7 Awards zum Deadline Day in England: Frust, Planlosigkeit und Unentschlossenheit

1. September 2017 | Global News | BY Chris McCarthy

Der Deadline Day hielt einmal mehr, was er verspricht! Zwar passierten nicht mehr die ganz großen Transfers auf der Insel, trotzdem gab es einige spannende, award-verdächtige Geschichten!

 

„Ich weiß nicht so recht“ – Award : Ross Barkley

Es war wohl die kurioseste Geschichte des Deadline Day! Nachdem sich der FC Everton und der FC Chelsea spät auf eine Ablöse für Ross Barkley einigten, folgte der obligatorische medizinischen Check!

Zu diesem Zeitpunkt ist ein Transfer meistens in trockenen Tüchern, die Untersuchung ist eine reine Formsache! Nicht bei Barkley, denn wie Sky Sports UK gestern Abend vermeldete, entschied sich der Mittelfeldspieler während des Checks urplötzlich gegen einen Wechsel nach London!

Weniger Minuten später folgte der Telegraph mit der Behauptung, Barkley sei sich nicht ganz sicher und habe den Wechsel nicht ganz abgehakt. Plötzlich wurde über einen Transfer im Januar diskutiert – bisher ohne Erfolg.

(Photo BEN STANSALL/AFP/Getty Images)

Obwohl der Verbleib bei Everton für den verletzten Barkley wohl die richtige Entscheidung war, da er bei Chelsea kaum die für ihn so wichtige Spielpraxis erhalten würde, so kam die plötzliche Meinungsänderung reichlich spät. Ob es ihm Toffees Trainer Koeman danken wird, ist mehr als fraglich…

 

„Frustkauf“ – Award: Antonio Conte

Nach der sensationellen Debüt-Saison mit dem FC Chelsea, gekrönt von der Meisterschaft, betonte Antonio Conte schon früh, dass er für die zusätzliche Belastung der Champions League seinen Kader signifikant verstärken müsse.

Die erste Niederlage des Transferfensters musste der Italiener hinnehmen, als sein Wunschstürmer Romelu Lukaku völlig überraschend zu Manchester United wechselte. Immerhin konnte in Alvaro Morata eine mehr als kompetente Alternative geholt werden. Doch auch nach den Verpflichtungen des spanischen Stürmers, Tiemoué Bakayoko und Antonio Rüdiger, pochte Conte auf weiteres Personal.

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

Die Bemühungen um Alex Sandro, Alex Oxlade-Chamberlain, Fernando Llorente, Ross Barkley, Cedric Soares oder auch Virgil Van Dijk scheiterten oder verliefen im Sande.

Die ohnehin schon angespannte Stimmung zwischen Conte und der Vereinsführung dürfte sich nach den panikverdächtigen Deadline Day Transfers (Ergänzungsspieler Danny Drinwkater und Davide Zappacosta) nicht gerade entspannt haben.

 

„Nimm mich“ – Award: Riyad Mahrez

Verzweifelt an einem Flughafen sitzen und auf das Handy starren, das kennen wir eigentlich nur aus Liebesfilmen! Ungefähr so verlief allerdings der Deadline Day von Riyad Mahrez, der bis zum letzten Moment noch auf ein Happy End wartete und wohl immer noch wartet. Das Lager des Algeriers versuchte verzweifelt seinen Namen beim FC Barcelona ins Spiel zu bringen, doch das Handy blieb stumm. Sollte das bis Mitternacht (dann schließt auch in Spanien das Transferfenster) so bleiben, dann wird wechselwillige Mahrez wohl oder übel mindestens ein weiteres halbes Jahr bei Leciester City bleiben.

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Litt die Motivation des launischen Spieler des Jahres 2015/2016 in der abgelaufenen Spielzeit am Absturz der Foxes, so zeigte er sich an den ersten Spieltagen 2017/2018 überraschenderweise in Spiellaune. Böse Zungen behaupteten, er wollte sich ins Schaufenster spielen und so stellt sich die Frage: Hält die Spielfreude auch ohne den Wechsel zu einem Champions League Teilnehmer an?

 

„Planlos“-Award: FC Arsenal

Diese Saison sollte alles anders werden! Nach dem erstmaligen Verpassen der Champions League erwarteten die Fans von Arsene Wenger eine Reaktion auf dem von ihm so ungeliebten Transfermarkt!

Sie wurden zunächst auch positiv überrascht, denn schon relativ früh brach Arsenal den vereinsinternen Transferrekord und verpflichtete mit Alexandre Lacazette einen so heiß ersehnten Knipser für den Sturm. Dem Franzosen und dem ablösefreien Sead Kolasinac, der sich als Glücksgriff erwies, sollten weitere Spieler folgen. Ganz nebenbei bezog man bezüglich des 2018 ablösefreien Alexis Sanchez schon früh Stellung. Der Chilene soll aufgrund seiner sportlichen Bedeutung trotz auslaufenden Vertrags um jeden Preis gehalten werden.

Wenige Tage vor dem Deadline Day hatten die Gunners immer noch keine weiteren Spieler verpflichtet und urplötzlich entschied man sich doch noch dazu, Alexis Sanchez für ein passendes Gebot ziehen zu lassen. Der Grund? Angeblich steht kein Geld für Spieler zur Verfügung. Die Gehaltsstruktur, so heißt es, erlaube ohne signifikante Abgänge keinen Spielraum für namhafte Transfers!

(Photo by Steve Bardens/Getty Images)

Plötzlich hörte man sich, sogar von Ligarivale Manchester City, Angebote für Sanchez an. Das 60-Millionen-Euro-Gebot war zufriedenstellend, allerdings konnte man so kur vor der Wechselfrist keinen adäquater Nachfolger finden. Trotz einer Offerte im Bereich von 100 Millionen Euro platzte nämlich die Verpflichtung von Thomas Lemar, der nach dem Zögern der Gunners einen Monat zuvor, keine Lust mehr hatte, nach Nordlondon zu wechseln.

Obwohl sich der ambitionierte Sanchez wohl von dem Hickhack erholen wird und sportlich weiter helfen wird, schaffte sich Arsenal in der letzten Woche noch ein Problem, das eigentlich keines war: Arsene Wenger fiel urplötzlich ein, dass der vor 12 Monaten geholte Shkodran Mustafi nicht gut genug ist. Fortan wurde der deutschen Nationalspieler anderen Vereinen angeboten, ohne einen tatsächlichen Nachfolger in der Hinterhand zu haben. Das war auch der Grund, wieso dieses Vorhaben scheiterte und Mustafi wohl nicht die allerbeste Laune haben dürfte.

Einmal mehr demonstrierte das Trainerurgestein, dass es auf dem schnelllebigen Transfermarkt hoffnungslos überfordert ist. Der Franzose scheiterte, mit tatkräftiger Unterstützung der Vereinsführung, nicht nur daran, die Probleme zu beheben, sondern schuf sich sogar noch weitere…

 

„Respekt“ – Award: FC Southampton

Unsere Helden der Transferperiode waren zweifelsohne die Verantwortlichen des FC Southamtpon! In einer Zeit, wo so ziemlich jeder Spieler seinen Willen durchsetzen und seinen Wunschtransfer erzwingen kann, blieben die Saints hart!

Virgil Van Dijk pochte schon seit Beginn der Transferperiode auf einen Transfer. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, ehe sein aktueller Arbeitgeber nachlassen würde – denkste!

Obwohl potentielle Interessenten mit Rekordablösesummen lockten und Virgil Van Dijk seinen Wechselwusch sogar publik machte, bezog Southampton schon früh Position. Durch die Drohung, den FC Liverpool aufgrund nicht ganz regelkonformer Bemühungen um den Innenverteidiger zu melden, setzte man ein klares Zeichen und schreckte die Interessenten ab.

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

Es mag sein, dass die Saints nun einen unzufriedenen Spieler in ihren Reihen haben, allerdings ist Van Dijk gezwungen, gute Leistung zu zeigen, ansonsten ist der Traum von einem Top-Klub auch im nächsten Sommer nicht zu realisieren. Southampton setzte ein Zeichen und demonstrierte eindrucksvoll, dass kein Spieler größer als der Verein ist. Respekt an die Vereinsführung!

 

„Heimlicher Gewinner“ – Award: Tottenham

Befürchteten wir bei den Tottenham Hotspur vor wenigen Wochen noch einen kleinen Einbruch, so haben sich die Spurs seitdem und im Schatten der Rekordtransfers perspektivisch und punktuell verstärkt.

Einer der besten Defensiven der Liga bekommt in Davinson Sánchez eine weitere brauchbare Alternative und der Abgang von Kyle Walker zu Manchester City wurde am Deadline Day durch die Verpflichtung von Serge Aurier mehr als adäquat kompensiert! Darüber hinaus holten die Londoner noch eine treffsichere Alternative zu Harry Kane. Durch Fernando Llorente wird der Engländer entlastet und es kann zudem etwas rotiert werden.

(Photo by Stephen Pond/Getty Images)

Am aller wichtigsten war es jedoch, Leistungsträger wie Dele Alli, Christian Eriksen, Toby Alderweireld und eben auch Harry Kane zu halten, denn im so ungeliebten Wembley Stadium steht eine richtungsweisende Saison bevor! Auf dem Papier ist man der Herausforderung mittlerweile jedenfalls gewachsen.

 

„Back to Football“ – Award: Premier League

Ganz egal mit welchen Spielern ein Verein in Verbindung gebracht wurde, ganz egal, welche Spieler geblieben oder gegangen sind. Die Trainer und Verantwortlichen der Klubs hatten genügend Zeit, ihre Wunschkader so gut wie möglich zusammenzustellen und müssen nun mit den Akteuren arbeiten, die ihnen zur Verfügung stehen.

Bei all den spannenden Gerüchten, den astronomischen Geboten und den spektakulären Wechseln ist es schön, dass es nun endlich wieder um das Wesentliche geht: Die Leistung auf dem Platz!

 

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


Ähnliche Artikel