Einen „Friedenspreis“ wird Gianni Infantino diesmal immerhin nicht vergeben. Und dennoch fährt der FIFA-Boss in dieser Woche abermals groß auf: Rund 800 Gäste lässt der Weltverband zur Gala „The Best“ nach Doha karren, darunter die Stars der Branche, FIFA-Legenden und die Fast-Alles-Gewinner von Paris Saint-Germain, denen zudem ein weiteres fragwürdiges Finale bevorsteht.
Erst die Weltfußballer-Gala am Dienstag, dann das Endspiel mit PSG um den FIFA-Interkontinental-Pokal am Mittwoch – während der jüngste Wirbel um die wahnsinnigen WM-Ticketpreise längst nicht abgeebbt ist, muss der Weltverband in dieser Woche aber weniger öffentliche Kritik fürchten. Aus guten Gründen – und trotz aller offenen Fragen zu der nicht enden wollenden Belastungsthematik, der kurzfristigen Terminierung und zum Sinn oder Unsinn der Veranstaltungen.
Gala in Katar sorgt für Aufregung
Der FIFA steht in Katar schließlich in gewisser Weise ein „Heimspiel“ bevor. Infantinos Drähte nach Doha glühen nicht erst seit der WM 2022, der Weltverband ist Stammgast mit all seinen Turnieren in dem Emirat, das Ousmane Dembélé und all die Pariser Hauptdarsteller über die staatliche Investmentgruppe QSI fürstlich entlohnt. Dass sich die scheinbar unermüdlichen Vielspieler von PSG nach einem langen Jahr mit der Klub-WM über das Duell mit dem Copa-Libertadores-Sieger CR Flamengo (18.00 Uhr/DAZN) beklagen werden, ist daher nicht zu erwarten.
Infantino, der mit immer neuen Formaten längst auch um die Vorherrschaft im Klubfußball kämpft, dürfte das gefallen. In den vergangenen Tagen hatte der Boss des Weltverbands noch heftigen Gegenwind zu spüren bekommen. Einerseits aufgrund der bizarren WM-Auslosung, der Schmeicheleien für Donald Trump sowie möglicher Verstöße gegen eigene FIFA-Regularien. Und andererseits aufgrund der hohen Ticketpreise für die WM 2026, die vor allem in Europa für Empörung sorgten.
Für die Events in dieser Woche ist aber alles angerichtet. Seit Sonntag weilt der Champions-League-Sieger Paris inmitten des Jahresendspurts in der katarischen Hauptstadt. Marketingtermine stehen auf dem Programm, ehe Dembélé, Trainer Luis Enrique und Keeper Gianluigi Donnarumma, der inzwischen bei Manchester City unter Vertrag steht, abermals ausgezeichnet werden könnten. Die Münchner Harry Kane und Manuel Neuer sowie Barcelonas Trainer Hansi Flick besitzen nur Außenseiterchancen.
Begleitet wird das Event, das der Weltverband erst mit zwei Tagen Vorlauf offiziell terminiert hat, jedoch von der Frage, ob es Infantinos Awards wirklich braucht. Offen scheint auch, wie ernst es die FIFA mit der Kür einer Weltfußballerin inmitten einer Champions-League-Woche bei den Frauen meint.
Ohnehin herrscht seit Jahren Verwirrung bei den Fans aufgrund der Konkurrenz zum prestigeträchtigen Ballon d’Or. Von 2010 bis 2015 ehrte die Fachzeitschrift „France Football“ die Besten des Jahres zwar gemeinsam mit der FIFA, seitdem kämpfen beide Parteien aber um die Vormachtstellung. Im Vorjahr gipfelte dies in der Posse um Real-Star Vinícius Júnior, der nach dem bemerkenswerten Ballon-d’Or-Boykott der Madrilenen bei den FIFA-Awards ausgezeichnet wurde.
Angesichts der Vorzeichen scheint die Wahl Dembélés durch Fans, Kapitäne und Trainer der Nationalteams sowie Medienvertreter in diesem Jahr aber folgerichtig – die Eklat-Gefahr hält sich also in Grenzen. Immerhin etwas.

