FC Bayern | Geniales Trio kaschiert Münchner Wankelmütigkeit – Einzelkritik zum 4:3 gegen ManUnited

21. September 2023 | Champions League | BY Michael Bojkov

Der Auftakt in die Champions League glich für den FC Bayern einer Achterbahnfahrt. Beim 4:3-Spektakel über ManUnited stachen drei Spieler heraus, während es an anderer Stelle noch reichlich Verbesserungsbedarf gibt. Die Einzelkritik.

FC Bayern lässt Red Devils gleich dreimal wieder rankommen

Zu Beginn vom Angriffspressing der Gäste überrumpelt, fing sich der FC Bayern und ging im Verlauf der ersten Halbzeit durch einen Torwartpatzer und eine geniale Aktion von Jamal Musiala mit zwei Toren in Führung. Nach der Pause gelang ManUnited der Anschlusstreffer, doch ließen sich die Münchner davon nicht beirren und legten mit dem 3:1 nach. Die Vorentscheidung schien bereits gefallen und der Rekordmeister hatte zahlreiche Chancen, den vierten Treffer nachzulegen.



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Doch der FC Bayern machte die Rechnung ohne den Gegner, der in der Schlussphase aus dem Nichts den Anschluss erzielte. Zwar konnten die Hausherren erneut unmittelbar nachlegen, mussten tief in der Nachspielzeit aber nochmal zittern, weil United abermals verkürzen konnte. Am Ende steht mit dem 4:3 ein erfolgreicher Auftakt, der jedoch Fragen hinterlässt.

Bewertet wurde nach dem Schulnotensystem von 1-6. Auch „x,5“-Noten waren vorstellbar. Spieler, die zu einem späteren Zeitpunkt der Partie eingewechselt wurden, aber keine bedeutende Leistung mehr gezeigt haben, erhielten keine Bewertung mehr.

FC Bayern: Dreimal sehr gut bis gut, Rest der Mannschaft fällt ab

Sven Ulreich: Bewahrte seine Mannschaft gegen Eriksen vor dem frühen Rückstand (4.). Das war seine erste und letzte Parade im Spiel – weil die restlichen drei Torschüsse des Gegners saßen und Ulreich bei keinem eine Chance hatte. Undankbarer Arbeitstag. Note: 3,0

Konrad Laimer: Viel ging im Aufbau über seine Seite. Weil Rashford nicht mit nach hinten arbeitete, hatte Laimer Räume und wusste diese auch durchaus zu bespielen. Dafür hatte er das ein oder andere Mal das Nachsehen, als der Gegner am Ball war. Zudem verschuldete der Österreicher mit einem unnötigen Foulspiel den Freistoß, der zum späten 3:4-Anschluss führte und die Bayern damit nochmal kurz zittern ließ. Note: 3,5

Dayot Upamecano: Eigentlich kein schlechter Auftritt: Agierte über weite Strecken souverän und bereinigte viel, dribbelte im eigenen Ballbesitz an und fand die Zwischenlinienräume, machte sich damit einmal mehr für den Spielaufbau seiner Mannschaft wichtig. Dafür machte der Franzose bei den Gegentoren eine unglückliche Figur: Fälschte das 1:2 ab, verlor beim 2:3 die Orientierung. Note: 3,0

Min-jae Kim: Ähnlich liest sich das Zeugnis des Südkoreaners: Eigentlich ein solider Auftritt mit guten Ideen im Spielaufbau, jedoch an sämtlichen Gegentreffern beteiligt. Bei den ersten beiden war er nicht nah genug am Mann, beim dritten schätzte er die Situation falsch ein. Note: 4,0

Alphonso Davies: Defensiv nicht immer souverän, aber mit dem Tackling des Spiels: Bereits nach drei Minuten verhinderte der Kanadier mit einer riskanten, aber dafür umso stärkeren Grätsche den frühen Rückstand. Lief abgesehen davon gewohnt viele Angriffsversuche des Gegners ab. Offensiv etwas blass, hätte der schwächeren linken Angriffsseite ruhig etwas mehr Leben einhauchen dürfen. Note: 3,0

Sie machen beim FC Bayern den Unterschied: Leroy Sane, Harry Kane, Jamal Musiala.

Sie machten beim FC Bayern den Unterschied: Leroy Sane, Harry Kane, Jamal Musiala. (Photo by TOBIAS SCHWARZ/AFP via Getty Images)

Leon Goretzka: Ließ sich im Spielaufbau phasenweise fallen und konnte so auch Gegenspieler binden. Mit Ball am Fuß leider mit gewohnten Mängeln, dafür defensiv aufmerksam und mit der ein oder anderen Balleroberung. Sah in der Entstehung zum 2:3-Anschlusstreffer nicht gut aus. Note: 3,5

Joshua Kimmich: Auch er hatte Aktien am Gegentreffer zum 2:3. Bügelte das vier Minuten später mit seiner Kernkompetenz, dem Chipball hinter die Kette, wieder aus und legte Tel den Treffer zum 4:2 auf. Offensiv hatte Kimmich ansonsten wenig zu bieten, was auch daran lag, dass der Gegner ihm auf den Füßen stand. Dafür gelang es ihm in Personalunion mit Goretzka aber gar nicht schlecht, Raumgewinne im Mittelfeld zu erzielen. Note: 3,0

Leroy Sane (bis 87.): Belebte das Münchner Angriffsspiel in jeder Aktion und war mit seinen eleganten Bewegungen mit wie ohne Ball ein ständiger Gefahrenherd für den Gegner. Mit Ball, als er nach starkem Doppelpass mit Kane und etwas Mithilfe des Torhüters das 1:0 erzielte. Ohne Ball, als er den starken Laufweg machte und auf Zuspiel von Musiala am Pfosten scheiterte (56.). Bereits in Minute 45 legte Sane den Ball haarscharf am langen Pfosten vorbei. Einziges Manko: Sein Ballverlust, der zur frühen Großchance für United führte. Abgesehen davon aber bester Mann auf dem Platz. Note: 1,5

Jamal Musiala (bis 75.): Für ihn gilt das gleiche wie für Sane: Wenn er an den Ball kam, schrillten beim Gegner die Alarmglocken. Legte Gnabry mit einem großartigen Sololauf das 2:0 auf, setzte später Sane mit einem herausragenden Schnittstellenball in Szene. War hier und da nur einen Tick zu verspielt. Tuchel merkte nach der Partie zudem an, dass Musialas erster Ballkontakt nicht immer sauber ist. So gesehen auch beim Gegentreffer zum 1:2, als die Nummer 42 den Ball in der Vorwärtsbewegung verlor. Das alles ist bei ihm aber Meckern auf sehr hohem Niveau. Note: 2,0

Serge Gnabry (bis 63.): War auf seiner linken Seite wenig in Aktion, brachte in Hälfte eins lediglich acht Pässe an den Mitspieler. Wenn Gnabry eine aussichtsreiche Situation witterte, hatte er zumeist das Nachsehen – außer in Minute 32, als er bei Musialas traumhafter Vorlage goldrichtig stand und zum 2:0 einschob. Note: 3,5

Harry Kane (bis 87.): Auch wenn es sich nicht danach anfühlte: so viel mehr Aktionen als Gnabry hatte Kane gar nicht. Doch die hatten Hand und Fuß. In Halbzeit eins legte er mit einem starken Doppelpass Sane das 1:0 auf und nach dem Seitenwechsel verwandelte er den fälligen Elfmeter, wie man ihn nicht besser hätte verwandeln können: Überlegt, platziert, trocken. Schlüpfe wie sonst auch immer wieder in die Spielmacher-Rolle und fütterte seine Mitspieler mit Pässen. Auch wenn dem Engländer hier und da die Präzision fehlte, war er zusammen mit Sane und Musiala der Grund, warum der FC Bayern seinen 20. CL-Auftaktsieg in Folge feiern durfte. Note: 2,0

Einwechslungen beim FC Bayern

Kingsley Coman (63. für Gnabry): Traf nicht immer die besten Entscheidungen, war aber besser eingebunden als Gnabry es zuvor war – was vielleicht auch daran lag, dass Coman mit Sane die Seiten tauschte. Hatte eine ordentliche Abschlussmöglichkeit, gewann zudem fünf von fünf Zweikämpfen. Note: 3,0

Eric-Maxim Choupo-Moting (75. für Musiala): Prüfte mit einem satten Schuss Onana, spielte ansonsten aber keine tragende Rolle. Note: keine Bewertung

Mathys Tel (87. für Sane): Laufweg, Ballannahme, Tor in einer Bewegung – Tel traf erneut als Joker und unterstrich damit seine Startelf-Ambitionen. Aufgrund des späten Zeitpunktes seiner Einwechslung: keine Bewertung

Thomas Müller (87. für Kane): keine Bewertung

Noten von Michael Bojkov

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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