Europa League/Conference League: Das sind die Gegner von Leverkusen, Freiburg und Frankfurt

20. September 2023 | Spotlight | BY Yannick Lassmann

Abseits der Champions League treten noch drei weitere Bundesligisten auf internationaler Ebene an. Während Bayer Leverkusen in der Europa League auf vermeintliche Außenseiter trifft, darf sich der SC Freiburg mit renommierten Namen messen. Eintracht Frankfurt tritt derweil erstmals in der Conference League an und geht als klarer Favorit in die Vorrunde.

Europa League: Der Spielplan des SC Freiburg

Spieltag 1: Olympiakos Piräus – SC Freiburg (Do, 21.09., 21:00 Uhr)

Spieltag 2: SC Freiburg – West Ham United (Do, 05.10., 18:45 Uhr)

Spieltag 3: TSC Backa Topola – SC Freiburg (Do, 26.10., 18:45 Uhr)

Spieltag 4: SC Freiburg – TSC Backa Topola (Do, 09.11., 21:00 Uhr)

Spieltag 5: SC Freiburg – Olympiakos Piräus (Do, 30.11, 18:45 Uhr)

Spieltag 6: West Ham United – SC Freiburg (Do, 14.12., 21:00 Uhr)

SC Freiburg: Wegweisende Auftaktspiele

Mit einer bunten Mischung an Gegnern darf sich der SC Freiburg in der Gruppe A der Europa League auseinandersetzen. Einerseits duellieren sich die Breisgauer mit West Ham United, dem amtierenden Conference-League-Sieger, und Olympiakos Piräus, bis 2021 nahezu Dauergast in der Champions League, andererseits kommt es zum Vergleich mit TSC Backa Topola, einem Europa-League-Neuling.

Schon das erste Spiel am morgigen Donnerstag könnte die Reise des letztjährigen Bundesliga-Fünftplatzierten entscheidend beeinflussen. Denn er tritt auswärts bei Olympiakos Piräus an, womöglich der direkte Konkurrent im Kampf um das Weiterkommen. Der 47-fache griechische Meister hat seine besten Zeiten allerdings hinter sich. Von 1998 bis 2016 war der Traditionsklub noch Dauergast in der Champions League, seitdem qualifizierte er sich nur noch dreimal und schied jeweils in der Vorrunde aus. In der letzten Saison langte es sogar in der nationalen Liga lediglich für Rang drei. Eine herbe Enttäuschung, worauf die Verantwortlichen mit der Verpflichtung von gleich 18 Neuzugängen reagierten. Dazu gehören etwa Stefan Jovetic (33) oder der einst beim FC Bayern München aktive Omar Richards (25).

Sie sollen zur Besserung beitragen, genauso wie der im Sommer engagierte Trainer Diego Martinez (42), der zuvor in La Liga coachte. Martinez vertritt einen offensiven Ansatz, welcher in den bisherigen Pflichtspielen zu gefallen wusste. Aus acht Partien sprangen sechs zumeist überzeugende Siege heraus. Teile seines Kaders kennen den SC Freiburg bereits aus der vorangegangenen Saison. Dort kreuzten sich die Wege nämlich ebenfalls bereits in der Europa League. Der Bundesligist gewann bei Olympiakos, das immer auf die Unterstützung seiner fanatischen Fans bauen kann, mit 3:0. Das Rückspiel endete 1:1.

 

Wesentlich mehr Erfolg verbuchte West Ham United in den letzten Jahren. Seitdem David Moyes (60) am 29.12.2019 zeigt die Entwicklung fast durchgängig in eine positive Richtung. Zweimal qualifizierten sich die Hammers über die Liga für den Europapokal. Auf europäischer Ebene überzeugten sie auf ganzer Linie, scheiterten 2022 erst im Halbfinale der Europa League an Eintracht Frankfurt (1:2/0:1) und krönten sich in der abgelaufenen Spielzeit zum Conference-League-Champion. Jarrod Bowen (26) erzielte in der 90. Minute das umjubelte 2:1-Siegtor im Endspiel gegen die Fiorentina und sicherte damit den ersten Titel seit 43 Jahren.

Dieser machte eine überaus durchwachsene Premier-League-Spielzeit vergessen. Lange Zeit befand sich West Ham im Abstiegskampf, beendete die Saison letztlich aber auf Rang 14. Neuerliche Abstiegsgefahr scheint trotz des Abgangs von Schlüsselspieler Declan Rice (24) nicht zu drohen. Die über 115 Millionen Euro Ablöse wurden sinnvoll rehinvestiert, etwa in Spielgestalter James Ward-Prowse (28) oder den auch in Dortmund gehandelten Edson Alvarez (25). Zudem besteht weiterhin Verlass auf Leistungsträger wie Kurt Zouma (28), Bowen oder Michail Antonio (33).

Mehr Informationen zum Europapokal

Die große Unbekannte der Gruppe stellt der TSC Backa Topola, der wohl nur absoluten Fußballkennern ein Begriff war. Im letzten Spieljahr belegte er Rang zwei in der Meisterschaft, deutlich hinter Roter Stern Belgrad aber noch vor Partizan, dem zweiten großen Klub des Landes. Die Entwicklung entstand keineswegs zufällig. Denn der Verein aus dem 30 Kilometer von der ungarischen Grenze liegenden Backa Topola erhält massive finanzielle Unterstützung, und zwar durch den ungarischen Fußballverband, welcher eng mit der ungarischen Regierung verhandelt ist. Sie zeigte sich verantwortlich für den Bau des neuen Stadions für 4.500 Zuschauende, sowie des Trainignszentrum verbunden mit einer Jugendakademie, wovon der Klub mittlerweile enorm profitiert.

Mit Petar Ratkov (20) wechselte im Sommer ein Eigengewächs für fünf Millionen Euro zu RB Salzburg. Trainer Zarko Lazetic (41) gelang es in den vergangenen Jahren immer wieder, junge Spieler weiterzuentwickeln. Die Europa-League-Teilnahme ist der bisherige Höhepunkt der Vereinsgeschichte. Eine große Chance dürfte Backa Topola, dessen 15.000 Einwohner zur Hälfte ethnische Ungarn sind, eher nicht haben. In der Champions-League-Qualifikation war der TSC gegen Sporting Braga chancenlos (0:3/1:4).

Europa League: Der Spielplan von Bayer Leverkusen

Spieltag 1: Bayer Leverkusen – BK Häcken (Do, 21.09., 18:45 Uhr)

Spieltag 2: Molde FK – Bayer Leverkusen (Do, 05.10., 21:00 Uhr)

Spieltag 3: Bayer Leverkusen – Qarabag Agdam (Do, 26.10., 21:00 Uhr)

Spieltag 4: Qarabag Agdam – Bayer Leverkusen (Do, 09.11., 18:45 Uhr)

Spieltag 5: BK Häcken – Bayer Leverkusen (Do, 30.11., 21:00 Uhr)

Spieltag 6: Bayer Leverkusen – Molde FK (Do, 14.12., 18:45 Uhr)

Bayer Leverkusen: Der Gruppensieg als Muss

Bayer Leverkusen legte einen prächtigen Saisonstart hin und gilt nach den ersten Eindrücken als ernstzunehmender Meisterschaftsaspirant. Noch wesentlich realistischer erscheint der Gewinn der Europa-League-Gruppe H. Die Kontrahenten namens Molde FK, BK Häcken und Qarabag Agdam stammen aus Ligen, die in der UEFA-Fünfjahreswertung auf den Plätzen 15, 22 sowie 29 zu finden sind.

Zum Auftakt gastiert mit dem BK Häcken, ein Europa-League-Rookie, in der BayArena. Nach vielen vergeblichen Versuchen qualifizierte sich der schwedische Vetreter erstmals für die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs, schaltete dabei unter anderem den FC Aberdeen aus. Der aus Göteborg stammende Klub erlebt derzeit die beste Phase seiner Vereinsgeschichte. 2022 gewann er erstmals die im Kalenderjahr ausgespielte nationale Meisterschaft, wobei die Titelverteidigung angesichts von zwei Punkten Rückstand bei noch sieben ausstehenden Spielen noch möglich erscheint. Darüber hinaus folgte im Mai der Gewinn des schwedischen Pokals.

Als Architekt des Erfolgs gilt Trainer Per-Mathias Høgmo (63). Seit seinem Amtsantritt nahm Häcken eine steile Entwicklung nach oben. Dies spiegelte sich auch im Handeln auf den Transfermarkt nieder. Im Sommer verpflichtete BK den Angreifer Srdjan Hrstic (20) für die Rekordsumme von 1,5 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor gab der amtierende Meister nicht einen Cent an Ablöse auf dem Transfermarkt aus. Als Säulen des Kaders gelten der mal drei Jahre für den 1. FC Nürnberg auflaufende Even Hovland (34), Keeper Peter Abrahamsson (35) und Samuel Gustafson (28). Die herausragenden Offensivakteure Benié Traore (20/Sheffield United) und Ibrahim Fadiq (23/AZ Alkmaar) zog es dagegen fort. Sie dürften bei den internationalen Auftritten schmerzlich vermisst werden. Dennoch herrscht große Vorfreude im Klub. Die 7.000 Plätze fassende Bravida Arena dürfte stets ausverkauft sein.

Obwohl der Marktwert des Kaders (21,75 Millionen Euro) nochmals geringer als in Häcken ausfällt, weist Molde FK – die Karriere von Erling Haaland (23) nahm dort ihren Lauf – wesentlich mehr internationale Erfahrung vor. Schon mehrfach sprang die Qualifikation für die Europa League heraus. 2021 gelang sogar der Sprung ins Achtelfinale, nachdem zuvor die TSG Hoffenheim ausgeschaltet wurde. International konkurrenzfähig zeigte sich der norwegische Meister auch in der laufenden Saison. In den Play-Offs zur Champions League gestaltete er beide Begegnungen mit Galatasaray (2:3/1:2) eng und musste erst in letzter Minute die Hoffnungen auf die erstmalige Teilnahme an der Königsklasse begraben.

(Photo by Ahmad Mora/Getty Images)

Im Anschluss an diese Spiele verließen mit Old Brynhildsen (24/FC Midtjylland) und Sven Mannsverk (21/Ajax) zwei Leistungsträger den Verein. Andere Spieler, die durchaus Perspektive besitzen, etwa Emil Breivik (23), blieben dem auf Kontinuität bauenden Molde treu. Einen kleinen Vorteil dürfte die Mannschaft von Erling Moe (53) haben. Sie absolviert ihre Heimspiele im Aker Stadion, das nicht gerade für prächtige Atmosphäre bekannt ist, nämlich auf Kunstrasen.

Die Anhänger von Bayer Leverkusen dürften schon während ihrer Touren nach Skandinavien neue Erfahrungen sammeln. Das größte Abenteuer wird jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach die Reise zu Qarabag Agdam, deren Strecke über 4.000 Kilometer beträgt, bringen. Der aserbaidschanische Meister zählt mittlerweile zu den Stammgästen in europäischen Gruppenphasen, war dort seit 2020 stets vertreten und erreichte sogar mehrfach die Zwischenrunde der Conference League. In der aktuellen Spielzeit  erwies sich sich in der Champions-League-Qualifikation der polnische Champion Raków Czestochowa als zu stark. Über Umwege gelang die Qualifikation für die Europa League, wo im Vorjahr Siege gegen Piräus und den FC Nantes gefeiert wurden.

In dem mit acht Ü30-Spielern besetzten Kader von Urban Qurbanov (51), seit 2008 als Cheftrainer tätig, finden sich zahlreiche aserbaidschanische Nationalspieler, jedoch auch der bis Sommer noch in Leverkusen unter Vertrag stehende Andrey Luven (31) sowie mehrere Brasilianer. Eine zentrale Rolle nimmt Júlio Romao (25) im Mittelfeld ein. Offensiv sollen der Albaner Redon Xhixha (25), Juninho (26) oder Abdullah Zoubir (31) Akzente setzen.

Conference League: Der Spielplan von Eintracht Frankfurt

Spieltag 1: Eintracht Frankfurt – FC Aberdeen (Do, 21.09.23, 18:45 Uhr)

Spieltag 2: PAOK Saloniki – Eintracht Frankfurt (Do, 05.10.23., 21:00 Uhr)

Spieltag 3: Eintracht Frankfurt – HJK Helsinki (Do, 26.10.23, 21:00 Uhr)

Spieltag 4: HJK Helsinki – Eintracht Frankfurt (Do, 09.11.23., 18:45 Uhr)

Spieltag 5: Eintracht Frankfurt – PAOK Saloniki (Do, 30.11.23, 21:00 Uhr)

Spieltag 6: FC Aberdeen – Eintracht Frankfurt (Do, 14.12.23, 18:45 Uhr)

Eintracht Frankfurt: Setzt sich die europäische Party fort?

Mit einer 0:3-Niederlage bei der SSC Napoli und ohne die Unterstützung der eigenen Fans – aufgrund einer Auswärtssperre – endeten für Eintracht Frankfurt die Feiertage auf internationaler Bühne doch recht ernüchternd. Ebenso wenig zufriedenstellend verlief die Rückserie, die aber letztlich das Erreichen der Conference League brachte, wo auf die SGE-Unterstützer, die auch in Europas Drittklassigkeit ihr gesamtes Können abrufen werden, neue spannende Reiseziele zukommen. Zudem winken stimmungsvolle Duelle mit dem FC Aberdeen, PAOK Saloniki und HJK Helsinki.

Im Auftaktspiel der Gruppe G treffen zwei Europapokalsieger aufeinander. Während Eintracht Frankfurt nach 1980 auch 2022 sich den Titel sicherte, liegen die Sternstunden des FC Aberdeen weit zurück. 1983 gewann er unter der Leitung eines gewissen Sir Alex Ferguson (81) den Europapokal der Pokalsieger. Im Finale rangen The Dorns Real Madrid nieder. Daran ist heute nicht mehr zu denken. Schon die Qualifikation für die Conference League stellt einen zuletzt vor 15 Jahren erbrachten Erfolg dar, der momentan nur schwer wiederholbar scheint. In der Liga liegt Aberdeen mit mageren zwei Zählern auf dem vorletzten Platz.

Barry Robson (44), im Vorjahr als Interimstrainer höchst erfolgreich und mit großem Anteil an Rang drei, muss sich schon wieder kritische Fragen gefallen lassen. Insbesondere das Scheitern in der der letzten Play-Off-Runde zur Europa League an Häcken (2:2/1:3). Abgänge von Leistungsträgern wie Ross McCrorie (25) oder Ylber Ramadani (27) konnten bislang nicht kompensiert werden. Der FCA zeigte sich defensiv anfällig und blieb offensiv harmlos. Bojan Miovski (24), der in der vergangenen Spielzeit mit Duk (23) ein exzellent harmonierendes Sturmduo bildete, erzielte zwei der drei Ligatore, dürfte aber in Europa noch mehr unter den fehlenden Zuspielen leiden.

Ebenso wie der FC Aberdeen lockt PAOK Saloniki mit begeisterungsfähigen Anhängern, die das Stadion Toumba regelmäßig zum Kochen bringen. In der vergangenen Saison hatten die Fans allerdings nicht viel zu lachen. In der nationalen Liga setzte es lediglich den vierten Platz. International langte es nicht einmal für die Vorrunde der Conference League. Dies sah vor zwei Jahren noch ganz anders aus, als der griechische Traditionsverein bei der ersten Aufgabe des neugeschaffenen UEFA-Wettbewerbs erst im Viertelfinale an Olympique Marseille scheiterte.

(Photo by SAKIS MITROLIDIS/AFP via Getty Images)

Dorthin soll der Weg wieder führen. Der seit 2021 von Razvan Lucescu (54) gelenkte Kader weist durchaus Qualität auf. Andrija Zivkovic (27), der vor einigen Jahren von Benfica kam, netzte im noch jungen Saisonverlauf schon sechsmal ein, hatte entscheidenden Anteil am jeweils souveränen Weiterkommen gegen Beitar Jerusalem, Hajduk Split und die Hearts of Midlothian. Auf der Rechnung sollten die Kontrahenten auch Taison (35) haben, der bei Shakhtar Donetsk seine beste Zeit erlebte. Darüber hinaus kann PAOK auf eine kompakte Defensive zurückgreifen. Keeper Dominik Kotarski (23) verbuchte in der Vorsaison 18 Zu-Null-Spiele, woran er in der Conference League anknüpfen möchte.

Die Außenseiterrolle in der Gruppe G nimmt HJK Helsinki ein, was sich schon am Kadermarktwert von gerade einmal acht Millionen Euro ablesen lässt. In Finnland ist der Klub führend, gewann schon 37-mal den Meistertitel. Auch international befindet er sich im Aufwind. Zum dritten Mal in Folge qualifizierte sich HJK für die Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs. Auf dem Weg dorthin unterlag Helsinki in der Champions-League-Qualifikation Molde (1:0/0:2) und in der Qualifikation zur Europa League Qarabag Agdam (1:2/1:2), ehe ein 2:0 über Farul Constanta die Teilnahme an der Conference League brachte.

Somit darf sich der aktuelle Tabellenführer der Veikkausliga wieder mit prominenten Namen messen. Der Kader besteht aus vielen Unbekannten, hauptsächlich aus Finnland stammenden Akteuren. Heraus sticht der treffsichere Bojan Raduolvic (23). Dazu könnte Eigengewächs Matti Peltola, der in der Innenverteidigung an der Seite von Kapitän Miro Tenho (28) oder auf der Sechs eingesetzt werden kann, eine vielversprechende Zukunft vor sich haben. Eintracht Frankfurt betritt in Helsinki übrigens kein komplettes Neuland. Vor einem Jahr verlor es vor über 30.000 Zuschauenden im Olympiastadion das Finale des europäischen Supercups mit 0:2. Beim diesjährigen Gastspiel in der Bolt Arena können höchsten 10.770 Fans zusehen.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Yannick Lassmann

Rafael van der Vaart begeisterte ihn für den HSV. Durchlebte wenig Höhen sowie zahlreiche Tiefen mit seinem Verein und lernte den internationalen Fußball lieben. Dem VAR steht er mit tiefer Abneigung gegenüber. Seit 2021 bei 90Plus.


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