Fußball ächzt unter Belastung: Profis „an der absoluten Grenze“

24. November 2023 | Global News | BY sid

Thomas Tuchel schlägt Alarm, Jürgen Klopp klagt seit Jahren: Die Fußball-Branche ächzt unter der hohen Belastung.

Beschwerden über zunehmende Belastung bei Profis

Muskeln zwicken, Bänder reißen und die Psyche ist immer häufiger am Anschlag: Die millionenschwere Fußball-Branche ächzt unter der enormen Belastung. Europas Top-Trainer schlagen Alarm.

Der Spielplan sei „an der absoluten Grenze, wenn nicht drüber“, klagte Bayern Münchens Trainer Thomas Tuchel (50) und hat in Jürgen Klopp (56) einen ebenso prominenten Verbündeten. Der Teammanager des FC Liverpool warnt seit Jahren. „Es gibt nur eine Richtung, wohin das führt, und das ist gegen die Wand“, sagte Klopp in einem viel zitierten Statement zur Entwicklung des Fußballsystems. Ein System, das seit Jahren immer mehr Partien und immer weniger Regenerationszeit vorsieht.



Ein „vernünftiges Arbeitspensum“ erkennt auch Luis Enrique (53) nicht mehr. Der 53 Jahre alte Spanier ist aktuell Trainer von Paris St. Germain und hatte nach der jüngsten Länderspielpause in dem französischen Supertalent Warren Zaire-Emery und dem Brasilianer Marquinhos neue Verletzte zu beklagen. Mal wieder. Enrique kann besonders gut beurteilen, welch‘ dauerhaft großem Druck die Profis körperlich und mental ausgesetzt sind. Er kennt auch die Seite der Nationalmannschaften, bei der die Auserwählten ebenfalls immer häufiger Höchstleistungen abliefern sollen. Bei der WM 2022 in Katar arbeitete Enrique noch als Coach der Spanier.

Das Turnier im Emirat, das entgegen der langjährigen Tradition im Winter stattfand, sehen viele Experten und auch Spieler als Zäsur. Die Belastungsschraube wurde nochmal deutlich angezogen.

„Die Verletzungen kommen nicht von ungefähr. Die Belastung ist in der Tat grenzwertig“, hatte Nationalspieler Leon Goretzka bereits vor dem Start der Titelkämpfe im vergangenen November und Dezember gesagt: „Und die WM wird dieses Problem noch vergrößern, da sie mitten in der Saison stattfindet.“



Eine neue Studie der in London ansässigen Versicherungsgruppe Howden Group Holdings Ltd. scheint diese böse Erwartung zu bestätigen. Auswahlspieler, die an der Weltmeisterschaft teilgenommen haben, mussten demnach in den Monaten nach dem Turnier im Durchschnitt acht Tage länger verletzungsbedingt pausieren. Und der Trend, dass immer mehr körperlich und mental von den Topakteuren verlangt wird, setzt sich weiter fort.

Tuchel berichtete nun am Donnerstag von Hinweisen der jeweiligen Nationaltrainer, „dass die Jungs müde sind. Die sind mental müde, die sind emotional müde, die sind physisch müde“, sagte der Bayern-Trainer, dem auch nicht passte, dass sein Klub bereits am Freitagabend schon wieder in der Bundesliga beim 1. FC Köln ran musste.

Manche seiner Spieler waren erst am Donnerstag wieder in München eingetroffen. „Das ist natürlich eine sehr, sehr unglückliche Ansetzung“, betonte Tuchel.

Insgesamt gehe es nicht allein um die Anzahl der Spiele, sondern auch um die Strapazen der vielen Reisen. Die Reform der europäischen Wettbewerbe wird die Taktung in der kommenden Saison weiter erhöhen, dann spielen in der Champions League 36 statt 32 Mannschaften. Vorher findet noch die EM in Deutschland statt. „Das ist einfach an der Grenze“, sagte Tuchel. Doch diese Grenze wird für etliche Akteure weiter verschoben werden.

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(Photo by Ryan Pierse/Getty Images)


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