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EM 2024 | Maximilian Beier: Der Streichkandidat mit dem besonderen Skillset

3. Juni 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

27 Spieler hat Julian Nagelsmann für den vorläufigen EM-Kader nominiert. Bis einschließlich des 7. Juni muss er noch einen Spieler streichen. Treffen könnte es Maximilian Beier, obwohl der Angreifer der TSG 1899 Hoffenheim ein ganz besonderes Skillset mitbringt. 

Maximilian Beier: Ein Streichkandidat beim DFB

Einen Spieler muss Julian Nagelsmann nach der Vorbereitung der DFB-Elf vor der EM 2024 im eigenen Land noch streichen. Robin Koch, Innenverteidiger von Eintracht Frankfurt und Maximilian Beier, Angreifer der TSG Hoffenheim, sind dabei die heißesten Kandidaten. Wen es erwischen wird, das hängt maßgeblich auch von den Eindrücken in den Trainingseinheiten und Testspielen ab. Noch haben beide einige Tage Zeit, um den Bundestrainer und das Trainerteam zu überzeugen. Während selbst ohne Koch vier nominelle Innenverteidiger zur Verfügung stehen, könnte Beier von seinem ganz besonderen Skillset profitieren.



Erfahrung im Nationalteam bringt er nicht mit. Er ist einer der Newcomer, einer der jungen Spieler, die unter Julian Nagelsmann nochmal einen Boost erhalten haben. Das Länderspieldebüt steht vor dem Test gegen die Ukraine (Montagabend) noch aus, es wird aber ganz sicher folgen. Denn einen Eindruck wird sich der Bundestrainer verschaffen wollen. Zumal Leroy Sané im ersten Länderspiel noch gesperrt ist und Jamal Musiala und Florian Wirtz zuletzt mit Blessuren zu kämpfen hatten. Beier weiß: Ein sehr gutes Spiel oder sehr gute 25-30 Minuten könnten für ihn das EM-Ticket bedeuten.

Beier: Die 2. Bundesliga tat ihm gut

Maximilian Beier spielte in seiner Jugend für Energie Cottbus, wechselte schon 2018 nach Hoffenheim. Dort durchlief der die U17 wie U19, schaffte es danach, einen Profivertrag zu erhalten. Doch zunächst spielte er keine große Rolle im Kraichgau, weswegen 2021 auch ein Leihgeschäft folgte. Ihn zog es zu Hannover 96, wo er 2021/22 gleich mit sieben Toren und sechs Vorlagen auf sich aufmerksam machen konnte. Beier musste geschliffen werden, wirkte mitunter schlaksig, seine Bewegungen passten nicht zu seinen Ideen, einige unglückliche Aktionen gab es obendrein. Gleichzeitig waren sich alle einig, dass dieser junge Spieler Talent mitbringt.

Beier Hoffenheim Hannover DFB EM 2024

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Auch wenn die zweite Saison in Hannover eher von Unbeständigkeit geprägt war und weniger Scorerpunkte in der Endabrechnung zu finden waren, tat die 2. Bundesliga dem jungen Spieler sehr gut. Er konnte in Ruhe an vielen Stellschrauben drehen, sein Spiel weiter verbessern und vor allem lernen, sich körperlich durchzusetzen. Denn auch wenn es viele Teams in der 2. Bundesliga gibt, die einen spannenden, modernen Ansatz verfolgen, ist die Liga in weiten Teilen immer noch eine, in der Physis an vorderster Stelle steht. Im Sommer 2023 war der Angreifer der Ansicht, reif genug für das Oberhaus zu sein. Diese Meinung teilten Pellegrino Matarazzo und die TSG Hoffenheim.

Top-Saison in der Bundesliga und Verbesserungen in vielen Bereichen

In Sinsheim angekommen, machte Beier sofort einen Schritt nach vorne. Seine Saison begann als Joker, gleich im zweiten Spiel gegen den 1. FC Heidenheim überzeugte er in dieser Rolle, erzielte ein Tor und bereitete eines vor, als die Kraichgauer mit 3:2 gewannen. Es folgten Tore in den Spielen gegen Wolfsburg, Köln und Union, nach acht Spieltagen stand Beier schon bei sechs Treffern. Diese Quote konnte er zwar nicht halten, auch weil sich die Gegenspieler vermehrt auf ihn einstellten, aber ein ständiger Unruheherd blieb er. Weil er das, was er in Liga 2 lernte, konsequent umsetzen konnte. 

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Am Ende der Saison stehen 16 Tore, drei Vorlagen und knapp 2450 Spielminuten in der Bilanz. Beier zeigte nicht nur, dass er Tore erzielen kann, sondern auch, dass er ein verlässlicher Spieler ist, der kaum mit Blessuren zu kämpfen hat. Natürlich gab es in der durchwachsenen Hoffenheimer Saison mit einigen Phasen, in denen es nicht besonders gut lief, auch Momente, in denen er Chancen liegen ließ, nicht am Optimum agierte, aber das ist bei der ersten Saison in der Bundesliga zu verkraften. Und auch hier hat Beier wieder gezeigt, dass er sehr lernfähig ist. Seinen Spielstil hat er in einigen Teilbereichen angepasst, um sich in bessere Positionen zu bringen. 

Das Skillset ist nützlich für das DFB-Team

Im März wurde der Offensivspieler erstmals für die Nationalmannschaft nominiert, für einen Einsatz reichte es aber nicht. Dennoch konnte er schon einmal reinschnuppern, die Abläufe kennenlernen und sich ein wenig vorstellen. Bei Bundestrainer Nagelsmann hinterließ er einen positiven Eindruck, sonst hätte er ihn nicht für den vorläufigen Kader nominiert. Schaut man sich nun die Art und Weise an, wie Beier Fußball spielt, weiß man auch, warum das so ist. Denn der großgewachsene Beier kann nicht nur seinen Körper einsetzen und mit dem Rücken zum Tor blocken, sondern vielmehr auch mit seinem Tempo und seinen Tiefenläufen Chaos in der gegnerischen Abwehr heraufbeschwören. Man sieht es ihm auf den ersten Blick nicht an, aber er ist schnell und dynamisch, auf den ersten Metern kaum zu halten.

Beier

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Insbesondere aufgrund der Zusammenstellung des Kaders hat Beier gute Chancen, am Ende auch auf den EM-Zug aufspringen zu können. Serge Gnabry ist verletzt, Karim Adeyemi nicht nominiert, Leroy Sané damit der einzige echte Flügelspieler im Kader. Der Rest der Offensivspieler fühlt sich entweder in den Halbräumen wohler oder ganz vorne. Dem Profi der TSG Hoffenheim ist die Rolle per se aber egal, er kann seine Qualitäten sowohl aus dem Zentrum als auch über den Flügel kommend ausspielen.

Und vielleicht ist gerade das die Überlegung. Beier bringt diese Mischung aus Tempo, Dynamik und Zug zum Tor mit, die sonst wohl kein Spieler im Kader in dieser Form vorweisen kann. Zudem hat er mit seiner Körpergröße auch noch Argumente im Kopfballspiel, kann bei Kontern eine sehr gefährliche Waffe sein, was vor allem bei eigener Führung von Bedeutung ist. Deswegen spricht nach jetzigem Stand einiges dafür, dass er am Ende auch im 26-Mann-Kader steht. Sofern er die Vorbereitung für sich nutzt.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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