Diese magische Nacht beim „Heimspiel“ in Barcelona wird kein Frankfurter jemals vergessen. Mehr als 30.000 in weiß gekleidete Eintracht-Fans übernahmen am 14. April 2022 erst die Stadt und dann das Camp Nou, auf dem Rasen demütigten Ansgar Knauff und Co. das Starensemble der Katalanen – und machten damit einen vorentscheidenden Schritt auf dem Weg zum Thron der Europa League. Doch gut dreieinhalb Jahre später ist für das Wiedersehen in der Königsklasse alles anders.
Das Gastspiel am Dienstag (21.00 Uhr/Prime Video) beim Team von Hansi Flick könnte zum Albtraum werden. Die Fan-Unterstützung auf der Baustelle des Camp Nou dürfte angesichts der Vorsichtsmaßnahmen von Barca keineswegs auf dem Niveau von 2022 sein, zudem droht sportlich eine Klatsche. Denn während die SGE mit nun 29 Gegentoren durch das 0:6 in Leipzig zur Schießbude der Bundesliga avancierte, erzielten die Katalanen in der heimischen Liga in den vergangenen sechs Spielen immer mindestens drei Treffer.
Frankfurt will irgendwie in die Spur finden
„Mit der Leistung aus der zweiten Halbzeit brauchen wir in Barcelona nicht auftreten“, warnte Kapitän Robin Koch nach der Leipzig-Blamage: „Ich hoffe, das weiß auch jeder bei uns im Team.“ Ansonsten ist gegen Lamine Yamal, Robert Lewandowski und Co. der nächste Tiefschlag vorprogrammiert. Bei einer weiteren heftigen Pleite droht nicht nur der letzte Rest an Selbstvertrauen zu verschwinden, auch die Kritik an Trainer Dino Toppmöller würde weiter wachsen.
Wie er seine Mannschaft nach der Abreibung in Leipzig auf Linie brachte, verschwieg der Coach. Er werde „keine Einblicke geben, was bei uns hinter verschlossenen Türen in den letzten zwei Tagen passiert ist“, sagte Toppmöller vor dem Barca-Spiel. Nach so einer Klatsche müsse er aber „Dinge ansprechen und mal den Finger in die Wunde legen“.
Öffentlich erhielt der 45-Jährige zuletzt von Sportvorstand Markus Krösche zwar Rückendeckung, doch so langsam muss er wieder Ergebnisse liefen – und vor allem für Stabilität sorgen. Die gewohnt emotionale Frankfurter Medienlandschaft wird bereits unruhig. Toppmöller wollte den Nackenschlag von Leipzig wie so häufig als Mutmacher nutzen. „Es gilt, eine Reaktion zu zeigen, aufzustehen“, forderte der Coach und kündigte an: „Das werden wir tun.“
Doch von einer Leistung, die an den legendären 3:2-Sieg der Frankfurter aus dem Jahr 2022 erinnert, könnte seine Mannschaft aktuell kaum weiter entfernt sein. Nach einem 1:1 im heimischen Stadion zog die Eintracht damals mit dem sensationellen Auswärtserfolg im Rückspiel ins Halbfinale ein – die Bilder der einzigartigen Fan-Invasion gingen um die Welt. Dem versuchen die Katalanen diesmal mit allen Mitteln einen Riegel vorzuschieben.
„Wir wollen unser Stadion zu einer Festung der eigenen Fans machen“, hieß es in einem Aufruf. Bis auf das Gästekontingent gingen Tickets nur an Vereinsmitglieder, bei einem Weiterverkauf drohen strenge Sanktionen. Diesbezüglich werde es auch verschärfte Kontrollen geben, teilte Barca mit. Doch auch als klassisches Auswärtsspiel soll das Duell zum Highlight werden. „Für mich ist es ein Traum, dort zu spielen – und für die Fans sicher auch“, betonte Koch.
Damit allerdings der Traum von der K.o.-Runde in der Königsklasse nicht frühzeitig platzt, benötigt die Eintracht auch beim schier übermächtigen Gegner etwas Zählbares. Schließlich liegt Frankfurt schon jetzt zwei Zähler hinter dem letzten Play-off-Platz. Nach dem Barca-Kracher bleiben bloß zwei weitere Chancen.

