La Liga Vorschau Teil 3: Atletico, Getafe, Valladolid, FC Elche

9. September 2020 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

In wenigen Tagen beginnt die neue Saison in La Liga! Im dritten Teil der 90PLUS-Saisonvorschau nehmen wir Atletico Madrid, den FC Getafe, Real Valladolid und den FC Elche unter die Lupe.

  • Atletico Madrid: Zeit für Veränderungen?
  • FC Getafe: Das hohe Niveau halten
  • Aufsteiger Elche will die Klasse halten

Teil 1: FC Barcelona, Granada, Osasuna, Real Betis

Teil 2: Sevilla, Valencia, Levante, Celta Vigo

Teil 4: Villarreal, Real Sociedad, Alaves, Cadiz

Teil 5: Real Madrid, Athletic, Eibar, Huesca

Atletico Madrid

Letzte Saison: 3. Platz

Atletico Madrid hat eine durchwachsene Saison erlebt. Die Mannschaft von Diego Simeone (50) war im Ligabetrieb kein ernsthafter Konkurrent für die beiden Schwergewichte Real Madrid und den FC Barcelona. Schon früh in der Saison verabschiedeten sich die Rojiblancos aus dem Meisterschaftskampf. In der Champions League erlebten die Spanier ihr Saisonhighlight, nachdem sie den damals amtierenden Sieger Liverpool im Achtelfinale eliminierten. Der 3:2-Sieg nach Verlängerung an der Anfield Road war das letzte Spiel vor der Coronapause. 

Nach der Zwangsunterbrechung zeigte sich Atletico deutlich verbessert und legte einen starken Endspurt in La Liga hin. Von elf Spielen gewann der Hauptstadtklub sieben und blieb ansonsten ungeschlagen. Letztendlich qualifizierte man sich souverän für die Champions League. Zum Abschluss der Spielzeit gab es noch einen herben Dämpfer: Im Viertelfinale der Königsklasse musste man sich RB Leipzig in Lissabon mit 1:2 geschlagen geben. Eine große Enttäuschung für die ambitionierten Colchoneros.

(Photo by MIGUEL A. LOPES/POOL/AFP via Getty Images)

Atletico Madrid: Griezmann fehlte

Warum war die Saison von Atletico nur durchwachsen? Der Hauptstadtklub musste einige schmerzhafte Abgänge hinnehmen und ohne die Stammspieler Antoine Griezmann (29, FC Barcelona), Lucas Hernandez (24, FC Bayern München) und Rodri (24, Manchester City) auskommen. Verluste, die das Gerüst schwächten. Das Team musste sich einige Zeit daran gewöhnen, ohne diese Spieler auszukommen. Insbesondere Griezmann fehlte den Spaniern enorm. Der Franzose war der Star und Mittelpunkt im Spiel Atleticos. Er fügte sich zwar auch dem System Simeones, aber spielte dennoch eine wichtige Extra-Rolle. 

Nun waren die Madrilenen auf die Stürmer Diego Costa (31) und Alvaro Morata (27) angewiesen. Beide konnten nicht vollends überzeugen. Costa hatte in der abgelaufenen Saison mehrere Monate mit einem Bandscheibenvorfall zu kämpfen, der ihn fast den gesamten Winter über lang ausfallen ließ. Allerdings waren seine Leistungen, wenn er fit war, auch nicht beeindruckend. Beim 31-Jährigen hat man das Gefühl, dass er seinen Zenit erreicht hat und nicht mehr an frühere Topleistungen anknüpfen kann. Morata war zwar der beste Torschütze des Klubs (16 Pflichtspieltreffer), aber ihm fehlt es an Kaltschnäuzigkeit. Der Spanier lässt zu viele Chancen liegen.

Atletico Madrid belohnt sich zu selten

Dies gilt nicht nur für den 27-Jährigen, sondern für die gesamte Mannschaft. Zu oft ließ Atletico Madrid Punkte liegen, obwohl sie das deutlich bessere Team waren. In der Liga spielten die Colchoneros sage und schreibe 16-mal unentschieden. Nur Celta Vigo, das fast abgestiegen wäre, kann bei dieser Statistik mithalten. Der Großteil dieser Punkteteilungen war vermeidbar und diese Spiele sind exemplarisch für die Saison der Simeone-Elf gewesen.

(Photo by JAVIER SORIANO/AFP via Getty Images)

Die Rojiblancos agierten im üblichen 4-4-2 und zeigten den typischen Simeone-Fußball. Super diszipliniert, sehr intensiv, in der Defensive kaum zu überwinden, aber mittlerweile eben auch offensiv zu ausrechenbar. Es wirkte streckenweise so, als seien die Spieler im ewigen Trott der pragmatischen Ausrichtung ihres Trainers gefangen gewesen. Atletico hatte die zweitbeste Defensive und kassierte nur 27 Gegentore (nur Real mit 25 Gegentreffern war besser), erzielte allerdings auch nur 51 Tore. Von den sieben Teams, die sich für Europa qualifizierten, ist Atleti tatsächlich die offensiv schwächste. Es fehlen, wie bereits erwähnt, Akteure, die vor dem Tor eiskalt sind und regelmäßig netzen, aber vor allem fehlt es den Colchoneros an Kreativität und Zug zum Tor. 

Das Mittelfeld als Hauptproblem Atleticos

Es gab zu wenige Spieler, die mit dem Ball am Fuß das Spiel lenken konnten und der Mannschaft offensiv Auftrieb verliehen haben. Saul Niguez (25) hat dahingehend zuletzt abgebaut und Thomas Lemar (24) hat den Status als Fehleinkauf mittlerweile manifestiert. Er könnte den Verein noch verlassen. Offensive Impulse kamen zuletzt von Yannick Carrasco (27), der aus China ausgeliehen wurde (Atletico arbeitet noch an einem erneuten Deal) und auch Marcos Llorente (25), den Simeone als Flügelspieler neu erfand. Angel Correa (25) diente auf der Außenbahn ebenfalls als belebendes Element. 

(Photo by Lluis Gene/Getty Images)

Der Spieler, auf den alle Augen gerichtet war, kam allerdings nur sehr spät in Fahrt: Joao Felix (20). Das Ausnahmetalent, das vor der Saison für 120 Millionen Euro von Benfica kam, musste sich zunächst an das System von Simeone gewöhnen. Zum Ende der Saison wurde der Portugiese immer besser und zeigte, warum alle Topklubs in Europa ihn auf dem Schirm hatten. Er dürfte in der kommenden Saison noch viele überraschen. Seine Anlagen sind hervorragend und vielleicht ist er die Lösung für das ansonsten teilweise träge Spiel Atleticos. Auf relevante Neuzugänge muss Atletico ansonsten verzichten. Thomas Partey (27) könnte den Verein vielleicht noch verlassen. Es ist kaum Bewegung im Kader. 

Im Fokus: Nehuen Perez

Der 20-jährige Argentinier schloss sich schon 2018 den Rojiblancos an und verbrachte die letzte Saison beim portugiesischen Überraschungsteam Familição. Der Innenverteidiger ist für sein Alter sehr routiniert in seinen Aktionen und verteidigt sehr sauber.

Er antizipiert Zweikämpfe hervorragend und verfügt über ein tolles Stellungsspiel. Am Ball ist er nicht spektakulär und sein Aufbauspiel könnte noch ein wenig besser werden, aber ihm unterlaufen selten grobe Abspielfehler. Der Argentinier ist die Ruhe in Person. Nehuen Perez könnte der nächste große Defensivstar Atleticos werden. 

Prognose

Atletico Madrid ist ein wenig im Defensivtrott Simeones gefangen gewesen. Joao Felix ist die personifizierte Hoffnung, um das Angriffsspiel der Colchoneros wieder anzukurbeln und die Chancen auf eine bessere Saison des Portugiesen stehen gut. Aber Simeone muss auch die Ausrichtung seiner Mannschaft dringend ändern. Man kann sich nicht nur auf individuelle Leistungen verlassen. In der Liga reicht es am Ende für die Champions-League-Qualifikation und man wird wieder näher an Real Madrid und Barcelona rücken.

Damian Ozako

FC Getafe (Letzte Saison: 8. Platz)

Seit der Ankunft von Trainer Pepe Bordalas (56) im Spetember 2016 gilt der FC Getafe als Überraschungsmannschaft. In seiner Premierensaison klappte der Wiederaufstieg Getafes, im Anschluss daran absolvierte der damalige Aufsteiger eine bärenstarke Runde, die auf Rang acht endete und bei der der internationale Wettbewerb nur knapp verpasst wurde. Dies gelang jedoch in der darauffolgenden Saison. Mit dem fünften Rang qualifizierte sich Getafe erfolgreich für die Europa League, das Abenteuer endete jedoch im Achtelfinale gegen den späteren Finalisten Inter.

In La Liga setzte es bereits zuvor das europäische Aus, am letzten Spieltag verlor man gegen Levante und verpasste die erneute Qualifikation für Europa nur denkbar knapp. Nun soll der nächste Anlauf wieder erfolgreich sein. Verändert hat sich im Madrider Vorort nicht allzu viel, die Vorzeichen sind daher durchaus vielversprechend…

(Photo by JAVIER SORIANO / AFP)

Eine handvoll Neuzugänge

In Sachen Neuzugänge agierte Getafe bislang sehr überlegt und interessant. Marc Cucurella (21) wurde vom FC Barcelona fest verpflichtet, zudem wechselte Enes Ünal (23) ebenfalls ligaintern vom FC Villarreal in den Vorort Madrids. Während erstgenannter den Verein bereits bestens kennt, ist Ünal in La Liga kein Unbekannter und sollte als Soforthilfe im Angriff dienen können. Mit Cucho Hernandez (21, FC Watford), Dario Poveda (23, Atletico Madrid) und Ante Palaversa (20, Manchester City) wechselten zudem drei Youngster leihweise zum FC Getafe. Ob diese jedoch auch direkt Einsatzzeiten bekommen, bleibt zunächst abzuwarten. Des Weiteren kehrten noch einige Leihspieler zurück.

Abgegeben wurden bislang Jose Carlos Lazo (24, UD Almeria), Enric Gallego (33, CA Osasuna), Ivan Alejo (25, FC Cadiz), Merveil Ndockyt (22, NK Osijek), Jorge Molina (38, FC Granada), Vitorino Antunes (33, Sporting Lissabon) und ein paar Leihgaben, die unterm Strich nicht so performten, wie man es sich erhofft hatte.

Der Kern der Mannschaft blieb somit zusammen, die Leistungsträger der vergangenen Saison konnten gehalten und der Kader punktuell verstärkt werden. Mit Ünal ist beispielsweise nun ein junger Angreifer an Bord, der dem „alten Eisen“ in Getafes Angriff Druck machen soll.

(Photo by Eric Alonso/Getty Images)

Rückkehr in die Top-6?

In der vergangenen Saison schaffte es Getafe erneut um die internationalen Plätze mitzuspielen. Der Fußball hat sich dabei kaum geändert, wird von den eigenen Fans durchaus gefeiert und von den Gegnern gehasst. Kein Wunder, dass Getafe bei den Anhängern der Konkurrenz nicht sonderlich beliebt ist. Die Mannschaft von Pepe Bordalas wird auch in der nun startenden Serie einen defensiv kompakten Fußball stehen, das Ziel dürfte weiterhin sein, eine der besten Defensivreihen von La Liga zu stellen. Zu dieser Defensive gehört eine kämpferische Einstellung, eine Kompaktheit und ebenso ein wenig Theatralik. Die Mannschaft weiß, wie man auszuteilen hat, mag aber nur selten auch einstecken.

In der Offensive beschränkte sich Getafe zuletzt meist auf ein Minimum – dies wird sich auch in dieser Spielzeit kaum ändern. Aus dem kompakten 4-4-2 heraus sollte die Offensivreihe um Ünal gerade aus dem Konterspiel heraus erfolgreich sein. Um jedoch auch das gesteckte Ziel der Europa League nun wieder erreichen zu können, bedarf es mehr als die 43 Tore der Vorsaison. Hier muss Bordalas zeigen, dass er die Mannschaft auch in diesem Bereich noch verbessern kann. Gelingt dies, könnte Getafe wieder einmal eine Saison im oberen Drittel der Tabelle spielen.

Im Fokus: Marc Cucurella

Marc Cucurella war zuletzt vom FC Barcelona ausgeliehen, Getafe konnte den Spieler nun aber fest verpflichten und wird fest auf ihn bauen. Während er in den letzten Jahren noch als Linksverteidiger agierte, baute Bordalas den 22-Jährigen im linken Mittelfeld ein – durchaus mit Erfolg. 37 Spiele absolvierte Cucurella zuletzt in La Liga, erzielte dabei einen Treffer und gab sechs Torvorlagen. Jedoch baute er – wie die komplette Mannschaft – in der Rückrunde etwas ab und konnte seine Leistung zuletzt nicht immer bestätigen.

(Photo by Eric Alonso/Getty Images)

Dennoch wurde er nun fest verpflichtet und spielt für die kommende Saison eine feste Rolle. Um noch effektiver in seiner Spielweise zu werden, muss Cucurella jedoch vor dem Tor gefährlicher und die Abspiele im letzten Drittel noch genauer werden. Gelingt dies, sollte der technisch feine und schnelle Spieler noch unberechenbarer werden und seine Gegenüber durchaus zum Verzweifeln bringen.

Prognose

Getafe gilt auch in dieser Saison zu den Mannschaften, die im oberen Drittel der Tabelle spielen werden. Mit der eigenen und nicht besonders beliebten Art und Weise Fußball zu spielen, war man zuletzt erfolgreich und wird auch in der kommenden Saison die Ziele erreichen können. Die eingespielte Truppe ist ein Mitfavorit auf die internationalen Plätze und dürfte den einen oder anderen gegnerischen Fan zur Weißglut bringen.

Steffen Gronwald

Real Valladolid

Letzte Saison: 14. Platz

Der Aufsteiger aus der Saison 2017/18 wird in der kommenden Spielzeit das dritte Mal hintereinander in der spanischen Beletage auflaufen. Nach Platz 16 in der Debütsaison folgte mit Platz 14 zumindest eine tabellarische Verbesserung. Das Ziel Klassenerhalt wurde in der schwierigen zweiten Saison erreicht, nun will man sich langfristig in La Liga etablieren.

In der vergangenen Saison war eine solide Defensive der Schlüssel für eine Platzierung oberhalb der Abstiegsplätze. Mit 32 Toren war die Offensive vergleichsweise ungefährlich, die 43 Gegentore sind dagegen mittelfeldwürdig, weshalb man auf einem souveränen 14. Platz landete.

Valladolid
(Photo by Gonzalo Arroyo Moreno/Getty Images)

Real Valladolid – Die Offensive muss gestärkt werden

Anhand der Ergebnisse aus der letzten Saison wird immerhin schnell deutlich, wo sich das Team aus der Provinz im Norden Spaniens verbessern muss, in der Kreativität im Spiel nach Vorne. Mit 35,66 xG weist Valladolid ligaweit die wenigsten Großchancen vor, Sergi Guardiola (28) war mit lediglich acht Toren der torgefährlichste Angreifer der Mannschaft. In der Offensive herrschte nachholbedarf, weshalb man auf dem Transfermarkt nach einem bulligen, torhungrigen Angreifer suchte, der außerdem die leihbedingten Abgänge von Enes Ünal (23, Villareal (jetzt Getafe)) und Sandro Ramirez (25, Everton) ersetzen kann.

Mit Shon Weissman (24) tütete man allerdings einen echten Transfer-Coup ein, der in der Tipico Bundesliga in Österreich nach Belieben traf. Nach 31 Spieltagen standen 30 Tore und weitere sieben Vorlage zu Buche, zudem kamen zwei weitere Treffer in der Europa League für den Wolfsberger AC hinzu. Weissman ist ein robuster, zielstrebiger Torjäger, der sich vor dem Tor konsequent und eiskalt zeigt. Attribute, die Valladolid in der letzten Saison fehlten. Als weitere Verstärkung für den Sturm kommt Sekou Gassama (25) auf Leihbasis von Fuenlabrada.

(Photo by Paolo Bruno/Getty Images)

Doch nicht nur die Torgefahr im letzten Drittel, auch die spielstarke Komponente im Mittelfeld fehlte. Meist wurde auf ein recht-klassisches 4-4-2, aber auch auf ein 4-2-3-1 gebaut. Mit Hatem Ben Arfa (33) verlässt ein weiterer Kreativspieler Valladolid, mit den Leihen von Anuar (25) und El Hacen (22) erhofft man sich spielerischen Ersatz.

Real Valladolid: Fokus auf das Umschaltspiel

Angesichts der fehlenden individuellen Klasse, wird der Fokus in der kommenden Saison wohl auf das Umschaltspiel gelegt werden. Das Mittelfeld soll schnell überspielt werden, nach eigenen Ballverlusten vor allem absichern. Auf den relevanten Flügelpositionen konnte man sich mit den ablösefreien Fabian Orellana (34) und Luis Perez (25) verstärken. Des Weiteren kam Raul Carnero (31) aus Getafe, Victor Garcia (23) aus der eigenen Jugend.

Für 12 Millionen Euro sicherte sich Southampton die Dienste von Innenverteidiger Mohammed Salisu (21), der in der vergangenen Saison mit 31 Einsätzen einer der Eckpfeiler für die gute Defensive der Nordspanier war. Ersetzen soll den Ghanaer Javi Sanchez (23), der für drei Millionen Euro aus der Jugend von Real Madrid kam und einiges an Potenzial mitbringt.

(Photo by Angel Martinez/Getty Images)

Für die Torwartposition kam mit Roberto (34) ein erfahrener Keeper ablösefrei von West Ham United.

Im Fokus: Shon Weissman

Der israelische Angreifer hat mit dem Wechsel Mut bewiesen. Trotz lukrativerer und sportlich-angenehmerer Angebote entschied sich Weissman für die Aufgabe in Valladolid. Der 24-Jährige wird der go-to-guy in der Offensive und im letzten Drittel sein. Angekommen in einer Top-Liga kann er sich mit guten Leistungen für noch größere Vereine in Stellung bringen, andernfalls könnte es aufgrund des höheren Niveaus auch passieren, dass Weissman Probleme bekommt, sich zu akklimatisieren.

Der Kader ist quali- und quantitativ nicht auf dem des Vorjahres. In allen Mannschaftsteilen fehlt der sogenannte „Spielentscheider“. Weissman kann und muss diese Rolle einnehmen, wenn der Abstieg verhindert werden soll.

(Photo by Paolo Bruno/Getty Images)

Prognose

Der Mannschaft fehlt es noch in vielen Teilbereichen des Kaders an Qualität. Zwar bewies Cheftrainer Sergio Gonzalez Soriano (43), dass er auch aus begrenzten Mitteln viel herausholen kann, doch gerade der Abgang von Salisu wird der Innenverteidigung wehtun. Es wird ein dauerhafter Kampf gegen den Abstieg, das Umschaltspiel müsste noch einmal auf eine höhere Stufe gehoben, das Spiel mit dem Ball zielstrebiger gestaltet werden. Es wird eng.

Hendrik Wiese

FC Elche

Letzte Saison: Aufstieg

Der FC Elche stieg als Sechstplatzierter der Saison 2019/20 in der Segunda Division in La Liga auf. Möglich machte dies das Play-Off-System in Spanien. Sowohl im Halbfinale gegen Real Saragossa als auch im Finale gegen den FC Girona reichte Elche jeweils ein 0:0 im Hin- und ein 1:0 im Rückspiel. Seit dem 23. August steht also fest, dass der Klub aus der Provinz Alicante in Spaniens höchste Spielklasse aufsteigen wird. 

 (Photo by NELSON ALMEIDA / AFP)

Diese späte Entscheidung bringt auch einige Probleme mit sich, die sich bei der Analyse des Kaders zeigen werden. Für den FC Elche wird es in der neuen Saison darum gehen, das Wunder Klassenerhalt zu schaffen. Trainer Jorge Almiron (49), der das Erbe von Aufstiegstrainer Pacheta (52) antritt, sieht sich aber mit einer sehr schwierigen Aufgabe konfrontiert. 

FC Elche: Nachholbedarf überall

Finanziell ist der Klub schon traditionell nicht auf Rosen gebettet, die Situation rund um die Corona-Pandemie macht die Personalplanungen aber noch einmal komplizierter. Zweigleisig zu fahren konnte man sich vor den Aufstiegsendspielen überhaupt nicht erlauben, erst im Anschluss wurden konkretere Verhandlungen geführt. Bisher allerdings ohne Erfolg. 

Acht Spieler verließen den Klub, darunter Mittelstürmer Jonathas (31, Sharjah FC) und Linksverteidiger Juan Cruz (28, Osasuna). Mit Manu Justo (24) und Jony Niguez (35) kamen zwei Leihspieler zurück, Dani Escriche (22) wurde erneut von Huesca ausgeliehen. Das war des aber bereits. Da der Kader des FC Elche schon in der Vorsaison extrem dünn aufgestellt war, ist eine Minus von fünf Spielern zum jetzigen Zeitpunkt eine Katastrophe. 

Wie sollen Automatismen generiert werden, wenn noch zahlreiche Spieler fehlen? Und wie soll der extrem harte Terminkalender mit einem kleinen Kader in Einklang zu bringen sein? Diese Fragen müssen die Verantwortlichen des FC Elche bis zum Saisonstart, spätestens aber bis Anfang Oktober, wenn die Saison beginnt, beantworten.

Nur 16 Profispieler im Kader

Der Blick auf den Kader des FC Elche sogt für Erstaunen. Lediglich 16 Spieler stehen im Profikader des Klubs, darunter Jony Niguez mit seinen 35 Jahren und der 40-jährige Kapitän und Stürmer Nino. Im Aufgebot befindet sich derzeit nur ein Torhüter, zudem stehen nur vier Verteidiger unter Vertrag. Die Mannschaft ist völlig unausgewogen besetzt, es fehlen in allen  Mannschaftsteilen Neuzugänge. 

Photo: Imago

Doch wie hat es dieser Klub geschafft, in La Liga aufzusteigen? Viele Spiele wurden knapp gewonnen. Der FC Elche stellte weder die beste Offensive noch eine äußerst stabile Defensive. In den entscheidenden Momenten, also in den Play-Off-Spielen, behielt die Mannschaft die Nerven und setzte sich durch. Dabei variierte man in der Systematik, spielte häufig in einem 4-4-2. In den letzten Spielen aber auch mit einer Dreierkette. 

Die Systemfrage für die neue Saison ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einmal besonders relevant und wird erst mit dem ersten Spieltag und dem dann vorhandenen Spielermaterial entschieden. Immerhin kommt der Spielplan dem Klub entgegen. Zwar ist der Auftakt mit Duellen gegen den FC Barcelona und den FC Sevilla sehr kompliziert, aufgrund der Europapokalteilnahme beider Mannschaften startet Elche erst am 27. September mit einem Heimspiel gegen Real Sociedad in die neue Saison. Bis dahin muss sich aber einiges tun. 

Elche: Kaum Stars, erfahrene Schlüsselspieler

Bei einer so überschaubaren Anzahl an Spielern fällt eine Analyse des aktuellen Kaders schwer. Vieles ist noch unklar, der Plan des neuen Trainers liegt noch im Verborgenen. Große Stars oder bekannte Namen sucht man im Kader des FC Elche vergeblich. Im Defensivbereich ist der Innenverteidiger Dani Calvo (26) ein essenzieller Bestandteil des Kaders. Er dirigiert in der Abwehr und verlieht ihr Stabilität. 

Das Mittelfeldzentrum ist laufstark, hier fehlt es an einem spielerischen Element. Gut besetzt ist der Kader hingegen auf den Außenbahnen. Hier sei vor allem Victor Rodriguez (31) hervorzuheben, der so etwas wie der Schlüsselspieler im Kader ist. Er kam im Januar von den Seattle Sounders und spielte vor allem in den letzten Wochen der Saison regelmäßig – wenn auch oft im Mittelfeldzentrum. 

Photo: Imago

Im Angriff muss der Abgang von Jonathas aufgefangen werden. Wichtig ist die erneute Escriche-Leihe, dennoch muss noch etwas passieren. Denn Kapitän Nino wird aufgrund seines Alters dosiert eingesetzt werden müssen. Beeindruckend ist seine Bilanz aus der Vorsaison aber dennoch. 3180 Pflichtspielminuten absolvierte der Angreifer, dabei gelangen ihm 13 Torbeteiligungen. 

Im Fokus: Fidel

Außenspieler Fidel (30) dürfte auch in der kommenden Saison einer der zentralen Akteure im Spiel des FC Elche werden. Wie wertvoll er ist, zeigte er in der Aufstiegssaison. Neun Tore und acht Vorlagen in 42 Spielen in der Liga und in den Play-Offs sprechen eine deutliche Sprache.

Fidel ist der Spieler, der den Unterschied ausmachen kann und oft auch ausmacht. Seine Hereingaben sind präzise, sein offensives Stellungsspiel ist sehr gut. Zudem kann er im Kombinationsspiel in Erscheinung treten, dribbeln und selbst den Abschluss suchen. Kurzum: Für einen Klub wie Elche ist sein Qualitätsspektrum beachtlich. 

Prognose

Der FC Elche wird in der kommenden Saison große Probleme bekommen, den Klassenerhalt zu schaffen. Selbst wenn die Baustellen im Kader noch behoben werden, fehlen wichtige Kernelemente in der Saisonvorbereitung. Die Mannschaft ist nicht eingespielt und hat zudem einen sehr schwierigen Auftakt zu bewältigen. Es wird sehr eng. 

Manuel Behlert

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(Photo by GABRIEL BOUYS/AFP via Getty Images)


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