Napoli trifft auf Barcelona: Das Duell der strauchelnden Meister

21. Februar 2024 | Vorschau | BY Philipp Overhoff

Das Achtelfinal-Duell zwischen der SSC Neapel und dem FC Barcelona gleicht dem Aufeinandertreffen zweier Sorgenkinder. Beide Klubs durchleben turbulente Spielzeiten, was arg mit der jeweiligen Trainersituation verknüpft ist. 

CL: Die letzte Titelchance für Napoli und Barcelona?

Nur wenige Monate ist es her, da war die SSC Neapel DAS Gesprächsthema der Fußball-Welt. Unter ihrem Trainer Luciano Spalletti spielte die Mannschaft absoluten Bilderbuch-Fußball und dominierte die Serie A nach Strich und Faden. Mit insgesamt 90 Punkten wurden die Neapolitaner italienischer Meister und auch in der Champions League ging es immerhin bis ins Viertelfinale. Im Februar 2024 sieht die Situation am Fuß des Vesuvs allerdings grundlegend anders aus. Napoli steht in der Liga nur auf Platz 9 und hat im Laufe dieser Saison bereits zwei Trainer verschlissen.



Verglichen damit geht es beim FC Barcelona noch recht harmlos zu, auch wenn bei den Katalanen mit Sicherheit niemand auf die Idee kommen würde, von einer erfolgreichen Saison zu sprechen. Im Rennen um die La-Liga-Krone hat man den Erzrivalen Real Madrid schon länger aus den Augen verloren, auch die Situation rund um den im Sommer scheidenden Trainer Xavi brachte Unruhe in den Verein. Da sowohl Barca als auch Napoli in den nationalen Pokal-Wettbewerben bereits ausgeschieden sind, stellt die Champions League die wahrscheinlich letzte verbleibende Titelchance der Saison dar. Umso heißer dürften beide Teams in das Duell gehen.

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Napoli: Auf die Meisterfeier folgte der Kater

Das Jahr nach der ersten Meisterschaft seit 33 Jahren hatte man sich bei der SSC Neapel sicherlich etwas anders vorgestellt. Nur Platz 9 in der Liga, dazu das frühzeitige Aus in der Coppa Italia sowie das verlorene Supercoppa-Endspiel gegen Inter Mailand. Der Abgang von Min-Jae Kim konnte zu keinen Zeitpunkt kompensiert werden, zudem kommen Spieler wie Victor Osimhen und Khvicha Kvaratskhelia nicht an ihr Niveau der Vorsaison heran. Königstransfer Jesper Lindström, immerhin für 30 Millionen Euro aus Frankfurt gekommen, enttäuscht bisher auf ganzer Linie und wartet nach wie vor auf seinen ersten Scorerpunkt im azurblauen Dress.

(Photo by Paolo Bruno/Getty Images)

Die seit Monaten ausbleibenden Ergebnisse führten dazu, dass Napoli am gestrigen Dienstag den bereits dritten Trainer der laufenden Saison vorstellen musste. Nach dem gescheiterten Engagement des Franzosen Rudi Garcia endete nur drei Monate später auch die Amtszeit von Walter Mazzarri. Daher warf Klub-Präsident Aurelio de Laurentiis mit Francesco Calzona seine dritte Patrone ins Rennen. Der 55-Jährige war zwischen 2012 und 2021 bereits Techniktrainer der SSC und darüber hinaus Co-Trainer von Maurizio Sarri. Derzeit betreut Calzona auch die slowakische Nationalmannschaft. Ob der Italiener nur eine Übergangslösung bis Saisonende ist, wird zeigen müssen und ganz stark von den Ergebnissen der kommenden Monaten abhängen. Die Champions-League-Duelle gegen Barca stellen in dieser Hinsicht eine absolute Schlüsselrolle dar und werden Calzona in den ersten Tagen seiner Amtszeit direkt mal so richtig auf die Probe stellen.

Barcelona: Regression statt Fortschritt

Auch wenn der FC Barcelona seinen eigenen Ansprüchen in dieser Spielzeit weit hinterher läuft, so gehen die Katalanen doch favorisiert in das Duell der nationalen Titelträger. Nach einer Schwächephase rund um den Jahreswechsel stabilisierte sich die Mannschaft zuletzt und holte aus den vergangenen vier Ligaspielen zehn Punkte. Ob der ergebnistechnische Aufschwung der letzten Wochen mit dem am 27.01 bekanntgegebenen Rücktritt von Xavi korreliert, ist dabei natürlich reine Spekulation. Jedoch könnten sowohl Team als auch Trainer von den klar geschaffenen Verhältnissen profitiert haben.

Klar ist aber auch, dass sich der FC Barcelona ein deutlich längeres Engagement seiner Klub-Legende erhofft hat. Bereits in seiner ersten vollständigen Saison als Barca-Trainer (2022/2023) holte Xavi nach vier Jahren Durststrecke erstmals wieder eine Meisterschaft nach Katalonien. Der ehemalige Weltklasse-Achter galt als eines der größten Trainer-Talente auf dem Planeten, es wurde nicht weniger von ihm erwartet, als auch als Coach eine Ära bei der „Blaugrana“ zu prägen.

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Doch erstens kommt es oft anders, und zweitens als man denkt. Barca konnte nicht an den Fortschritt des vergangenen Jahres anknüpfen und sorgte auch in Form von Klub-Präsident Joan Laporta immer wieder für Schlagzeilen abseits des Platzes. Selbst wenn die Ergebnisse stimmten, wurde zumeist die Leistung der Mannschaft kritisiert, wirkliche Ruhe kehrte in der nordostspanischen Metropole zu keinem Zeitpunkt der bisherigen Spielzeit ein. Das nagte auch an Xavi, weshalb der Trainer im Anschluss an die 3:5-Pleite gegen Villareal CF seinen Rücktritt zum Saisonende verkündete. „Das Gefühl, Barça-Trainer zu sein, ist unangenehm, es ist grausam, man hat oft das Gefühl, respektlos behandelt zu werden, dass die eigene Arbeit nicht wertgeschätzt wird“, schilderte der 44-Jährige.

Daher wird sich der FC Barcelona spätestens im Sommer nach einem neuen Trainer umschauen müssen. Bis es soweit ist, wird sich Xavi aber mit Sicherheit nicht erfolglos von seinem Herzensklub verabschieden wollen. Ein tiefer Champions-League-Run ist hierbei unerlässlich, denn wie gesagt: Für beide Teams ist die Königklasse die einzig (realistisch) verbleibende Titelchance der Saison.

(Photo by ANDER GILLENEA/AFP via Getty Images)


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