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So läuft es beim Ex-BVB-Juwel Paris Brunner

11. Oktober 2024 | Spotlight | BY Philipp Overhoff

Von allen Namen der deutschen U17- Welt- und Europameister des vergangenen Jahres ist Paris Brunner der wohl populärste. Grund dafür ist nicht zuletzt Sky-Journalist Florian Plettenberg, der im Dezember 2023 in der Fußball-Talkshow „At Broski“ dafür plädierte, den Kapitän der DFB-Junioren doch mit zur Herren-Europameisterschaft im eigenen Land zu nehmen.

„Man muss richtig mutig sein. Ich würde definitiv Paris Brunner mitnehmen. Er hat überhaupt nichts zu verlieren, selbst wenn er bis dahin kein Profispiel für den BVB gemacht hat, würde ich ihn ohne mit der Wimper zu zucken nominieren. Das würde ich hundertprozentig machen, weil du andere Gedanken und dieses Rotzfreche brauchst“, hatte Plettenberg gesagt und damit für ungläubige Blicke bei den anwesenden Gästen gesorgt.



So absurd der Vorschlag – einen Spieler des jüngeren A-Jugend-Jahrgangs ohne jegliche Profi-Erfahrung zu nominieren – auch gewesen sein mag, er sorgte jedoch dafür, dass spätestens seitdem jeder deutsche Fußball-Fan gewisse Assoziationen mit dem Namen Paris Brunner verbindet.

Brunner sorgt für Schlagzeilen – in jeglicher Hinsicht

Und gänzlich unpopulär war der damals 17-Jährige dabei keineswegs. Brunner hatte sowohl mit sportlichen als auch mit nicht-sportlichen Schlagzeilen bereits mehrfach auf sich aufmerksam gemacht.

Zunächst zu seinen Meriten auf dem Feld: Als Vize-Kapitän der deutschen U17-Nationalmannschaft holte der Sohn einer kongolesischen Mutter im vergangenen Jahr sowohl den EM- als auch den WM-Titel. Bei beiden Turnieren war Brunner DER Unterschiedsspieler im DFB-Team und wurde jeweils zum besten Spieler des Turniers gewählt. Zur Einordung: MVP einer U17-WM wurde zuvor nur ein deutscher Spieler: Toni Kroos.

Auch in der U17- bzw. U19-Bundesliga überragte der flexible Offensivspieler stets und sammelte in 53 Einsätzen beeindruckende 60 Scorerpunkte. Paris Brunner hat in seinem bisherigen Leben also so ziemlich jedes Fußballfeld, auf dem er gestanden hat, dominiert. „Paris ist vor dem Tor sehr präsent und brandgefährlich. Er entwickelt im Spiel mit und gegen den Ball eine unheimliche Wucht. Er ist dank dieser Wucht, seiner Körperlichkeit und Athletik gepaart mit seinen technischen Fähigkeiten prädestiniert dafür, nach schnellen Balleroberungen zügig zum Torerfolg zu kommen. Er besitzt auch eine gute Grundschnelligkeit. All diese verschiedenen Faktoren machen ihn so gefährlich“, sagt Förderer und U17-Bundestrainer Christian Wück über seinen ehemaligen Schützling.

(Photo by Burak Kara/Getty Images for DFB)

Doch abseits des grünen Rasens sorgte Brunner ebenfalls des Öfteren für Schlagzeilen. Im Oktober 2023 wurde der Teenager von seinem Klub Borussia Dortmund suspendiert. Laut Informationen der Sport Bild soll Brunner eine Party gefeiert haben, bei der mehrere Gegenstände zerstört worden sein sollen. Von BVB-Seite hieß es damals nur: „Borussia Dortmund hat Paris Brunner aus disziplinarischen Gründen suspendiert. Der Nachwuchsspieler wird bis auf Weiteres nicht am Spielbetrieb des BVB teilnehmen.“

Im Januar diesen Jahres dann der nächste Fehltritt: Im Winter-Trainingslager der Schwarzgelben in Marbella kehrte der Youngster eines Abends zu spät in das Teamhotel zurück und musste im darauffolgenden Testspiel gegen Standard Lüttich zuschauen. Schon vor der Transfer-Posse im Sommer war die Beziehung zwischen dem Verein und seinem jungen Spieler zumindest angespannt.

Aus Dortmund über Monaco nach Brügge

Doch dann folgte – früher als erwartet – der Abgang Brunners aus Dortmund. Der BVB wollte den 18-Jährigen zunächst weiterhin in der U19 und U23 zum Einsatz kommen lassen, während dieser selbst auf eine sofortige Rolle bei den Profis pochte. Brunner suchte schließlich das Weite und wechselte ein Jahr vor der Ende seines Vertrags zur AS Monaco. Besonders gut zu sprechen sind die Borussia-Verantwortlichen auf ihren ehemaligen Schützling seitdem nicht mehr . „Es ist nicht immer ganz so einfach, teilweise Eltern, teilweise Spielerberater, es muss immer schnell gehen, natürlich klopft man auch schnell bei anderen Vereinen an, die einem irgendetwas versprechen. Vielleicht sind wir manchmal zu ehrlich“, sagte Geschäftsführer Lars Ricken bei Bei 19:09 – der schwarzgelbe Talk.  Auch Nuri Sahin erklärte später, dass man „niemandem etwas schenken wolle. Dafür ist der Verein viel zu groß.“

Im Gegensatz zum BVB zeigte Monaco Brunner eine sofortige Perspektive im Profibereich auf und verlieh ihn für ein Jahr an den belgischen Erstligisten Cercle Brügge, der außerdem in der Conference League aktiv ist und es dem Youngster so ermöglichen kann, Spielpraxis auf internationalem Niveau zu sammeln.

(Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Nach knapp sieben Wochen in Belgien fällt das erste Zwischenfazit jedoch ziemlich ernüchternd aus. In der Jupiler Pro League – für junge Spieler in der Regel ein herausragendes Pflaster – kam Brunner lediglich zweimal als Joker zum Einsatz und absolvierte insgesamt nur 57 von 630 möglichen Spielminuten. Zudem bekam er beim 6:2 Conference-League-Erfolg über den FC St. Gallen 15 Minuten Spielzeit. Eine Torbeteiligung steht bislang noch aus.

Unter dem österreichischen Trainer Miro Muslic ist der DFB-Kicker zumeist nicht mal die zweite Wahl im Sturmzentrum und muss sich hinter Kevin Denkey, Felipe Augusto und Abdoul Kader Ouattara anstellen. Ob sich diese Situation nach der aktuell laufenden Länderspielpause entscheidend ändert, bleibt abzuwarten.

Wohlfühloase DFB

Argumente dafür sammelte Brunner jedenfalls bei der U19-Nationalmannschaft. Der Legionär steuerte beim 2:1-Sieg über den Europameister-Nachwuchs aus Spanien den Ausgleichstreffer bei und machte so Werbung in eigener Sache. Die DFB-Auswahl ist und bleibt also die absolute Wohlfühloase des zuletzt so kriselnden Profis.

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Und trotzdem muss einiges passieren, damit der Wunsch von Florian Plettenberg immerhin mit zweijähriger Verspätung in Erfüllung gehen wird. Eine Berufung für die A-Nationalmannschaft erscheint zum jetzigen Zeitpunkt nahezu vollständig ausgeschlossen. Doch bis zur Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexico sind es noch fast zwei Jahre und der Fußball ist bekanntermaßen ein schnelllebiges Geschäft. Das Potenzial für einen raschen Durchbruch hat Brunner in jedem Fall. Ob er auch die Disziplin und die dafür notwendige Geduld hat, werden die kommenden Monate zeigen.

(Photo by Carsten Harz/Getty Images)


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