orban, Gvardiol, Raum – Laimer, Schlager – Szoboszlai, Forsberg, Werner – Silva

Manchester City: Ederson – Walker, Ruben Dias, Laporte, Lewis – Rodri – Gündogan, Bernardo Silva – Mahrez, Grealish – Haaland



Prognose

Auf dem Papier ist Manchester City sicherlich nicht das Wunschlos der Leipziger. Allerdings fehlt City in dieser Saison auch die Konstanz und Souveränität der vergangenen Tage und die Mannschaft lässt sich immer wieder zu unerwartet schwachen Leistungen hinreißen. Trotzdem möchte City in diesem Jahr endlich den Champions-League-Fluch brechen und den Henkelpott in die Höhe recken, weshalb sich Haaland & Co. voll auf Leipzig konzentrieren werden. City ist der klare Favorit, jedoch können die formstarken Leipziger durchaus einen Stolperstein bei der Mission CL-Titel darstellen.

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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