Spielmanipulation: Afghanische Ex-Nationalspieler mit schweren Vorwürfen gegen Verbandspräsidenten

27. November 2023 | Global News | BY Antonio Riether

Spielmanipulationen und Wettbetrug gehören nach wie vor zu den Schattenseiten des Profisports. Auch im Fußball gibt es immer wieder Fälle, die aufgedeckt werden. Ehemalige Spieler der afghanischen Nationalmannschaft beschuldigten kürzlich den Präsidenten ihres Fußballverbandes der Manipulation. Bei zwei Länderspielen während eines Turniers in Malaysia habe er sie angewiesen, Partien zu manipulieren.

Afghanischer Ex-Nationalspieler erneuert Manipulationsvorwürfe gegen Verbandspräsidenten

Wie der Guardian berichtet, werden der Ex-Teamkapitän Djelaludin Sharityar sowie der ehemalige Nationaltorhüter Aimal Gerowal dem derzeitigen Verbandsoberhaupt Mohammad Kargar vor, mit berüchtigten Manipulateuren zusammenzuarbeiten. Dabei handle es sich um die bekannten verurteilten Wilson Raj Perumal und Dan Tan aus Singapur. Letzterer war 2013 von Interpol als Verantwortlicher des „weltweit größten und aggressivsten Spielmanipulationssyndikats“ bezeichnet worden und saß aufgrund der Vorwürfe bis 2015 im Gefängnis.

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Der afghanische Präsident Kargar, der seit Anfang 2019 sein Amt innehält und zuvor zweimal als Trainer der Nationalmannschaft fungierte, soll seinen Ex-Spielern zufolge unter einer Decke stecken. Während des „Merdeka-Tournaments“ in Malaysia im Jahr 2008 sollen die beiden Partien gegen Nepal und Sierra Leone verfälscht worden sein, jedoch hatten sich der in Deutschland aufgewachsene Ex-Kapitän Djelaludin Sharityar gemeinsam mit drei weiteren in der Bundesrepublik ansässigen Nationalspielern geweigert, den Anweisungen zu folgen, wie die vier Spieler dem Guardian versicherten. Kargar soll den ehemaligen Wolfsburger Jugendspieler Sharityar gebeten haben, gegen Nepal ein 2:2-Endergebnis zu erzielen. Daraufhin versuchte dieser den Ex-Coach von seinem Vorhaben abzubringen.



Wie mehrere afghanische Spieler behaupteten, ging es dabei um 2.500 US-Dollar, die jeder Akteur im Falle eines 2:2-Unentschiedens erhalten sollte. Sieben Nationalspieler waren aufgrund des Betrugsskandals im Oktober 2019 durch die FIFA gesperrt worden. „Am Abend vor dem Spiel hatten wir ein Treffen mit den anderen Spielern und stritten darüber, wie viel Geld sie bekommen würden“, berichtete Sharityar gegenüber der britischen Zeitung. „Kargar sagte, das sei alles, was sie bekommen würden, und begann über den Plan zu sprechen, das Spiel zu manipulieren. Ich sagte noch einmal: ‚Bitte tun Sie es nicht – wir haben uns in den letzten Jahren verbessert und qualifizieren uns für weitere Turniere, aber wenn Sie das tun, wirft es uns um Jahrzehnte zurück.‘ Aber Kargar bestand darauf, dass es zu spät sei, da alles arrangiert worden sei.“ Er habe vor Wut über das Verhalten des Präsidenten sogar einen Stuhl quer durch den Raum in Richtung des Trainers geworfen und sei daraufhin aus der Sitzung gestürmt.

„Ich habe ihm klar gesagt: ‚Hören Sie, ich habe mit allen Spielern aus Deutschland gesprochen, und ich kann Ihnen sagen, dass wir überhaupt nicht spielen wollen.“ „Wir wollen in diese Angelegenheit nicht verwickelt werden.'“, erzählte Sharityar. Daraufhin habe ihm der 60-Jährige gedroht: „Wenn du das tun würdest, könnte es Auswirkungen auf deine Familie in Afghanistan haben.“

Ex-Oberligaspieler Djelaludin Sharityar mit schweren Vorwürfe gegen Afghanischen Verbandspräsidenten

Kargar wies die Vorwürfe des ehemaligen Schweinfurt-Spielers Sharityar gegenüber dem Guardian von sich. „Diese Leute reden von Spielmanipulationen, aber sie haben keine Beweise gegen mich gefunden. Jetzt geben sie mir die Schuld für 2008. Die FIFA hat diesen Fall untersucht und alles wurde geklärt“, behauptete er. Andere Menschen wollten ihm seiner Meinung nach schaden.

Die Aussagen seiner ehemaligen Spieler sprechen jedoch eine andere Sprache, so identifizierte unter anderem Ex-Keeper Gerowal die beiden Spielmanipulateure Perumal und Tan als Teilnehmer eines anderen Treffens, das am Tag des Spiels in Kargars Zimmer stattgefunden haben soll. „Alle Spieler außer den vier aus Deutschland waren da und es lag etwas Geld auf dem Tisch“, bestätigte er. Letztlich saßen die in Deutschland aktiven Spieler bei der Partie gegen Nepal auf der Ersatzbank, während Coach Kargar das gesamte Spiel über per Telefon Anweisungen zu bekommen schien. „Er erhielt einen Anruf und rief auf Farsi auf das Spielfeld: ‚Lasst sie jetzt ein Tor schießen'“, erinnert sich Sharityar.

Der inzwischen 37-jährige Ex-Nationaltorwart Gerowal habe Kargar nach dem Skandalspiel gestellt, sei daraufhin jedoch bedroht worden. „Ich war so wütend. Zu dieser Zeit war meine ganze Familie in Kabul und ich hatte wirklich große Angst. Wenn ich den Mund öffnete, wäre meine ganze Familie in Gefahr.“

Bis heute wiederholt Sharityar, der seine Karriere unter anderem in Indien und Bahrain ausklingen ließ, seine Vorwürfe gegen den derzeitigen Präsidenten der AFF und teilt diese über sozialen Medien sowie in Interviews mit lokalen Medien. Er sei während der Ermittlungen allerdings nie von der FIFA kontaktiert worden. „Ich dachte wirklich, dass etwas passieren würde und sie würden es ändern.“ er sagte. Anstatt des mutmaßlich korrupten Kargar seien andere Spieler bestraft worden, die dem Druck nicht hatten standhalten können.

 

(Photo credit should read SHAH MARAI/AFP via Getty Images)


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