Unter Kompany wieder wichtig: Erlebt Serge Gnabry gerade seinen zweiten Frühling?

2. Oktober 2024 | Spotlight | BY Michael Bojkov

Viel wurde über seine Verletzungen und sogar einen möglichen Abgang vom FC Bayern geschrieben. Mittlerweile sind die Schlagzeilen über Serge Gnabry wieder deutlich positivere. Der Offensivmann blüht unter Vincent Kompany ein Stück weit neu auf.

Nach Seuchensaison: Gnabry beeindruckt Kompany und Kritiker

Sieben Spiele, zwei Tore, drei Vorlagen – dass diese Statistiken zu Serge Gnabry gehören, würde man nicht unbedingt mutmaßen, wenn man die vergangenen Jahre verfolgt hat. Die waren für den mittlerweile 29-Jährigen nämlich vor allem eins: durchwachsen. Konstant waren die Leistungen bei ihm selten, stattdessen eher die Leistungslöcher, die den 45-fachen deutschen Nationalspieler für den Rekordmeister an Wert verlieren ließen. In der vergangenen Saison waren es dann haufenweise Verletzungen, die den gebürtigen Stuttgarter ausbremsten.



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Lediglich zehnmal stand Gnabry 2023/24 für die Münchner in der Bundesliga auf dem Platz. Von Hüftprobleme über einen komplizierten Unterarmbruch bis hin zu immer wiederkehrenden muskulären Verletzungen hatte der beim FC Arsenal ausgebildete Offensivmann praktisch alles in seiner Krankenakte stehen. Ein Muskelbündelriss war es auch, der letztlich für sein EM-Aus sorgte. „Es gibt wenig Schlimmeres, als so ein Event zu verpassen“, sagte Gnabry, der die Europameisterschaft im eigenen Land vom Sofa aus verfolgen musste. 

Sein Vorteil, zugegebenermaßen der einzige: Gnabry war einer der wenigen Stars, die sich direkt von Beginn an bei Bayern-Neutrainer Vincent Kompany unter Beweis stellen konnten. Und diese Chance nutzte er. Während Leroy Sané, Kingsley Coman und Co. mit der Nationalmannschaft um den Titel in Berlin spielten, wusste Gnabry an der Säbener Straße und auch im Trainingslager in Asien auf sich aufmerksam zu machen. „Ich habe in der Vorbereitung gut Gas gegeben, meinem Körper geht es gut. Ich freue mich, wieder viel zu spielen“, sagte Gnabry vor dem Champions-League-Gastspiel bei Aston Villa, er fühle sich mittlerweile „definitiv sehr viel besser“. Das liegt mit Sicherheit auch daran, dass er die guten Eindrücke aus der Vorbereitung nahtlos in die Saison mitnehmen konnte, in der sich der flexibel einsetzbare Flügelmann und die Münchner bislang in einer beindruckenden Verfassung zeigen.

Die vergangene Saison war für Serge Gnabry eine zum Vergessen

Die vergangene Saison war für Serge Gnabry eine zum Vergessen. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Kompanys Fußball kommt Gnabry entgegen

„Unser Spiel ist gerade sehr gut, es macht sehr viel Spaß. Es fühlt sich auch sehr gut an, sehr dominant“, schwärmte Gnabry förmlich. Die Gründe dafür nannte er sogleich: „Wir versuchen natürlich, so viel Ballbesitz wie möglich zu haben und dem Gegner so wenig wie möglich zu lassen. Das gelingt uns gerade gut, wir sind vorne auch effizient.“ Die Effizienz als Schlüssel? Da klingt es fast schon widersprüchlich, dass Gnabry in fünf Bundesliga-Partien schon dreimal das Aluminium traf und damit einer noch besseren persönlichen Frühbilanz beraubt wurde. 

Am Ende unterstreichen die drei Beinahe-Treffer neben fünf tatsächlichen Torbeteiligungen aber nur, dass Gnabry nicht nur den Spaß am Fußballspielen, sondern auch seine Form wiedergefunden hat. Dabei kommt ihm auch das sehr intensive Spiel von Kompany entgegen, der von seinen Profis fordert, „dass wir das ganze Spiel Druck machen, dass wir den Gegner zu keinen Chancen kommen lassen“, so Gnabry. Mit seiner athletischen Bauart und einem an guten Tagen unwiderstehlichen Drang zum Tor passt er gut zu dem Fußball, den Kompany sehen will – und das zeigt er bis dato mit Bravour.

Für den 29-Jährigen bleibt zu hoffen, dass er seine Form diesmal über einen längeren Zeitraum beibehält und verletzungsfrei bleibt. Dann ist der Nummer 7 des FCB auch zuzutrauen, sich längerfristig gegen Sané und Coman durchzusetzen und in einem Atemzug mit Harry Kane, Jamal Musiala und Michael Olise genannt zu werden, wenn es um die beeindruckende Tormaschinerie des Rekordmeisters geht.

Und auch einer Rückkehr in die Nationalmannschaft stünde dann wenig im Wege. Dass dies ein großer Wunsch sei, daraus machte der Triple-Sieger von 2020 keinen Hehl: „Ich würde mich sehr freuen, wieder für Deutschland spielen zu dürfen, nachdem ich lange weg war.“ Er arbeitet dran, und das mit großen Schritten.

Michael Bojkov

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 im Team. Hat unter anderem das Champions-League-Finale 2024 und die darauffolgende Europameisterschaft vor Ort für 90PLUS begleitet.


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