Burnley in neuem Gewand, zwei Traditionsvereinen droht der Worst Case – ein Rundflug über Europas 2. Ligen

8. Februar 2023 | Weiteres | BY Michael Bojkov

Spotlight | In Deutschland kämpft der HSV im fünften Anlauf um den Aufstieg, mit Kaiserslautern könnte ein weiterer Traditionsverein sein Erstliga-Comeback feiern. Doch was passiert eigentlich in den Unterhäusern der anderen Fußballnationen? Wir schauen nach England, Spanien, Frankreich und Italien.

England: Burnley und Sheffield United ziehen davon

In England stehen die ersten Aufsteiger im Grunde bereits fest: Mit 65 Punkten marschiert der FC Burnley an der Tabellenspitze, gefolgt von Sheffield United mit 58 Punkten. Dahinter: lange nichts. Der aktuelle Tabellendritte Middlesbrough hat bereits zehn Punkte Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz, und das bei einem Spiel mehr. Spannend ist es trotzdem, denn da wäre ja noch der dritte Aufstiegsplatz zu vergeben. Mehr als die halbe Liga kämpft um die begehrten Play-off-Plätze (Platz 3-6). Zur Veranschaulichung: Der Abstand zwischen Platz sechs und 16 beträgt aktuell lediglich sechs Zähler. Dabei sind gleich mehrere alte Bekannte aus der Premier League in der Verlosung: Neben dem bereits genannten FC Middlesbrough rechnen sich unter anderem Watford, West Brom, Norwich und auch Sunderland Chancen aus. Letzterer Traditionsverein ist erst im Sommer von der dritten in die zweite Liga hochgekommen, könnte den direkten Durchmarsch schaffen.



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Neben Spannung hat die Championship aber auch spielerische Klasse zu bieten. Bestes Beispiel hierfür: Spitzenreiter Burnley. Die Clarets als Unterhaltungsfaktor? Richtig gelesen. Waren sie unter Sean Dyche (51) jahrelang als die Holzfäller-Truppe Englands bekannt, hat sich der letztjährige Premier-League-Absteiger unter Neutrainer Vincent Kompany (36) vollumfänglich verwandelt. Burnley überzeugt mit guten spielerischen Ansätzen, hat nicht nur die meisten Tore ligaweit erzielt (58 in 29 Spielen), sondern auch den zweitmeisten Ballbesitz (62,7 Prozent) zu verbuchen. Wer hätte es gedacht, aber das Turf Moor ist mittlerweile auch ein Ort für Fußball-Ästhetiker.

Spanien: Málaga kämpft gegen den Totalabsturz an

In Spaniens zweiter Liga geht es an der Tabellenspitze deutlich enger zu. Die UD Las Palmas gehört seit Saisonbeginn stets zur Spitzengruppe, thront aktuell auf Rang eins. Genau wie der HSV befinden sich die Kanarier im fünften Anlauf, hoffen auf den Wiederaufstieg. Damit die Rückkehr in La Liga gelingt, muss die Mannschaft aber weiterhin konstant abliefern, denn die Konkurrenz ist dem Insel-Klub dicht auf den Fersen.

Hinter Las Palmas (49 Punkte) befinden sich weitere aus La Liga bekannte Mannschaften. So macht sich Eibar (47) ebenso berechtigte Hoffnungen wie die Vorjahres-Absteiger Levante (47), Alavés (46) und Granada (44). Mit Albacete (42) befindet sich aktuell zudem ein Aufsteiger auf einem Play-off-Platz, knapp dahinter lauern der FC Burgos (40), der einen Saisonstart mit Rekorden hingelegt hatte, und Leganes (38), die nach dreijähriger Abstinenz ebenfalls wieder Erstliga-Luft schnuppern wollen.

Derweil befindet sich ein Traditionsverein in höchster Not. Vor zehn Jahren noch knapp am Champions-League-Halbfinale vorbeigeschrammt, steckt der FC Málaga jetzt schultertief im Zweitliga-Abstiegskampf. Mittlerweile sind es für die Andalusier fünf Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Ihnen droht das gleiche Schicksal wie Deportivo La Coruña, die sich ebenfalls vor nicht allzu langer Zeit in Europa einen Namen gemacht hatten und nun seit drei Jahren mit der dritten Liga vorliebnehmen müssen.

Frankreich: Absteiger auf unterschiedlichen Pfaden

Derweil könnte ein Traditionsverein in Frankreich direkt in die dritte Liga durchgereicht werden. 18 Jahre lang spielte die AS Saint-Etienne ununterbrochen in der Ligue 1, wurde 2013 sogar Ligapokalsieger. In der vergangenen Saison mussten Les Verts den bitteren Gang in die Ligue 2 antreten, begleitet von massiven Fanausschreitungen im Stadion. Statt den direkten Wiederaufstieg anzupeilen, muss der Erzrivale von Olympique Lyon nun aufpassen, nicht komplett abzustürzen. Denn auch eine Etage drunter heißt die grüne Realität Abstiegskampf. Immerhin: Ganz so aussichtslos wie in Málaga verhält es sich in Saint-Etienne nicht, das rettende Ufer ist nur einen Zähler entfernt.

Saint-Etienne Burnley

Fans von Saint-Etienne stürmen nach der entscheidenen Play-off-Niederlage gegen Auxerre den Platz. (Photo by JEAN-PHILIPPE KSIAZEK/AFP via Getty Images)

Mit dem FC Bordeaux ist in der vergangenen Saison ein weiterer geschichtsträchtiger Verein aus der Ligue 1 abgestiegen. Anders als Saint-Etienne dürfen sich die Westfranzosen aber in der Tat Hoffnungen auf eine schnelle Rückkehr machen. Aktuell steht man auf Rang drei, punktgleich zum Tabellenzweiten aus Sochaux. Spitzenreiter ist der AC Le Havre, der mit acht Punkten Vorsprung schon mit einem Bein in der Ligue 1 steht.

Italien: Frosinone – und wer dahinter?

In der italienischen Serie B zieht Frosinone Calcio einsame Kreise an der Tabellenspitze. Mit elf Punkten Vorsprung können die Canarini im Grunde schon mit der ersten Liga planen. Auf Platz zwei befindet sich Absteiger CFC Genua (40 Punkte), dicht gefolgt von Reggina (39) und Neuling Südtirol (38). Mit Palermo (Platz sechs, 34 Punkte) und Parma (Platz acht, 33 Punkte) befinden sich zwei Traditionsvereine auf den Play-off-Plätzen, dicht gefolgt von Cagliari (32), die letztes Jahr aus der Serie A abgestiegen sind.

Wie für zweite Ligen typisch, geht es auch in der Serie B sehr eng zu. Zusätzliche Spannung erzeugt die Tatsache, dass sich neben zwei festen Aufsteigern gleich sechs Mannschaften für die Play-offs qualifizieren. So spielt über die Hälfte der 20 Mannschaften um den Aufstieg, während der andere Teil ums Überleben kämpft. Neben drei festen Absteigern gibt es zusätzlich zwei Relegationsplätze, was die Situation auch im Tabellenkeller brenzliger gestaltet. Mit Brescia, SPAL, Benevento und Absteiger Venezia befinden sich einige Namen im unteren Tabellendrittel, die dem ein oder anderen noch aus der Serie A geläufig sein dürften.

(Photo by Alex Livesey/Getty Images)

Text von Michael Bojkov

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 im Team. Hat unter anderem das Champions-League-Finale 2024 und die darauffolgende Europameisterschaft vor Ort für 90PLUS begleitet.


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