
Englische Woche in der Premier League. An der Tabellenspitze bleibt alles unverändert, Gesprächsstoff gibt es dennoch reichlich. Die 7 Awards…
„Trotzreaktion“ – Award: Sarri & Co.
Was war Maurizio Sarri in den vergangenen Wochen (berechtigt) in die Kritik geraten. Er sei zu stur, sein System zu leicht zu durchschauen. Nach der 0:4 Niederlage bei Bournemouth und der 0:6 Schmach bei Manchester City begann sein Trainerstuhl endgültig zu wackeln. Zu allem Überfluss ging das Ligapokalfinale, ebenfalls gegen die Cityzens, im Schatten des Dramas um Kepa im Elfmeterschießen verloren.
Was dabei komplett unterging, war, dass die Blues in diesem Finale eine ungewohnt defensive und sehr solide Leistung boten. Der Trend wurde beim 2:0 über ein schwaches Tottenham nun bestätigt. Auch hier wählte Sarri, primär in Halbzeit zwei, eine zurückhaltende Herangehensweise. Wohlwissend, dass sich die Spurs enorm schwer taten, das Spiel zu machen, ließ er seine Mannschaft passiver agieren und auf schnelle Gegenangriffe warten. In der 57. Minute kam so ein Angriff, den der gut aufgelegte Pedro nach starkem Solo mit einem Tunnel durch die Beine von Hugo Lloris vollendete. Durch eine beherzte Defensivleistung konnten die Blues problemlos die Null halten (kein Torschuss), erhöhten nach einem Missverständnis zwischen Trippier und Lloris per Eigentor des Außenverteidigers sogar auf 2:0 (84′).
Sowohl Sarri, der endlich taktische Flexibilität demonstrierte, als auch seine Mannschaft, die die Vorgaben des Trainers beherzt umsetzte und leidenschaftlich kämpfte, lieferten uns eine imposante Trotzreaktion.
„Da, wo sie hingehören“ – Award: Tottenham
Dass Tottenham für uns nicht zu den Meisterschaftskandidaten zählte, wurde hier bereits des Öfteren thematisiert. Dafür ist der Kader der Spurs nach einer intensiven WM und ohne Neuzugänge schlichtweg zu dünn.
Umso erstaunlicher war es, dass Tottenham trotz eher uninspirierenden Leistungen, zuletzt auch ohne den verletzten Harry Kane, die Siege kontinuierlich einfahren konnte. Damit droht nun Schluss zu sein, denn nach der verdienten Niederlage bei Burnley am Samstag (1:2) folgte jetzt ein ganz schwacher Auftritt an der Stamford Bridge (0:2 – kein einziger Torschuss).
Die Nordlondoner, und das ist keinesfalls despektierlich gemeint, siedeln sich bei acht Punkten Rückstand auf Manchester City und neun auf Liverpool endgültig dort ein, wo sie gemessen an Leistung und Kader tatsächlich hingehören: Platz drei (60 Punkte).
Selbst dieser ist allerdings nicht in trockenen Tüchern. Manchester United (55) sowie Arsenal (56) lauern und am Samstag sind ausgerechnet die formstarken Rivalen zu Gast.

„Mister Zuverlässig“ – Award: Sadio Mané
Gerade in den letzten Wochen, als die Offensive des FC Liverpool ins Stocken geriet, konnten sich die Reds auf einen Mann verlassen: Sadio Mané.
Bei den schwachen Auftritten gegen Leicester und West Ham (je 1:1) sicherte der Senegalese mit seinen Treffern jeweils einen Punkt. In der Woche zuvor sorgte er mit seinem entscheidenden Tor zum 4:2 gegen Crystal Palace (4:3) für den Sieg und auch gestern führte er die Mannschaft von Jürgen Klopp auf die Siegerstraße.
Mit einem Doppelpack binnen 20 Minuten leitete Mané einen letztendlich ungefährdeten 5:0 Sieg über Watford ein. Besonders hervorzuheben ist dabei das 2:0, bei dem er mit dem Rücken zum Tor per Hacke über den herausstürmenden Keeper lupfte.
In der Champions League ließ Mané die ein oder andere Großchance liegen, in der Liga entpuppt er sich derzeit zu Mr. Zuverlässig und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Liverpool noch auf Platz eins steht.

„Talisman“ – Award: Sergio Agüero
Wie wichtig Agüero für Manchester City ist, untermalen mal wieder seine ligabesten 18 Saisontore. Zuhause ist er nicht nur wichtig, sondern ein wahrer Talisman.
Im heimischen Etihad Stadium hat der Argentinier nun insgesamt 96 Tore und 22 Assists verbucht. Das sind 118 Torbeteiligungen in 119 Spielen, darunter u.a. das Tor zur Meisterschaft gegen QPR 2016, der Siegtreffer gegen Liverpool im Januar und nun das nächste wichtige Tor im Kampf um den Titel, ein verwandelter Elfmeter zum 1:0 Endstand gegen West Ham.
„Tauschgeschäftsieger“ – Award: Arsenal
Im Januar 2018 kam es zu einem selten Tauschgeschäft. Obwohl Alexis Sanchez nur wenige Monate später ablösefrei zu haben gewesen wäre, ließ sich Manchester United dazu hinreißen, seine Dienste mit Henrikh Mkhitaryan zu verrechnen, der selbst noch zwei Jahre Restvertrag hatte. Damit nicht genug, die Red Devils machten Sanchez zum bestbezahlten Spieler der Premier League.
Eine Fehlentscheidung, wie sich heute herausstellet, denn Alexis Sanchez hat sichtlich an Spitzigkeit verloren und kommt nicht mal ansatzweise in die Nähe seiner Topform im Trikot der Gunners. Dort war er im Schnitt an 0,75 Toren pro Spiel beteiligt – bei Manchester United ist dieser Wert mit nur 5 Toren und 9 Assists in 40 Spielen auf 0,3 abgestürzt. Zuletzt tat sich der Angreifer sogar schwer, in die Startelf zu kommen. Hinweise auf Besserung? Fehlanzeige.
Bei Henrikh Mkhitaryan läuft es nach eigenen Form- und Verletzungsproblemen erheblich besser. Jüngstes Beispiel dafür, seine Galavorstellung gegen Bournemouth (5:1), als der Mittelfeldspieler zwei Tore vorbereitete und eins selbst erzielte. Obwohl Sanchez als Spielertyp öfter den Abschluss sucht und prinzipiell ein Stück offensiver agiert, läuft ihm Mkhitaryan auch bei den Zahlen den Rang ab: 9 Tore und 12 Assists in 42 Spielen bedeuten 0,5 Torbeteiligungen pro Spiel.
Unabhängig von den Zahlen avanciert Mkhitaryan derzeit zu einem Leistungsträger bei den Gunners. Alexis Sanchez dagegen ist ein teures Problem, von dem man sich in Manchester gerne so schnell wie möglich trennen würde. Arsenal hat das Tauschgeschäft mit Manchester United deutlich für sich entschieden…
„Grab geschaufelt“ – Award: Fulham
13 Verpflichtungen unternahm der FC Fulham nach dem Aufstieg im Sommer – zu viel.
Kaum ein Neuzugang konnte wirklich überzeugen, schlimmer noch, das Team fand nie zu einen Rhythmus, was Trainer Slaviša Jokanović letztendlich den Job kostete.
Der ambitionierte Versuch, der Premier League in Jahr eins direkt seinen Stempel aufzudrücken, war überhastet und ging nach hinten los. Claudio Ranieri, dessen Einfluss erschreckend verhalten ausfällt, konnte daran auch nichts ändern.
Beim 0:2 gegen Southampton wurde das nun abermals bestätigt. Fulham ist nun acht Punkte von der Rettung entfernt, der Abstieg wird immer wahrscheinlicher. Das Grab hat man allerdings schon im Sommer geschaufelt, als man an einer intakten und homogenen Elf zu viel veränderte…
„Endlich“ – Award: Huddersfield
94 Tage, insgesamt 14 Ligaspiele konnte Huddersfield Town keinen Sieg feiern. In dieser Zeit holten die Terrier einen mickrigen Zähler bei einem Torverhältnis von 7:28 und trennten sich in beidseitigem Einvernehmen von Trainer David Wagner.
Am Dienstag gegen Wolverhampton war es dann endlich soweit. In der ersten Minute der Nachspielzeit sicherte Steve Mounié mit seinem Treffer den erst dritten Saisonsieg für den abgeschlagenen Letzten der Premier League.
Bei elf Punkten Rückstand auf das rettende Ufer wird der Abstieg nicht abzuwenden sein. Für Trainer Jan Siewert, der den Wiederaufsteig angehen soll, war der erste Dreier an der Seitenlinie Huddersfields dennoch eine Erleichterung.
(Main Photo by Jan Kruger/Getty Images)