EM 2024 | Frankreich gegen Belgien: Wo Pragmatismus keine Freunde findet

1. Juli 2024 | EM 2024 | BY Manuel Behlert

Das fünfte Achtelfinale der EM 2024 findet zwischen Frankreich und Belgien statt. Beide kommen aus einer Gruppenphase, die weit entfernt von den eigenen Ansprüchen und vom eigenen Leistungsmaximum war. Wer macht es nun besser? 

EM 2024: Frankreich und Belgien unzufrieden

Das Mindestziel, also den Einzug in das Achtelfinale, haben sowohl Frankreich als auch Belgien erreicht. Doch beide waren mit ihrer Gruppenphase unzufrieden. Die Franzosen erzielten nur zwei Tore: Ein Eigentor und einen Elfmeter. Das reichte immerhin für fünf Punkte, aber nicht gerade für Begeisterung. Didier Deschamps, Trainer der Equipe Tricolore, genießt aber trotzdem noch einen Vertrauensvorsprung, schließlich hat er das Team schon zum Weltmeister gemacht und weitere wichtige K.O.-Duelle gewonnen. Sein Gegenüber, Domenico Tedesco, muss das auf der Nationalmannschaftsebene erst noch nachweisen.



Den Ex-Schalke-Trainer und Deschamps eint etwas, nämlich die Unzufriedenheit nach der Gruppenphase. Belgien holte in einer Gruppe mit der Ukraine, Rumänien und Slowenien vier Punkte, musste am letzten Spieltag bis zum Schlusspfiff zittern. Die Defensive wackelte zuweilen, das Mittelfeld hielt den Ball zu lange und vorne spielte entweder jeder für sich oder Romelu Lukaku ließ größte Chancen liegen. Dass die “goldene Generation” der Belgier längt nur noch bruchstückhaft vorhanden ist, hilft der Mannschaft auch nicht. Im Gegenteil.

Die Franzosen hoffen auf den Startschuss

Resümiert man das bisherige Turnier Frankreichs wohlwollend, dann kann man festhalten, dass die Deschamps-Elf mit Pragmatismus in das Achtelfinale eingezogen ist. Doch mit Spielern wie Griezmann, Dembele, Mbappe, Giroud, Kolo Muani, Coman oder Thuram im Offensivbereich nur zwei Tore zu erzielen und wenig Gefahr zu kreieren, ist weit von dem entfernt, was möglich wäre. Und es wirkte auch nicht so, als spielte Frankreich regelmäßig mit angezogener Handbremse. Vielmehr herrschte Frust über die eigene Leistung und die Tatsache, dass nicht viel zusammenlief. Der Überraschungsmoment fehlte, es gab kaum Angebote der Offensivspieler zwischen den Linien, sodass vieles nach Schema F ablief.

EM 2024

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Doch was hat Frankreich noch in petto? Der Kader ist auf die Systematik, die Deschamps bisher wählte, zugeschnitten. Dass Spieler wie Christopher Nkunku oder Michael Olise, die zwischen den Linien überragend sind, nicht nominiert wurden, fällt dem Coach bisher auf die Füße. Was helfen könnte, wäre eine Initialzündung. Beispielsweise durch ein schnelles, frühes Tor gegen Belgien. Dann kann die Maschine Frankreich mit ihrem Luxuskader ins Rollen kommen. Denn zumindest einige Grundtugenden, zum Beispiel die weitgehend kollektive Arbeit gegen den Ball, brachte die Equipe Tricolore bei dieser EM 2024 schon auf den Platz. Gibt es aber nicht diesen eben erwähnten Startschuss, dann kann auch die Belgien-Partie extrem zähl werden.

Belgien: Sind die Konter das Mittel der Wahl?

Belgien geht als Außenseiter in das Duell mit den Franzosen. Zu uninspiriert trat die Tedesco-Elf in der Gruppenphase auf. Individuell sind die Belgier den Franzosen zudem unterlegen. Das muss aber gar nicht negativ sein, denn in der Gruppe war das dreimal nicht der Fall. Belgien könnte sogar davon profitieren, mehr Räume zu erhalten. Denn die Dynamik von Amadou Onana, die Übersicht von Kevin de Bruyne und die Geschwindigkeit von Spielern wie Jeremy Doku oder Johan Bakayoko sind eigentlich prädestiniert dafür, aus einer kompakten Abwehr heraus den Weg nach vorne zu suchen. Tempovorteile ausnutzen und zielstrebig auf den Abschluss zu gehen: Das kann das Mittel in der Offensive sein.

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Doch so gut und durchdacht dieser Plan für die Offensive in der Theorie auch klingt: Die genannten Protagonisten müssten in Verbindung mit Spielern wie Youri Tielemans, Leandro Trossard oder Romelu Lukaku respektive Lois Openda auch in der Lage sein, die Gruppengegner vor größere Probleme zu stellen als es der Fall war. Heißt: Davon auszugehen, nur aufgrund der vorhanden Räume würde Belgien besser spielen, ist eine naive Hoffnung. Die Mannschaft muss gemeinsam mit dem Trainerteam eine optimale Analyse der Gruppenphase vorgenommen haben, um die Basis dafür zu schaffen. Falls nicht, dann könnte bei dieser EM 2024 schnell wieder Schluss sein.

(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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