Christian Eriksen und der wichtigste Kampf seines Lebens
16. Juni 2024 | EM 2024 | BY Jannek Ringen
Es war der Schockmoment bei der vergangenen Europameisterschaft. Im Spiel gegen Finnland erlitt Dänemarks Spielmacher Christian Eriksen auf dem Spielfeld einen Herzstillstand und musste reanimiert werden. Drei Jahre später zieht er wieder die Fäden im Mittelfeld der Dänen.
Eriksen kehrt auf die große Bühne zurück
Am 12. Juni 2021 stand die europäische Fußball-Welt für einen Moment still. Christian Eriksen (32) lief in der 43. Spielminute einem Ball entgegen, traf diesen trotz seiner überragenden Technik ganz merkwürdig und ging regungslos zu Boden. Schnell eilten Mitspieler und Rettungskräfte herbei, dann war allen sofort klar, wie bedrohlich die Lage war. Der dänische Superstar hatte einen Herzstillstand im Spiel gegen Finnland erlitten. Die geistesgegenwärtigen Rettungskräfte führten eine Herzdruckmassage durch und holten ihn mithilfe eines Defibrillators zurück ins Leben.
Bereits als Eriksen abtransportiert wurde, sah es so aus als wäre er wieder bei sich. Die Partie wurde nach einer Rücksprache des dänischen Verbands mit dem Krankenhaus mit der Zustimmung der Spieler fortgesetzt. Die Dänen verloren mit 0:1 und erwischten einen denkbar schlechten Start in das Turnier. Am Ende ging es jedoch bis ins Halbfinale, wo man sich den Engländern geschlagen geben musste. Der Vorfall rund um ihren Spielmacher hat das Team eng zusammenschweißt und sie spielten auch für ihn.
Der heimliche Held des Abends war der dänische Kapitän Simon Kjaer. Er trommelte seine Teamkollegen zusammen, die einen Sichtschutz um Eriksen bilden sollten. Danach kümmerte er sich um seine Freundin, die in großer Sorge war. Kjaer selbst war der große Held, auch wenn ihn die Situation selbst hart getroffen hat, wie Dänemarks Coach Kasper Hjulamnd erklärte. „Simon war tief betroffen und zweifelte, ob er weitermachen konnte. Er hat es versucht, aber es war nicht möglich“, erklärte Hjulmand, der Kjaer 20 Minuten nach Wiederanpfiff auf seinen Wunsch auswechselte.
Bereits kurz nach dem Spiel gab es von Eriksens Berater Entwarnung. „Er hat gescherzt, war guter Stimmung, es geht ihm gut“, erklärte Martin Schoots nachdem er seinen Schützling im Kopenhagener Krankenhaus besucht hatte. Seine Mitspieler konnten aufatmen, kritisierten im Nachhinein dennoch, dass die Partie fortgesetzt wurde. „Wir Spieler wurden in eine Position gebracht, die ich nicht für fair halte“, sagte Torhüter Kasper Schmeichel am Tag nach dem Spiel und merkte an: „Man hätte warten sollen, um eine Entscheidung zu treffen.“ Sein Mitspieler Pierre-Emile Höjberg blickte indes bereits wieder nach vorne: „Wir werden für Christian spielen und für alle, die uns unterstützt haben.“
Jannek Ringen
Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.