Europa League | Ein brisantes Wiedersehen und das vorgezogene Finale?

13. April 2023 | Vorschau | BY Niels Kunicke

Vorschau | Die Wochen der Wahrheit im europäischen Fußball stehen an. Nachdem in der Champions League die ersten Viertelfinalpartien bereits gespielt sind, warten heute die Viertelfinal-Hinspiele der Europa League auf uns. Wir blicken auf ein Wiedersehen mit Revanche-Potenzial, eine südeuropäische Paarung sowie das Duell zweier ehemaliger Titelträger.

Europa League: ManUnited gegen Rekordchampion gefordert, italienische Klubs favorisiert?

Feyenoord Rotterdam – AS Roma (18:45 Uhr)

Das erste Spiel des Abends schrieb im Vorfeld vor allem abseits des Platzes Schlagzeilen. So beschloss das italienische Innenministerium den niederländischen Fans im Rückspiel den Zutritt ins Stadion zu verbieten. Grund dessen sind die jüngsten Ausschreitungen in Neapel zwischen Heimfans und den angereisten Frankfurtern sowie gewaltsame Aktionen von Feyenoord-Hooligans vor einigen Jahren in Rom. Die Szenen in Neapel zeigen jedoch, dass ein solches Verbot die Stimmung durchaus noch zusätzlich erhitzen kann anstatt gegenteiliges zu bewirken. Bereits im Hinspiel wird es daher vermutlich nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen, heiß hergehen.

Rein sportlich betrachtet könnte die AS Roma als aktuell Tabellendritter der Serie A als Favorit betitelt werden. Und auch die letzte Begegnung der beiden Teams lässt diesen Schluss zu: Im vergangenen Jahr standen sich die Teams im Europapokal gegenüber, damals noch eine Etage tiefer in der Conference League. Doch es war nicht irgendeine Partie sondern das Finale, welches das Team von Starcoach Jose Mourinho (60) mit 1:0 gewann. Dementsprechend sind die Niederländer auf Revanche aus. Ein Blick auf die Rotterdamer Mannschaft gestaltet die Favoritenfrage allerdings wieder deutlich offener. Denn Feyenoord ist die Mannschaft der Stunde in den Niederlanden. In der Eredivisie steht die Elf von Arne Slot (44) acht Punkte vor dem großen Ajax an der Spitze und ist kurz davor, überraschend die Meisterschaft zu gewinnen. Das Team hat die letztjährigen Abgänge als Einheit gut kompensiert und präsentiert sich bereits seit Monaten sehr formstark. Es dürfte somit auf allen Ebenen ein heißer Tanz für die Roma werden.

Europa League: Feyenoord Rotterdam

Bereits in der Gruppenphase der Europa League wurden die Feyenoord-Fans aus dem Stadion verbannt (Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Juventus – Sporting CP (21:00 Uhr)

Auch in der zweiten Partie mit italienischer Beteiligung können die Norditaliener zunächst als Favorit ausgemacht werden. Doch bei Juventus läuft diese Saison keineswegs alles nach Plan. Aufgrund von Bilanzfälschungen wurden dem ehemaligen Serienmeister 15 Punkte abgezogen. In der Liga steht man daher nur auf dem siebten Rang (ohne Abzug wäre die Alte Dame auf dem zweiten Platz) und muss generell um den Einzug ins internationale Geschäft bangen. Die Champions-League-Plätze sind bereits acht Punkte entfernt und aus eben jenem Wettbewerb ist man bereits in der Gruppenphase ausgeschieden. Daher spielen die Turiner mittlerweile in der Europa League und hoffen, sich mit dem Turniersieg doch noch für die Champions League zu qualifizieren. Die Alte Dame nimmt den Wettbewerb daher durchaus sehr ernst, was im Achtelfinale nicht zuletzt auch der SC Freiburg zu spüren bekam.

Doch das gilt auch für Gegner Sporting. Die Lissaboner sind in der heimischen Liga nur Vierter und haben ebenfalls bereits fünf Punkte Rückstand auf einen Qualifikationsplatz zur Champions League. Auch für sie könnte ein Titelgewinn somit doppelt wertvoll sein. Und die Portugiesen reisen durchaus selbstbewusst nach Turin. Seit nunmehr elf Spielen sind die Löwen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen. Im Achtelfinale der Europa League schaltete das Team spektakulär Titelanwärter Arsenal im fremden Stadion per Elfmeterschießen aus. Sporting hat somit bereits gezeigt, dass es mit vermeintlich überstarken Teams mithalten und diese auch niederringen kann.



Manchester United – FC Sevilla (21:00 Uhr)

Es ist die wohl attraktivste Paarung der K.O.-Runde: Mit Manchester United und dem FC Sevilla kommt es zu einem Duell, das stark den Flair eines Finals aufweist. Manchester United gewann selbst bereits 2017 den Titel, grundsätzlich sehen sich die Briten nach ihrem Selbstverständnis hingegen in der Königsklasse zu Hause. Der FC Sevilla gewann den Titel hingegen sogar schon sechsmal. Damit sind die Andalusier Rekordchampion des Wettbewerbs. Zwischenzeitlich holten sie die Trophäe sogar dreimal in Folge.

Manchester United liegt in der Liga auf Champions-League-Kurs (vierter Platz), hat mit dem Titelkampf jedoch wiederholt nichts zu tun. In den Pokalwettbewerben präsentieren sich die Red Devils hingegen wie ein Spitzenteam. Während der League Cup bereits gewonnen wurde, steht man im FA-Cup im Halbfinale und schaltete in der Europa League schon den FC Barcelona und zuletzt Sevillas Stadtrivalen Betis aus. Der FC Sevilla steckt hingegen national in einer dauerhaften Krise. Statt in der Liga um die Champions League zu spielen, befinden sich die Südspanier auf dem 13. Tabellenplatz und bangen um den Klassenerhalt. Zwischenzeitlich standen sie sogar schon auf einem Abstiegsplatz, was die Entlassung von Trainer Sampaoli zur Folge hatte, welcher selbst erst im Laufe dieser Saison auf Lopetegui folgte. International könnte man hingegen meinen, dass alles nach Plan läuft. Nachdem Sevilla fast schon traditionell in der Champions-League-Gruppenphase den dritten Rang (hinter ManCity und Dortmund) belegte, ging es in der geliebten Europa League weiter. Hier schalteten die Spanier erst die PSV Eindhoven und anschließend Fenerbahce aus.

In der vom Endspielflair angehauchten Partie stellt sich somit die Frage, ob sich die wettbewerbsübergreifende Qualität der Red Devils oder doch die Abgeklärtheit der Andalusier in der Europa League durchsetzt.

 

Zur Partie von Bayer Leverkusen gegen Union Saint-Gilloise findet ihr selbstverständlich einen eigenständigen Vorschau-Artikel auf unserer Plattform.

(Photo by FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images)

Niels Kunicke


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