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Gruppensieg nach vier Spielen: Was der FC Bayern aus dem Hinspiel gegen Galatasaray gelernt hat

9. November 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der FC Bayern gewann am Mittwochabend mit 2:1 gegen Galatasaray. Es war ein hart umkämpfter, aber verdienter Sieg, der am Ende aufgrund der Niederlage von Manchester United in Kopenhagen sogar den Gruppensieg bedeutete. Doch wie kam dieser Sieg zustande?

FC Bayern lernt aus den Fehlern des Hinspiels

Das Hinspiel des FC Bayern bei Galatasaray war eine besondere Erfahrung. Die Lautstärke auf den Rängen und das aggressive, wilde Pressing der türkischen Mannschaft sorgten dafür, dass der Rekordmeister lange Probleme hatte, erst am Ende zuschlagen und 3:1 gewinnen konnte. Was die Lautstärke der Fans anging, konnte das Spiel in München nicht mit dem Erlebnis aus dem Hinspiel mithalten, auch wenn einige türkische Zuschauer im Stadion waren und versuchten, ihr Team nach vorne zu peitschen. Das Pressing war ebenfalls ansatzweise so riskant wie im Hinspiel, aber weniger effizient. Das hatte mehrere Gründe: Bayern ließ sich deutlich weniger von der aggressiven Herangehensweise beeindrucken, spielte häufiger sauber aus der eigenen Defensive heraus und erarbeitete sich die Räume, die für eigene Angriffe notwendig waren.



Deswegen war in der ersten Halbzeit auch nichts von einer Duplizität der Ereignisse des Hinspiels zu sehen. Ja, Galatasaray setzte Bayern früh unter Druck und konnte auch einige Bälle erobern, aber dann eben nicht mit der Konsequenz nach vorne spielen, wie es im Hinspiel der Fall war. Dass die Türken bis zur 40. Minute nur Halbchancen hatten, sprach für die Defensivarbeit des Rekordmeisters. Dayot Upamecano und Kim min-jae spielten weitgehend klar, bauten konstruktiv auf und gewannen die wichtigsten Zweikämpfe. Auch das Mittelfeldzentrum trug seinen Teil dazu bei, dass die Fehler aus dem Hinspiel, als sich Bayern auf die Hektik im Spiel einließ, nicht wiederholten.

Bayern Galatasaray

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Konkret: Joshua Kimmich forderte viele Bälle, hatte die meisten Ballaktionen und Pässe. Und dabei verschleppte er das Tempo nicht, sondern er trennte sich rechtzeitig von dem Spielgerät, was die Fluidität im Spiel des FC Bayern aufrecht erhielt. Leon Goretzka versteckte sich im eigenen Ballbesitz nicht, sondern trieb die Bälle immer wieder nach vorne. Das sorgte dafür, dass die Gala-Spieler im Mittelfeld viel laufen und vor allem sprinten mussten. Bayern spielte Galatasaray bis zur Phase nach der Musiala-Verletzung nicht in die Karten, sondern dominierte die Partie. Um eben jene schwierigen Momente aus dem Hinspiel zu verhindern. Das gelang über weite Strecken sehr gut, Bayern ließ weniger zu, kam seltener in kritische Phasen, spielte flacher, sauberer aus der Defensive heraus.

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Bayern übersteht die schwierige Phase

Es gehört zur Entwicklung einer Mannschaft, sich auch durch knifflige Situationen und Phasen zu manövrieren. Während in der ersten Halbzeit „nur“ das Tor fehlte, waren die ersten Minuten in der zweiten Halbzeit zu hektisch. Bayern wusste, was gegen Galatasaray zu tun war, schaffte es aber zunehmend nicht, seriös aus den Pressingsituationen herauszuspielen. Trainer Thomas Tuchel musste mehr gestikulieren, der Rekordmeister mehr Aufwand betreiben, um die Defensive zu stabilisieren. Wichtig war, dass die schwierige Phase, in der Galatasaray guten Zugriff hatte und auch ein Abseitstor erzielte, zu überstehen.

In der Schlussphase der Partie ergab sich dann aber doch eine Parallelität zum Hinspiel: Der FC Bayern erzielte in den richtigen Momenten die Tore. Das 1:0 von Harry Kane fiel beispielsweise erst nach knapp 80 Minuten, das 2:0 gar erst in der absoluten Schlussphase. Galatasaray erzielte nur noch den Anschlusstreffer, was nicht verhinderte, dass der Rekordmeister schon jetzt als Gruppensieger feststeht. Das Ergebnis war am Ende knapper als im Hinspiel, die Leistung aber reifer. Weil der Plan, Galas Pressing konsequenter zu überspielen, besser war. Lediglich die Umsetzung im letzten Drittel hakte an der ein oder anderen Stelle.

Ist Bayern aktuell auf einem guten Weg? Auf jeden Fall. Sind die kleinen Konstanzdellen in den Spielen ein Problem? Mitunter ja. Aber sie sind erklärbar. Upamecano ist ein gutes Beispiel, er wurde nach Verletzung zweimal in wenigen Tagen an das Maximum der Belastung gebracht und musste jeweils früher vom Feld. Aber der FC Bayern übersteht das derzeit, so wie er auch die Druckphase von Galatasaray überstanden hat. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Und wer weiß, vielleicht schweißt das den Rekordmeister ja noch weiter zusammen. Von einer gänzlich fehlenden Weiterentwicklung oder einer ausbleibenden Fehlerbehebung kann jedenfalls keine Rede sein. Auch, wenn kleine Baustellen bleiben.

(Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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