Am Samstag (15:30, live auf SKY) ist es soweit: Borussia Dortmund empfängt den FC Schalke. Zum ersten Mal seit Jahren sind dabei die Vorzeichen für das große Derby „umgekehrt“. Der FC Schalke steht besser da, als viele Beobachter es beim Amtsantritt von Domenico Tedesco erwartet hatten – der BVB dagegen steckt in der schwersten Krise seit Jahren. Neu-Trainer Peter Bosz fürchtet im Falle einer Niederlage gar um seine Position.
Borussia Dortmund
Der BVB steckt in einer Krise, die längst jeden Aspekt seines Spiels „infiziert“ zu haben scheint. Die Angriffe behäbig, das Positionsspiel rätselhaft, das Zweikampfverhalten kollektiv wie individuell ungenügend, hinzu kommen die taktische Überforderung des Trainers und offensichtliche Probleme des Teams mit sowohl Psyche, als auch Fitness. Selbst im Vereinsumfeld rumort es nach dem schmerzlichen Abgang von Chefscout Sven Mislintat und den erneuten Eskapaden des formschwachen Pierre-Emerick Aubameyang. Peter Bosz ist wahrlich nicht zu beneiden – sein Team gleicht einem Trümmerhaufen.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich in den Partien gegen Stuttgart und Tottenham nicht das kleinste Anzeichen einer Verbesserung auf dem Rasen zeigte – sowohl formstarke Akteure als auch Führungsspieler fehlen derzeit komplett. Um so mehr wird es darauf ankommen, dass Christian Pulisic und Raphael Guerreiro einen guten Tag erwischen (bzw. in Pulisics Fall: bis zum Spiel vollständig fit werden). In Dortmunds flügellahmer Offensivabteilung scheinen sie am ehesten dazu befähigt, Peter Bosz‘ Spielidee des schnellen Auflösens selbstprovozierter Engstellen auf der Außenbahn umzusetzen. Will der BVB einen dringend nötigen Befreiungsschlag erspielen, wäre das Derby eine willkommene Gelegenheit dafür. Und womöglich die letzte für Peter Bosz.
FC Schalke
Zum ersten Mal seit Jahren scheinen die „Knappen“ ihrem Erzrivalen aus Dortmund sportlich eindeutig überlegen zu sein und gehen als klarer Favorit ins Revierderby. Das dürfte dem Selbstvertrauen eines zu früh abgeschriebenen Teams einen zusätzlichen Aufschwung verschaffen. Ohnehin können Team und Trainer stolz auf sich sein: Der FC Schalke hat seit dem 23. September kein Pflichtspiel mehr verloren, bewegt sich sicher in verschiedenen Spielsystemen und verbucht die zweitwenigsten Gegentore der Bundesliga.
Für den Tabellenzweiten aus Gelsenkirchen kommt die Standortbestimmung gegen den Erzrivalen genau zur rechten Zeit. Das Gleiche gilt für die Genesung von Teamleader Leon Goretzka, der nach ausgestandener Verletzung aller Voraussicht nach das Derby bestreiten wird. Unterstützen werden ihn dabei die Kollegen Meyer und di Santo – nur zwei der Spieler, die sich unter Domenico Tedesco deutlich verbessert haben. Schalke tritt also in Bestbesetzung an und kann sich eigentlich nur selbst schlagen. Hinzu kommt, dass der Erwartungsdruck auf den Schultern der jungen Elf deutlich niedriger als der des Gegners sein wird.
Prognose
Der BVB benötigt viele Chancen für ein Tor – Schalkes Abwehr lässt jedoch wenige zu. Der BVB wirkt mental ausgelaugt – Schalke dagegen strotzt vor Selbstvertrauen. Der BVB produziert haarsträubende Abwehrfehler am Fließband – Schalke benötigt wenige Chancen für ein Tor.
Man sucht derzeit vergeblich nach einem Anhaltspunkt, der auf einen BVB-Sieg hindeuten könnte. Königsblau ist klarer Favorit.
Mögliche Aufstellungen
Borussia Dortmund
FC Schalke 04
