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EM 2024 | Exklusiv: UEFA-Schiedsrichter Osmers begeistert von neuen Regeln und VAR-Umsetzung

27. Juni 2024 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Bereits im Vorfeld der EM 2024 hatten wir die Chance, mit UEFA-Schiedsrichter Harm Osmers zu sprechen. Nach der Gruppenphase haben wir mit ihm ein Zwischenfazit über die Schiedsrichter, die neuen Regeln und den VAR gezogen. 

Osmers wünscht sich Einführung der Kapitäns-Regel in der Bundesliga

Die Gruppenphase bei der EM 2024 in Deutschland steht in den Büchern. Acht Nationen mussten sich bereits verabschieden und es sind noch 15 Partien zu spielen, ehe der neue Europameister feststeht. Wir werfen dieses Mal keinen Blick auf die Mannschaften, sondern schauen abermals auf das Schiedsrichterwesen. Erstmals kamen neue Regeln zur Anwendung, wie beispielsweise die Kapitäns-Regel, die besagt, dass nur noch der Kapitän einer Mannschaft Situationen mit dem Schiedsrichter diskutieren darf. Dazu stand uns abermals UEFA-Schiedsrichter Harm Osmers (39) zur Seite, der uns bereits im Vorfeld in einem ausführlichen Interview interessante Einblicke gegeben hatte.



Das Highlight des bisherigen Turniers ist aus der Sicht von Osmers die Anwendung und Umsetzung dieser Kapitäns-Regel. “Ich bin von der Kapitäns-Regel begeistert. Die Spieler und Schiedsrichter setzen es gut um und es zeigt mir, was wir schon lange vom Eishockey oder Rugby gewöhnt sind: Dass es funktioniert, wenn nur der Kapitän der Mannschaft beim Schiedsrichter vorstellig wird”, erklärte uns der Diplom-Betriebswirt, der von Anfang an ein großer Fan dieser Regel war und die Vorteile bereits hatte kommen sehen.

Dabei ging er sogar noch weiter.”Für mich steht fest, diese Anweisung muss auch in der Bundesliga Einzug halten. Und nicht nur da, es muss in allen Ligen in Deutschland angewendet werden. Diese Chance, die sich jetzt durch die EM bietet, sollte der Fußball ergreifen, denn es fördert den respektvollen Umgang auf dem Spielfeld”, so das klare Statement von Osmers. In der Bundesliga wird es bereits geprüft, ein Effekt bis in die unteren Ligen wäre wünschenswert.

Bereits in der Gruppenphase der EM 2024 wurde deutlich, wie schnell sich die Regel bei den Spielern etabliert hatte. Natürlich gab es auch die ein oder andere Verwarnung wegen Meckerns, wie die von Rodri gegen Italien, die zu einer Sperre im dritten Gruppenspiel gegen Albanien geführt hatte. Allerdings gab es insgesamt deutlich weniger Belagerungen der Schiedsrichter. Dadurch wurde der Spielfluss nicht längerfristig unterbrochen und nach Entscheidungen ging es schnell weiter.

Schiedsrichterleistungen bei der EM im Großen und Ganzen gut

Doch nicht nur bei der neuen Regel um die Kapitäne zieht der Bundesliga-Schiedsrichter ein positives Fazit. Allgemein gefallen ihm die Auftritte seiner Kollegen auf der großen Bühne. “Wenn über einen Schiedsrichter nach dem Spiel wenig gesprochen wird, ist das ja immer das größte Kompliment! Und im Großen und Ganzen ist das bis jetzt der Fall. Daher ziehe ich ein positives Fazit der Schiedsrichterleistungen und bin zuversichtlich, dass auch bei nun folgenden Spielen der K.o.-Phase diese Leistung beibehalten wird”, so der Rückblick von Osmers auf die Gruppenphase. Allerdings rechnet der erfahrene Unparteiische in der heißen Phase des Turniers auch mit intensiveren und schwierigeren Partien.

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Und auch vom Einsatz des VAR zeigt sich Osmers begeistert. “Auffällig für mich ist, dass die Videoassistenten sehr zügig und schnell im Entscheidungsprozess sind”, erklärte er uns im Gespräch und zeigte abermals Verständnis für Verärgerungen bei langen VAR-Unterbrechungen. “Der Grund für die schnelle Umsetzung liegt vor allem an der halbautomatischen Abseitslinie und der Tatsache, dass drei Videoassistenten ein Spiel begleiten, dadurch ist die Aufgabenteilung noch besser und effizienter. Die 3D-Abseits-Grafiken im TV finde ich auch sehr hilfreich zur Verdeutlichung der genauen Abseitsstellung”, so die Erklärung zu den schnellen VAR-Überprüfungen bei der EM 2024.

(Photo by Juergen Schwarz/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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