Champions League | Süditalienischer Zauber, Kolo Muanis bitterer Abend: Die Einzelkritik zu Eintracht Frankfurt gegen die SSC Neapel

22. Februar 2023 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Spotlight | Am gestrigen Abend fand im Deutsche Bank Park das Champions-League-Achtelfinal-Hinspiel zwischen Eintracht Frankfurt und der SSC Neapel statt. In einer packenden Partie konnten sich die italienischen Gäste mit 2:0 durchsetzen. Die Protagonisten in der Einzelkritik.

Eintracht Frankfurt nur 15 Minuten auf Augenhöhe, Neapel im Stile eines Top-Teams

Die Frankfurter Eintracht erwischte den besseren Start in die Champions-League-Begegnung und hatte durch Randal Kolo Muani die erste Möglichkeit – jedoch verzog der französische Vize-Weltmeister knapp. Nach etwa einer Viertelstunde übernahmen die Süditaliener die optische Kontrolle und konnten einen Großteil des Ballbesitzes verbuchen. Bis auf einen Distanzschuss von Kvicha Kvaratskhelia musste SGE-Schlussmann Kevin Trapp aber zunächst nicht eingreifen. Beide Teams präsentierten sich kompakt und kompromisslos in den Zweikämpfen.

In der 36. Minute verursachte Buta gegen Victor Osimhen einen Strafstoß für die SSC Neapel, doch der deutsche Nationaltorwart Trapp parierte reaktionsschnell. Wenige Zeigerumdrehungen später klingelte es jedoch im Kasten der Adlerträger. Mario Götze verlor im Spielaufbau die Kugel, der Serie-A-Spitzenreiter schaltete schnell um und der Ex-Wolfsburger Goalgetter Osimhen verwandelte zum 0:1 (40.). Nur eine Minute später beinahe der Doppelschlag, doch der nigerianische Mittelstürmer stand im Abseits.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Auch zu Beginn des zweiten Durchgangs machte Napoli den zielstrebigeren Eindruck. Trapp verhinderte im 1-gegen-1 das 0:2 durch Kvaratskhelia. Ab der 58. Minute musste der amtierende Europa-League-Sieger zu allem Überfluss auch noch in personeller Unterzahl weiterspielen, da Kolo Muani den Kameruner André-Frank Zambo Anguissa böse am Knöchel traf und regelkonform mit Rot vom Platz gestellt wurde. Spätestens mit dem 0:2 in der 65. Minute durch Giovanni Di Lorenzo – nach überragender Vorarbeit Kvaratskhelias – offenbarte sich, dass gegen die Partenopei an diesem Abend kein Kraut gewachsen war.

Nach dem Spiel bewerten wir die Protagonisten. Bei der Einzelkritik beschäftigt sich je ein Redakteur mit einem Team. Benotet wird nach dem Schulnotensystem, also von 1-6. Auch x,5-Noten sind möglich. Spieler, die erst spät in der Partie eingewechselt wurden und keinen Einfluss mehr hatten, werden nicht mehr bewertet.



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Trapp pariert Elfmeter, kann die Pleite dennoch nicht verhindern: Eintracht Frankfurt in der Einzelkritik

Kevin Trapp: Aufmerksam bei einem Kvaratskhelia-Abschluss in der 19. Minute. Hielt der Eintracht zunächst, dank seiner reaktionsschnellen Parade beim Elfmeter des georgischen Shootingstars (36.), die weiße Weste fest. Beim Gegentor in der 40. Minute war jedoch auch der deutsche Nationalkeeper machtlos. Zu Beginn der zweiten Hälfte war er mit Fortuna im Bunde, als er Lozanos Ball nach vorne abwehrte. Verhinderte aber kurz darauf im 1-gegen-1-Privatduell mit Kvaratskhelia das 0:2. Wenig später wieder chancenlos bei Di Lorenzos Vorentscheidung. Bester Frankfurter. Note: 2

Tuta: Trotz einiger progressiver Pässe im Aufbau agierte er fehlerbehaftet und gewann nicht einmal 50 % der direkten Duelle. Beim Gegentreffer durch Osimhen kam der Brasilianer im Zweikampf nicht mehr vor den Torschützen. Note: 4,5

Kristijan Jakic: Gewann in der 14. Spielminute einen wichtigen Zweikampf im Strafraum gegen Osimhen, jedoch generell mit Tempo-Nachteilen. Indisponiert in der 56. Minute, als er einen fatalen Fehlpass in die Beine von Osimhen spielte. Note: 5

Evan Ndicka: Hatte Glück, dass sein schlampiger Aufbau nicht – dank Abseits – mit dem 0:2 bestraft wurde. Kein Zugriff vor dem 0:2 auf Kvaratskhelia. Note: 5

Aurelio Buta (bis 69.): Kam sehr gut in die Partie. Präsentierte sich zweikampfstark und kompromisslos gegen Kvaratskhelia. In der 34. Minute allerdings unaufmerksam, wodurch er plump einen Elfmeter gegen Osimhen verursachte. War jederzeit defensiv gefordert und schaltete sich nur temporär ins Offensivspiel ein. Note: 4

Daichi Kamada: Der Japaner war sehr stark in Defensivaufgaben verwickelt. Somit hatte er kaum Impact ins Angriffspiel der SGE. Einige gute Ballgewinne am eigenen Strafraum. Größte Chance der Frankfurter in der 82. Minute, jedoch fehlte ihm beim Abschluss die letzte Konsequenz. Note: 4

Djibril Sow: Fahrlässiger Ballverlust in der 14. Minute. Ansonsten war der Mittelfeldstratege um Ordnung bemüht. Konnte mit fortlaufender Spieldauer die Lücken im Zentrum nicht mehr schließen. Note: 5

Philipp Max (bis 90.+2): Der PSV-Neuzugang war für viele Standards verantwortlich. In der 34. Spielminute – im Vorfeld der Elfmeter-Situation – stand der linke Schienenspieler zu tief und hob vor Lozanos Chance das Abseits auf. War durchaus bemüht, sich in die Offensive der Gastgeber einzuschalten. Note: 4

Jesper Lindström (bis 69.): Leitete die erste Chance der Eintracht mit einem Tempodribbling in der 5. Minute ein. Danach jedoch nahezu unsichtbar im vordersten Drittel und (fast) ausschließlich defensiv gebunden. Note: 4,5

Mario Götze (bis 81.): Sehr fleißig und omnipräsent auf dem Rasen. Initiierte zunächst mit vorletzten Pässen das Spiel der Hessen. Wurde zunehmend enger bewacht und konnte seine technischen Fertigkeiten immer weniger offenbaren. Sein leichtfertiger Ballverlust in der 40. Minute führte im Resultat zum 0:1. Vor dem zweiten Gegentreffer verteidigte er im luftleeren Raum, anstatt Di Lorenzo zu decken. Note: 4,5

Randal Kolo Muani: Hatte in der 5. Minute die Führung der Eintracht auf dem Fuß. Nach einer technisch feinen Pirouette und körperlicher Durchsetzungsfähigkeit ging der Abschluss des Franzosen aber knapp am Tor vorbei. Danach wurde der Senkrechtstarter von der Napoli-Defensive größtenteils abgemeldet. Kompletter Blackout, als er nach einer knappen Stunde, infolge eines üblen Tritts gegen Zambo Anguissa, regelkonform mit Rot vom Platz gestellt wurde. Note: 5,5

Einwechslungen bei der Eintracht

Ansgar Knauff (ab 69. für Buta)keine Bewertung mehr.

Rafael Borré (ab 69. für Lindström): keine Bewertung mehr.

Faride Alidou (ab 81. für Götze): keine Bewertung mehr.

Christopher Lenz (ab 90.+2 für Max): keine Bewertung mehr.

Eintracht-Noten von Steven Busch

Eintracht Frankfurt Neapel

(Photo by DANIEL ROLAND/AFP via Getty Images)

Lobotka sticht bei starker Kollektivleistung heraus: SSC Neapel in der Einzelkritik

Alex Meret: Dürfte sich ein bisschen gefühlt haben wie Manuel Neuer zu Guardiola-Zeiten in einem Bundesliga-Spiel gegen Paderborn. Musste lediglich ein einziges Mal eingreifen, und das in der Schlussphase bei einem harmlosen Schuss von Kamada. Seine Pässe brachte er allesamt an den Mann. Note: 3,0

Giovanni Di Lorenzo: In der Anfangsphase nicht zu 100 Prozent sauber, mit der Zeit aber immer stärker. Zeigte bei einem herausragenden Ball auf Kvaratskhelia, warum er in der Serie A der Spieler mit den meisten progressiven Pässen ist. Viel in den Spielaufbau eingebunden, beim 2:0 klasse mitgelaufen und blitzsauber vollendet. Note: 2,0

Amir Rrahmani: Nicht oft gefordert, wenn doch, zur Stelle. Stark außerdem in der Spieleröffnung, sechs seiner acht langen Zuspiele kamen an den Mann. Note: 2,5

Min-Jae Kim: Robust und durchsetzungsstark, sauber in der Zweikampfführung: An Napolis Abwehrchef war auch diesmal kein Vorbeikommen. Hatte alles im und um den eigenen Strafraum fest im Griff. Im Spielaufbau mit ähnlich starken Werten wie sein Nebenmann. Note: 2,0 

Mathias Olivera: Extrem wackelige Anfangsphase, wo er unter anderem einmal Lindström davonziehen ließ und zudem mit häufigen Fehlpässen den Ball herschenkte. Mit zunehmender Spieldauer weniger fehleranfällig, was aber auch daran lag, dass Frankfurt nichts mehr zu melden hatte. Glänzen konnte der Linksverteidiger heute zu keinem Zeitpunkt. Fällt im Vergleich zum Rest der Mannschaft ab. Note: 4,0

André-Frank Zambo Anguissa (bis 80.): Sehr robust gegen den Ball und mit mehreren wichtigen Defensivaktionen. Im Spiel mit Ball unterstützte er Lobotka beim Aufbau und beteiligte sich gut an Kombinationen. Leitete darüber hinaus das 2:0 ein, hätte auf kuriose Weise im Sitzen fast das 3:0 erzielt. Note: 2,5

Stanislav Lobotka: Eins, zwei kleine Wackler in der Anfangsphase. Riss das Spiel mit der Zeit an sich und dirigierte das Mittelfeld. Setzte seine Mitspieler mit starken Pässen in Szene, leitete so auch das 1:0 ein, dem eine seiner vielen Balleroberungen vorausgegangen war. Denn nicht nur im eigenen Ballbesitz, auch gegen den Ball wusste der Slowake zu glänzen. War gefühlt überall auf dem Platz und erstickte eine Vielzahl Frankfurter Offensivbemühungen früh im Keim. Man of the Match! Note: 1,5

Piotr Zielinski: Heute nicht ganz so auffällig wie die anderen Offensivspieler von Napoli, dafür machte der Pole viele Dinge gut, die auf dem ersten Blick vielleicht nicht auffallen mögen. So beteiligte er sich an vielen Kombinationen, lauerte in den Zwischenräumen und schlug gefährliche Standards. Gegen den Ball oft Pressing-Initiator, setzte seine Gegner früh unter Druck und provozierte Ballverluste. Note: 2,5

Hirving Lozano (bis 80.): Hatte in der ersten halben Stunde einen schweren Stand. Dann platzte der Knoten und Lozano bereitete der Eintracht so richtig Probleme. Erst mit einem eigenen Abschluss am Pfosten gescheitert, startete er kurz darauf mit perfektem Timing in die Tiefe, nahm das Zuspiel von Anguissa mit zwei Kontakten herausragend mit, ehe er Osimhen maßgeschneidert das 1:0 servierte. Auch in der Folge ein ständiger Gefahrenherd für den Gegner. Manko: Manchmal war Lozano etwas zu unpräzise in seinen Aktionen, traf zudem nicht immer die richtige Entscheidung. Das soll seine ingesamt starke Vorstellung aber nicht kaschieren. Note: 2,0

Victor Osimhen (bis 84.): Ähnlich wie Lozano hatte auch er in den ersten 30 Minuten zu kämpfen. Das lag daran, dass die Eintracht herausragende Arbeit gegen den Ball leistete und Osimhen praktisch überhaupt nicht zur Geltung kommen ließ. Bewies bei seinem Führungstreffer dann aber herausragendes Stellungsspiel und löste auch in der Folge Alarm beim Gegner aus, sobald er an den Ball kam. Note: 2,0

Kvicha Kvaratskhelia (bis 84.): Wie immer sehr quirlig und schwer zu greifen für den Gegner. Sein Problem war heute die Chancenverwertung: Den Elfmeter schoss er halbhoch und vergab, nach dem Seitenwechsel scheiterte er frei vor Trapp ein weiteres Mal aussichtsreich. Legte dann aber das 2:0 traumhaft mit der Hacke für Di Lorenzo auf, wonach kein Azzurri mehr den vergebenen Großchancen hinterhertrauerte. Note: 2,5

Einwechslungen bei Neapel

Eljif Elmas (80. für Lozano): keine Bewertung mehr.

Tanguy Ndombele (80. für Anguissa): keine Bewertung mehr.

Matteo Politano (84. für Kvaratskhelia): keine Bewertung mehr.

Giovanni Simeone (84. für Osimhen): keine Bewertung mehr.

Neapel-Noten von Michael Bojkov

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)


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