Mbappe bringt Bayern ins Straucheln, Chelsea beendet Dortmunder Siegeslauf – 3 Thesen zur Champions League

6. März 2023 | Spotlight | BY Michael Bojkov

In der Champions League ist reichlich Spannung geboten. Bayern und Dortmund müssen knappe Hinspiel-Siege gegen Topteams über die Ziellinie bringen, und auch auf anderen Plätzen lässt sich kaum eine Prognose treffen. Unsere Thesen zu den Achtelfinal-Rückspielen.

1. Das Spielglück verlässt Dortmund in der Champions League

Seit der Winterpause hat Borussia Dortmund alle seine Pflichtspiele gewonnen, zehn an der Zahl. Gründe für die unvergleichliche Erfolgsserie gibt es mehrere. Zum einen scheint die Mannschaft im Kopf einen entscheidenden Schritt nach vorne gemacht zu haben, das leidige und zuvor scheinbar niemals endende Mentalitäts-Thema ist aktuell keins mehr. Dazu haben viele Spieler ihre Form (wieder)gefunden und performen auf konstant hohem Level, wachsen teilweise sogar über sich hinaus.

Ein entscheidender Faktor war in den letzten Wochen aber auch das Spielglück, das die Dortmunder immer wieder auf ihrer Seite hatten. In der Tat waren nur die wenigstens Auftritte restlos überzeugend. Dass man dennoch viele knappe Siege einfuhr, lag auch daran, dass der Mannschaft Umstände in die Karten spielten, die sie selbst nicht beeinflussen konnte, etwa die schwache Chancenverwertung des Gegners, aber auch Schiedsrichterentscheidungen. Klar ist: Spielglück hat jede Mannschaft mal, teils auch über längere Phasen wie im Fall des BVB. Irgendwann ist es aber ausgeschöpft.

Champions League

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Aufseiten des FC Chelsea ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, dass der volle Fokus auf der Champions League liegt. Jetzt, wo die Top vier in der Premier League ohnehin kaum noch in Reichweite sind, werden Erfolg und Misserfolg umso stärker am Abschneiden in der Königsklasse gemessen.

Aus Sicht der Blues gibt es mit nur einem Sieg aus den letzten sieben Pflichtspielen zwar nicht allzu viele Gründe, die optimistisch auf das Spiel am Dienstag blicken lassen. Klar ist aber, dass der Premier-League-Klub aus London über geballte individuelle Klasse verfügt, die an einem guten Tag jeden Gegner schlagen kann.

Schon im Hinspiel im Signal Iduna Park haben Joao Felix und Co. jede Menge Gefahr ausgestrahlt und hätten nach Expected Goals das Spiel sogar gewinnen müssen (2,2 zu 1,5 pro Chelsea). Wo wir wieder beim Thema Spielglück für Dortmund wären, auf das sich der Bundesligist – so unsere These – im Rückspiel nicht mehr verlassen kann. Die Blues werden die 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel drehen und ins Viertelfinale einziehen.

2. Mbappe trifft gegen Bayern

Im Hinspiel gegen den FC Bayern wurde Kylian Mbappe nach 57 Minuten eingewechselt, feierte sein Comeback nach zweiwöchiger Verletzungspause. Den 0:1-Rückstand konnte er nicht wettmachen, doch gab der Weltmeister von 2018 dem Spiel mit seiner Präsenz direkt eine andere Note.

Kaum stand der 23-Jährige auf dem Feld, strahlte PSG offensiv Gefahr aus. Mbappe stellte die Münchner Defensive mit seinen Qualitäten im Eins-gegen-eins vor Aufgaben und wurde in die Tiefe geschickt, war für den Gegner kaum zu greifen. Der Angreifer traf sogar zweimal ins Schwarze, hatte aber Pech, dass jeweils auf Abseits entschieden wurde. So oder so, die letzte halbe Stunde im Parc de Princes glich einer Warnung an die Münchner für das Rückspiel.



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Noch eindrücklicher gestaltet Mbappe diese in den darauffolgenden Ligaspielen. Gegen Lille, Olympique Marseille und Nantes erzielte der Ex-Monegasse fünf Tore, schoss sich obendrauf zum erfolgreichsten Pariser Torschützen aller Zeiten. Kurzum: Vor dem entscheidenden Rückspiel im München strotzt der Superstar nur so vor Selbstvertrauen. Im komplett fitten Zustand wird ihn auch der deutsche Rekordmeister nicht 90 Minuten lang außer Gefecht setzen können. Mbappe wird dem FC Bayern mindestens einen einschenken und die Münchner Viertelfinal-Ambitionen damit gehörig ins Wanken bringen.

3. Abschaffung der Auswärtstorregel bewährt sich

Um ehrlich zu sein: Eine steile Stehe ist es nicht, dass die Abschaffung der Auswärtstorregel die beste UEFA-Entscheidung seit Jahren war. Nicht nur zugunsten der Mannschaft, die weniger Auswärtstore erzielt hat, sondern auch der Fußballfans. Das hat uns die Champions League in der vergangenen Saison eindrucksvoll gelehrt.

Im Mittelpunkt: Real Madrid, das im Halbfinal-Hinspiel gegen ManCity knapp mit 3:4 verlor, im Rückspiel aber zurückschlagen konnte und die reguläre Spielzeit 2:1 gewann. Den Höhepunkt lieferte die Verlängerung, in der Karim Benzema per Elfmeter die Entscheidung besorgte und seine Mannschaft ins Finale führte. Mit der Auswärtstorregel wäre die Partie nach der regulären Spielzeit entschieden, dem Fußballfan dramatische 30 Minuten verwehrt worden. 

Seit den Auswärtstoren kein Sonderstatus mehr beigemessen wird, ist der Spannungsfaktor gemeinhin höher – auch und vor allem, weil sich keine Mannschaft mehr in Sicherheit wiegen kann.

Dementsprechend viel können wir uns auch von den Rückspielen im Achtelfinale erhoffen. Vier Hinspiele endeten mit einem knappen Sieger, dazu gab es ein Unentschieden. Mit Ausnahme ManCity, die nach dem 1:1 in Leipzig vor heimischer Kulisse die klaren Favoriten sind, ist nur schwer vorherzusagen, wer in den Rückspielen die Oberhand behält. Uns erwarten Partien, deren Ausgang völlig offen ist – und vielleicht ja auch die ein oder andere Verlängerung.

(Photo by ANNE-CHRISTINE POUJOULAT/AFP via Getty Images)

Text von Michael Bojkov

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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