EM 2024 | Portugal trifft auf Slowenien: Die Rolle als größte Gefahr?

1. Juli 2024 | EM 2024 | BY Manuel Behlert

Im zweiten Spiel der EM 2024 am Montag trifft Portugal auf Slowenien. Es ist das sechste Achtelfinalspiel, die Rollen sind klar verteilt. Und genau das könnte zur größten Gefahr für die Südeuropäer werden. Schon in der Gruppenphase gab es Hinweise darauf. 

Portugal und Slowenien: Eine klare Rollenverteilung

Portugal trifft im Achtelfinale der EM 2024 auf Slowenien. Ein Starensemble, das technisch nahezu alles im Repertoire hat, gegen eine Elf, die leidenschaftlich spielt, aber in der Gruppenphase kein einziges Spiel gewinnen konnte. Aber: Verloren hat sie auch keines. Dennoch sind die Rollen sehr klar verteilt. Portugal ist individuell besser, Portugal spielte die bessere Gruppenphase und hat zudem auch noch taktisch mehrere Optionen in petto.



Nun ist Fußball eine der Sportarten, bei denen die Aufteilung Favorit/Außenseiter die geringste Rolle spielt. Es ist ein Sport, bei dem wenige Tore fallen und bei dem viele Nachteile kaschiert werden können. Deswegen ist jede Partie für sich genommen spannend. Und genau hier wittern die Slowenen ihre Chance, denn der typische Außenseiter-Pragmatismus mit einer konservativen Spielweise und wenig Räumen für die Gegner kann für zähe Partien sorgen. Deswegen dürfte der Plan der Slowenen auf der Hand liegen.

Portugal: Wie aussagekräftig war Spiel 3?

Zwei Siege, eine Niederlage, Gruppensieg: So lässt sich die Gruppenphase der Portugiesen schnell zusammenfassen. Spiel eins war etwas zäh, das zweite dann umso geschmeidiger. Und gegen Georgien verlor man überraschend mit 0:2, trotz einiger gute Chancen. Es fehlte die Durchschlagskraft, die Effizienz und die Absicherung bei Kontern. Das ist ohnehin ein Punkt, den man beachten muss, wenn Portugal spielt. Alle wollen nach vorne agieren, alle wollen sich einbringen. Was im Flow ein Segen ist, kann in einem Spiel, in dem es nicht von Beginn an rund läuft, zum Problem werden. Die Frage, welche Aussagekraft das Spiel gegen Georgien als schon sicherer Gruppensieger hat, wird erst jetzt, im Achtelfinale, beantwortet werden können.

Portugal

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Getty Images)

Die wahre Qualität Portugals schlummert womöglich noch ein wenig unter der Oberfläche. Das Defensivzentrum agierte grundsolide, insbesondere Bernardo Silva und Joao Cancelo brachten sich häufig kreativ ein und offensiv hatte jeder irgendwann einmal einen Geistesblitz. Aber die Ronaldo-Einbindung funktionierte nicht ideal, bei Rafael Leao war vieles Stückwerk und Bruno Fernandes fiel zu häufig durch Schüsse aus der Distanz auf, die wenig Gefahr mit sich brachten.

Wohin die Reise geht wird jetzt maßgeblich von diesem ersten Spiel in der K.O.-Runde abhängig sein. Ein souveräner Sieg gegen Slowenien, der zweifelsohne möglich ist, würde für Schwung sorgen. Schwung, den man in die nächsten Spiele würde mitnehmen können. Schon die Tschechen demonstrierten aber, wie man Portugal beikommen kann. Dieses Team mag es nämlich nicht, wenn es immer wieder aggressiv angelaufen wird und es in den Zweikämpfen immer wieder kracht. Hier wird es auch darauf ankommen, sich zu wehren.

Slowenien: Auf die Grundtugenden kommt es an

Die slowenische Nationalmannschaft hat bei der EM 2024 noch kein Spiel verloren und hat auch gegen Portugal wenig zu verlieren. Scheidet Slowenien aus, dann traf man eben auf einen Gegner, der individuell deutlich überlegen war. Kein Problem. Die Chance, zu überraschen und für eine Sensation zu sorgen, will man aber doch ergreifen. Zwei Faktoren spielen dabei eine ganz große Rolle. Das beginnt bei den Schlüsselspielern, allen voran natürlich Jan Oblak im Tor und Benjamin Sesko im Sturm. Oblak muss einen guten Tag erwischen, im Idealfall schon früh warmgeschossen werden. Dann kann sich eine ganz besondere Dynamik entwickeln.

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Im Fall von Sesko ist es so, dass dieser effizienter werden muss. Die Ansätze sind da, die Bewegungen und Abschlüsse können sich sehen lassen, der Ball muss noch über die Linie, dann könnte der Knoten geplatzt sein. Für den Rest – eigentlich für alle – gilt außerdem, dass es die typischen Grundtugenden im Fußball braucht, um erfolgreich zu sein. Das mag immer etwas platt klingen, aber ohne Einsatz, Kampf, Leidenschaft und den puren Willen geht es nicht.

Von Beginn an muss gegen den Ball sehr diszipliniert agiert werden, mit dem Ball geht es darum, zielstrebig nach vorne zu spielen. Taktische Fouls sind wichtig, gleichzeitig wie ein gesundes, erträgliches Maß an Zeitspiel und Spielberuhigung. Gelingt es, in die Köpfe der Portugiesen zu kommen und lange die Null zu halten, dann kann dieses Achtelfinale doch deutlich spannender werden, als es auf dem Papier den Anschein hat.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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