Europa League: Leverkusen und Union wollen Favoritenrolle gerecht werden

9. März 2023 | News | BY Manuel Behlert

Das Achtelfinale in der UEFA Europa League steht auf dem Programm. Bayer 04 Leverkusen und der FC Union haben im Gegensatz zum SC Freiburg, der auf Juventus Turin trifft, sehr machbare Lose gezogen. Doch möglicherweise liegt genau hierin die Gefahr.

Beide Klubs aus der Bundesliga haben sich in der letzten Runde der Europa League gegen namhafte Gegner durchgesetzt. Bayer 04 Leverkusen bezwang die AS Monaco nach Elfmeterschießen, der FC Union belohnte sich für ein engagiertes Rückspiel und beförderte Ajax aus den Niederlanden am Ende deutlich aus dem Wettbewerb. Nun wartet Ferencvaros aus Ungarn auf die Werkself, Union bekommt es zum zweiten Mal in dieser Saison mit Union Saint-Gilloise zu tun.

Leverkusen: Vorsicht vor Ferencvaros

In der Zwischenrunde hatte es Bayer 04 Leverkusen nicht einfach, musste gegen die AS Monaco erst Moral, später gute Nerven zeigen. Beides gelang aber, nun wartet Ferencvaros aus Ungarn auf die Werkself. Über die Rollenverteilung muss nicht diskutiert werden, Leverkusen ist klar favorisiert. „Wir haben das Ziel vor Augen, ins Finale zu kommen“, stellte Offensivkünstler Florian Wirtz vor dem Spiel bereits klar. Damit ist die Marschroute ausgegeben, Ferencvaros soll nur eine Durchgangsstation sein. Schon im Heimspiel will die Werkself die Dinge in die richtige Richtung lenken. Doch Trainer Xabi Alonso (40) warnte schon vor den Ungarn: „Sie haben das gleiche Niveau wie zuletzt Monaco. Wir haben Respekt vor Ferencvaros.“

Dieser ist auch durchaus berechtigt. Mit 50 Punkten aus 22 Spielen führt der Gast die Tabelle in der heimischen Liga an, Trainer Stanislav Cherchesov (59) ist ein alter Hase, der einige Kniffe im Repertoire hat. Noch dazu holten die Ungarn in der Gruppenphase vier Punkte gegen Monaco und den Gruppensieg vor den Franzosen. Außerdem hat Ferencvaros seit elf Pflichtspielen kein Spiel mehr verloren, auch wenn die ungarische Liga natürlich nicht mit der Bundesliga zu vergleichen ist. 

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Große Stars fehlen wenig überraschend im Kader der Ungarn, das Kollektiv kann sich aber durchaus sehen lassen. Muhamed Besic (30) ist beispielsweise ein bundesligabekannter Mittelfeldspieler, auch Kristoffer Zachariassen (29), Nikolai Frederikes (22) oder Adama Traore (27) dürften dem ein oder anderen Fußballfan ein Begriff sein. Die Formation der Wahl ist ein 4-2-3-1-System, das nicht allzu raffiniert ist, aber seinen Zweck erfüllt. Die Cherchesov-Elf steht gerne kompakt und versucht dann, schnell nach vorne zu spielen. 

Aus diesem Grund kommt es für Leverkusen vor allem auf die gute Balance an. Die zuletzt immer wieder verwendete Formation mit drei Innenverteidigern könnte Leverkusen helfen, diese Balance herzustellen. Dass die Offensive um Wirtz in der Lage ist, gegen jeden Gegner zu treffen und auch binnen 20 oder 30 guten Minuten mehrfach in Erscheinung treten kann, ist außerdem ein Faktor, der für die Bundesligamannschaft spricht. Patrik Schick (27) nähert sich außerdem immer mehr seiner besten Form.

Mögliche Aufstellungen

Bayer Leverkusen: Hradecky – Tapsoba, Tah, Hincapie – Frimpong, Demirbay, Amiri, Bakker – Wirtz, Diaby – Schick (Azmoun)

Ferencvaros: Dibusz – Botka, S. Mmaee, Knoester, Civic – Esiti, Zachariassen – Traoré, Gojak, Nguen – R. Mmaee



FC Union: Geht der Traum in der Europa League weiter?

„Die schon wieder“: Das werden sich wohl beide Teams gedacht haben, als in Nyon die Lose gezogen wurden und zum zweiten Mal in dieser Saison der FC Union aus Berlin dem belgischen Vertreter Union Saint-Gilloise zugelost wurde. Schon die Gruppenspiele waren alles andere als einfach. „Sie haben gegen uns eine defensivere Haltung gezeigt, sich weit zurückfallen lassen. Wir haben uns da wirklich schwergetan, uns Möglichkeiten zu erarbeiten“, erinnert sich Urs Fischer (57). Im gleichen Atemzug teilte der Trainer der Köpenicker mit, dass man sich etwas einfallen lassen werde, um gut vorbereitet zu sein und die Weichen schon im Hinspiel auf Weiterkommen stellen zu können.

Doch dafür muss Union hart arbeiten. Denn gerade zum jetzigen Zeitpunkt durchlaufen die Köpenicker ein kleines Formtief, haben in der Liga dreimal nacheinander weder gewonnen noch ein Tor erzielt. Viele Flanken und wenig Ertrag, so ließen sich die letzten Spiele der Fischer-Elf gut zusammenfassen. Dass jetzt gerade ein Team wartet, das für Union genau dieser Gegner sein kann, der Union selbst für die großen Namen sein will, macht die Lage nicht leichter. Saint-Gilloise steht in Belgien auf Platz zwei in der Liga, gewann die Generalprobe und liebt die Außenseiterrolle.

Union Europa League

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Zwar kann auch dieses Team nicht die großen Stars aufbieten, aber Spieler wie Simon Adingra (21), Yorbe Vertessen (22) oder Victor Boniface (22) in der Offensive benötigen nicht viel, um für Gefahr zu sorgen. Die Mischung aus Dynamik und Geschwindigkeit macht die Offensive so gefährlich, außerdem kann die Defensive verschiedene Formationen spielen und den Aufbau sowie das Spiel gegen den Ball mal aggressiver, mal passiver gestalten. Das führt dazu, dass ein Spiel mehrere Phasen hat die sich deutlich voneinander unterscheiden. Wachsam müssen die Köpenicker in diesem Fall also immer sein. 

Der Schlüssel zum Sieg wird sein, präziser zu agieren als in den letzten Spielen. Vieles war Zufall, Union gewann die zweiten Bälle eben nicht mehr automatisch, die Abstände waren zu groß. Mit einer besseren Grundordnung und klarerem Spiel in das letzte Drittel kann Union die eigenen Vorteile sehr gut ausspielen. Noch dazu könnte das für mehr ruhende Bälle sorgen, die ohnehin eine Waffe der Köpenicker sind. Je weiter die Hausherren im Hinspiel aber von ihrem Optimum entfernt sind, desto schwieriger wird es, die unangenehm aufspielenden Belgier zu bezwingen.

Mögliche Aufstellungen

FC Union: Rönnow – Doekhi, Leite, Knoche – Trimmel, Haberer, Khedira, Laidouni, Roussillon – Becker, Jordan

Saint-Gilloise: Moris – Sykes, van der Heyden, Kandouss – Lapoussin, Lynen, Amani, Tema, Adingra – Boniface, Vertessen

(Photo by Martin Rose/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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