Zwischen Meistertrubel und Berlin: Wird Atalanta zur Triple-Stolperfalle für Bayer 04?
22. Mai 2024 | Spotlight | BY Michael Bojkov
Am Mittwochabend trifft Bayer 04 Leverkusen im Finale der Europa League auf Atalanta. Während sich die Werkself auf dem Weg zur perfekten Saison befindet, hofft eine andere Stadt auf das erste Tafelsilber seit über 60 Jahren.
Atalanta: Die Zeit ist reif
Leverkusen lechzte nach Titeln, Bergamo lechzt noch immer. 1963 gewann „La Dea“ den italienischen Pokal – ihr letzter Titel. In dieser Saison scheint die Zeit endlich reif zu sein – eigentlich. Mit begeisterndem Offensivfußball und dank des zusätzlichen Champions-League-Startplatzes in der Serie A haben sich die Norditaliener bereits vorzeitig für die Königsklasse qualifizieren können. Die einzige Niederlage aus den letzten neun Pflichtspielen setzte es allerdings ausgerechnet im Finale der Coppa Italia gegen Juventus (0:1). Es war das dritte verlorene Pokalfinale binnen sechs Jahren. „Dem Team fehlt so ein wenig der Killer-Instinkt in wichtigen Spielen. Drei verlorene Finals in einem so kurzen Zeitraum spielen in den Köpfen der Spieler und des Trainers sicherlich eine Rolle“, schätzt Mario Rieker ein, der italienischen Fußball für DAZN kommentiert und mit uns über das bevorstehende Endspiel in Dublin gesprochen hat.
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Gegen Bayer 04 hat Atalanta also die nächste Chance – eine „historische“, wie Trainer Gian Piero Gasperini sie betitelt. Mittelfeldmann Marten de Roon macht unterdessen keinen Hehl daraus, dass seine Mannschaft gegen Bayer 04 vor einer Mammutaufgabe steht. „Sie scheinen momentan unbesiegbar zu sein“, aber „wenn man den Pokal in die Höhe recken will, muss man auch die Besten schlagen können“, so der Niederländer, der das Finale verletzungsbedingt verpassen wird. Bitter für seine Mannschaft und besonders für ihn persönlich, ist er doch einer derjenigen, der weiß, wie man Bayer 04 schlägt. Im Europa-League-Viertelfinale 2021/22 besiegte „La Dea“ eine damals deutlich unterlegene Werkself mit 1:0 und 3:2 und beendete damit die Leverkusener Europapokal-Saison.
Intensität wird in Bergamo großgeschrieben
„Wir können uns alle sehr gut an die Spiele erinnern: Es war sehr intensiv, aggressiv“, erklärte Tah auf der Pressekonferenz am Dienstagabend rückblickend. „Sie haben brutal gepresst und wir hatten unsere Probleme.“ Ein intensives Pressing gehört auch heute noch zu den Kernelementen der Spielidee Gasperinis, der die Mannschaft 2016 übernahm und von einem Abstiegskandidaten zum Europapokal-Dauerabonnenten formte.
„Der Trainer und seine Spielprinzipien machen Atalanta zu einem extrem ungemütlich zu bespielenden Team“, erklärt Rieker, der neben der Intensität in der „Vielzahl an torgefährlichen Spielern“ eine norditalienische Waffe sieht. Mit Ex-Leipziger Ademola Lookman sowie den beiden letztjährigen Sommerneuzugängen Gianluca Scamacca und Charles De Katelaere sowie Teun Koopmeiners, der nochmal einen großen Entwicklungssprung hingelegt hat, haben die Bergamaschi gleich vier Spieler in ihren eigenen Reihen, die in der laufenden Saison zweistellig getroffen haben. Häufig infolge eines Umschaltmoments. Wenn die Norditaliener aus ihren erprobten 3-4-2-1-System den Ball erobern, soll es nämlich blitzschnell und über wenige Kontakte nach vorne gehen. So wie es damals Bayer 04 schmerzlich zu spüren bekommen hat.
Michael Bojkov
Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 im Team. Hat unter anderem das Champions-League-Finale 2024 und die darauffolgende Europameisterschaft vor Ort für 90PLUS begleitet.