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90PLUS » Manuel Neuer: Eine Frage des Anstands
Fußball News

Manuel Neuer: Eine Frage des Anstands

Julius Eid
20.03.24, 06:38
Julius Eid
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Spotlight | Manuel Neuer (34) macht Urlaub in Kroatien und singt fröhlich ein Lied eines rechtsextremen Künstlers mit. Inwieweit Vorsatz und Gesinnung beim Nationaltorhüter gegeben sind, sollte für die Rezeption unerheblich sein. Schon der Anstand würde gebieten, dass sich der Spieler selber äußert.

Manuel Neuer: Der kroatischen Sprache nicht mächtig

Die Bilder und Tatsachen sind schnell zusammengefasst. Manuel Neuer (34), Arm in Arm und in offensichtlich freundschaftlicher Atmosphäre, singt überraschend textsicher einen Song der Band „Thompson“ mit. Der Song heißt „Lijepa li si“, Du bist schön, und ist eine Liebeserklärung an Kroatien. Der Sänger der Band, Marko Perkovic ist ein Rechtsextremer. Doch schon hier beginnt die Unschärfe in Berichterstattung und Bewertung der Szenerie. Ist Marko Perkovic wirklich rechtsextrem? Sollte man in Berichten nicht lieber von einem rechtspopulistischen oder rechtsnationalen Sänger sprechen? Er selber nennt sich „Patriot“. Ich nenne jemanden, der nachweislich den Holocaust verherrlicht hat und den Hitlergruß zeigte, rechtsextrem.

Die Relativierungen enden hier allerdings nicht. „Lijepa li si“ sei eines der harmlosen Lieder der Band. Manuel Neuer, so sein Management, sei der Sprache gar nicht mächtig und wüsste dementsprechend auch nicht, was er da singt. Die „FAZ“ schreibt, dass Neuer in die selbe „Liederfalle“ getappt sei, wie Angela Merkel. Die Bundeskanzlerin klatschte auch schon einmal zum besagten Song. All dies mögen wahrhaftige Aussagen sein, nichts davon lässt sich auf den ersten Blick be- oder widerlegen. Der Punkt ist: Sie sind irrelevant.

Manuel Neuer hat einen Song eines Rechtsextremisten gesungen und es ist eine Frage des Anstands, hierzu Stellung zu nehmen und sich zu entschuldigen. Kein kurzes Management-Statement, kein Schweigen von Verein und Verband, keine Diskussion um die Intention des Torhüters werden Menschen Genugtuung verschaffen, die von den Verbrechen des Ustascha-Regimes, welches Thompson immer wieder verherrlicht, betroffen waren.

In diesem Fall geht es nicht darum, dass man keine Fehler machen darf. Es geht darum, dass man Fehler eingestehen und verstehen muss, wie Worte von Menschen wie Marko Perkovic verletzen und radikalisieren können. Und darum, dass man sich dann, wie es anständig wäre, entschuldigt und aus seinen Fehlern lernt. Ein Statement von Neuer steht bis jetzt noch aus.

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Julius Eid

Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images

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