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EM 2024 | Vorschau Gruppe A: Knackt Deutschland seine tiefstehenden Gegner?

10. Juni 2024 | Spotlight | BY Philipp Overhoff

In gerade einmal vier Tagen startet die EM 2024 mit dem Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland. Höchste Zeit also, die Vorrundengruppe A mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. 

EM 2024: Deutschland in der Favoritenrolle

Als im Dezember des vergangenen Jahres die Gruppen für die Europameisterschaft 2024 ausgelost wurden, herrschte im deutschen Lager durchaus Erleichterung. Selbstredend ist die Gruppe A kein Selbstläufer, dafür ist die Qualitätsdichte auf dem europäischen Kontinent viel zu hoch. Die Gegner aus Schottland, Ungarn und der Schweiz sind allesamt unangenehm, dennoch wird dem DFB-Team in jeder einzelnen Partie die Favoritenrolle zuteil werden. Kann die Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann dieser gerecht werden und die hohen Erwartungen vor dem Turnier im eigenen Land erfüllen?



EM 2024: Der Spielplan der Gruppe A

Freitag, 14. Juni, 21 Uhr: Deutschland vs. Schottland (München)

Samstag, 15 Juni, 15 Uhr: Ungarn vs. Schweiz (Köln)

Mittwoch, 19. Juni, 18 Uhr: Deutschland vs. Ungarn (Stuttgart)

Mittwoch, 19. Juni, 21 Uhr: Schottland vs. Schweiz (Köln)

Sonntag, 23. Juni, 21 Uhr: Schottland vs. Ungarn (Stuttgart)

Sonntag, 23. Juni, 21 Uhr: Schweiz vs. Deutschland (Frankfurt)

Die finalen Kader der Gruppe A findet ihr hier

Deutschland: Und plötzlich kam der Hype

Der deutschen Nationalmannschaft ist in den vergangenen Monaten ein wahrlich spektakulärer Stimmungsumschwung gelungen. Noch im November 2023 verlor die DFB-Elf gegen die Türkei und Österreich auf eine desolate Art und Weise, weshalb der Optimismus im Hinblick auf die Heim-EM gen null ging. Doch der Monat März sollte die Wende bringen: Ein erfrischender Kader ohne Altlasten und mit neuen Gesichtern, dazu die Präsentation des neuen Trikots, der Major-Tom-Hype und zwei überzeugende Testspielsiege über Frankreich und die Niederlande. Es brauchte gar nicht so viel, um (fast) die ganze Republik binnen weniger Tage in EM-Fieber zu versetzen.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Mit der gestiegenen Euphorie nahm aber auch die Erwartungshaltung an die Nagelsmann-Truppe zu. Hatte man sich noch vor ein paar Monaten fast schon damit abgefunden, nichts mit dem EM-Triumph zu tun zu haben, wird mittlerweile offensiv über den Titel geredet. Viele Leistungsträger befinden sich in Top-Form, so stoßen Toni Kroos und Antonio Rüdiger als frischgebackene Champions-League-Sieger zum Team. Die fußballbejahende Spielidee Nagelsmanns ist erfrischend, schon im Testspiel gegen die Ukraine zeigte der Gastgeber eine gefällige Leistung. Altbekannter Makel: Das DFB-Team lässt zu viele klare Torchancen aus und hat oft Probleme gegen tiefstehende Gegner. Bekommt der viermalige Weltmeister seine Abschlussschwäche in den Griff und münzt seine spielerische Überlegenheit auch in Tore um, sind die Weichen für ein erfolgreiches Heimturnier gestellt.

Schottland: Mit Leidenschaft ins Achtelfinale?

Die schottische Nationalmannschaft qualifizierte sich erst zum vierten Mal nach 1992, 1996 und 2021 für eine EM-Endrunde. In der Qualifikation sorgten die “Bravehearts” dabei durchaus für Furore und triumphierten unter anderem mit 2:0 über Spanien. Auch das mit starken Einzelspielern gespickte Norwegen ließ Schottland hinter sich. Scott McTominay von Manchester United erzielte sieben der insgesamt 17 Treffer und trug seine Farben so zur Europameisterschaft in Deutschland. Gemeinsam mit Linksverteidiger Andrew Robertson vom FC Liverpool ist der zentrale Mittelfeldspieler der prominenteste Akteur im Kader von Trainer Steve Clarke.

Der 60-Jährige übernahm die Nationalmannschaft 2019 und führte sie nach 2021 nun zum zweiten Mal in Folge zu einer EM-Teilnahme. Das klare Ziel: Erstmals in seiner Geschichte will der schottische Fußballverband die K.o.-Runde eines großen Turniers erreichen. Individuell sind die Bravehearts das schwächste Team der Gruppe A, doch der berüchtigte Support ihrer Anhänger könnte für die Schotten zum Faktor werden. Im letzten Testspiel gegen Finnland verspielte die Clarke-Truppe allerdings einen 2:0-Vorsprung und verpasste es so, sich Selbstvertrauen für das Turnier zu sammeln.

Schweiz: Die Null muss stehen

Vor drei Jahren avancierte die Schweiz hinter Dänemark zur zweiten Überraschungsmannschaft der EM und marschierte bis in das Viertelfinale durch. Nach einem sensationellen Achtelfinalsieg über Frankreich scheiterte die “Nati” im Viertelfinale erst nach Elfmeterschießen an Spanien. Beim Turnier in nördlichen Nachbarland will die Mannschaft von Trainer Murat Yakin ähnliches erreichen. Die Zutaten dafür sind gegeben, der Schweizer Kader verfügt über extremes Potenzial. Unumstrittener Leader der Eidgenossen ist der Leverkusener Granit Xhaka, der im Mittelfeld das Tempo diktiert.

(Photo by FABRICE COFFRINI/AFP via Getty Images)

Die im bisherigen Kalenderjahr gezeigte Form ist gut, vor allem die Abwehr steht und klassierte in den diesjährigen Spielen gegen Dänemark, Island und Irland keinen einzigen Gegentreffer. “Wir sind defensiv gut organisiert. Wir brauchen weiter eine gute Balance und wollen unser Spiel durchziehen, um weiterhin zu null zu spielen”, erklärte Yakin seine Spielphilosophie. Der finale Test gegen Österreich endete mit 1:1 und bot vor allem eines: Sehr viel Mittefeldgeplänkel. Die nominell stark besetzte Offensive muss definitiv noch viel zwingender agieren.

Ungarn: Eine Nationalmannschaft im Aufwind

Die ungarische Nationalmannschaft reist mit einer ordentlichen Portion Rückenwind zur EM nach Deutschland. Als souveräner Gruppensieger vor Serbien und Montenegro setzte sich die “Nemzeti Tizenegy” vor Serbien und Montenegro durch. Herzstück des Teams war dabei die stabile Defensive, die im Verlauf der Qualifikation nur sieben Gegentore zuließ. Im März fuhren die Magyaren darüber hinaus einen 1:0-Testspielsieg über die Türkei ein. Dass sie auch gegen ganz große Gegner bestehen kann, zeigte die Mannschaft im Nations-League-Turnier 2022 und fuhr Erfolge über England (2x) und Deutschland ein.

Schon bei der vergangenen EM war Ungarn für Deutschland, Frankreich und Portugal ein äußerst unangenehmer Gegner und schickt sich an, dass auch in diesem Jahr wieder zu werden. In der Offensive soll Dominik Szoboszlai vom FC Liverpool für die nötige Kreativität sorgen. “Er hat eine ausgezeichnete Schusstechnik, ist herausragend bei Standards und stark im Dribbling”, sagte Florian Klein, EM-Experte von Servus TV, gegenüber bundesliga.at. Mit einem 3:0-Sieg über Israel feierten die Mitteleuropäer zudem eine überaus gelungene Generalprobe.

Prognose: Deutschland bei gutem Auftakt vor Durchmarsch

Das DFB-Team geht natürlich als Favorit in diese Gruppenphase. Dafür ist der qualitative Abstand zu den Kadern der anderen Nationen zu groß, zumal die eigentlich gefährlichen Ungarn zuletzt ein bisschen ins Schlingern geraten sind und wohl zu viel Last von Dominik Szoboszlai geschultert wird. Ein ernsthafter Herausforderer könnte die Schweiz mit ihren vielen Bundesligaspielern, darunter auch Leverkusens Spielgestalter Granit Xhaka, sein. Die Schotten wiederum könnten sich als unangenehme Defensivtruppe entpuppen. Gegen diese muss die deutsche Mannschaft zum Auftakt bestehen, dann sollte es auch für den Gruppensieg reichen. Alles andere als ein Sieg gegen Steve Clarkes Team würde jedoch sofort den Druck auf das DFB-Team erhöhen und Selbstzweifel schüren.

Prognose von Constantin Eckner

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)


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