Contes heimlicher Wunsch, Chaos in Liverpool, drei folgenreiche Unterschriften und schlampige Ausnahmespieler…

6. Februar 2018 | Global News | BY Chris McCarthy

Krisen, Überraschungen, chaotische Schlussphasen…der 26. Spieltag der Premier League hatte es wahrlich in sich. Hier unsere passenden Awards dazu……

 

„Wunsch erfüllt?“ – Award: Antonio Conte

Lange bahnte es sich an und nun scheinen die internen Querelen beim FC Chelsea sich auf das sportliche Geschehen auf dem Platz ausgebreitet zu haben. Nur fünf Tage nach der peinlichen 0:3 Heimniederlage gegen Bournemouth zeigte sich die Mannschaft von Antonio Conte un-verbessert: Lethargisch, uninspiriert, behäbig und unkonzentriert.

Auch vor dem unnötigen Platzverweis für Tiemoué Bakayoko war der FC Watford die klar bessere Mannschaft und begann ab der Gelb-Roten Karte nach ca. einer halben Stunde die Partie sogar regelrecht zu dominieren. Nachdem Troy Deeney die Hornets durch einen etwas zweifelhaften Elfmeter verdient in Führung brachte, gab es eigentlich kaum einen Zweifel an einem Sieg. Doch in der 82. Minute schien einzig und alleine die individuelle Klasse Eden Hazards den unterirdischen Blues einen Punkt zu retten. Der Belgier erzielte mit einem sehenswerten Schlenzer wie aus dem Nichts das 1:1.

Watford reagierte eindrucksvoll, marschierte um den überragenden Gerard Deulofeu munter nach vorne und ging nur zwei Minuten später erneut in Führung. Chelsea gab sich auf und so legten die befreit aufspielenden Hausherren in der 88. und in der Nachspielzeit noch zwei weitere Treffer nach.

Dass der Sieg auch in dieser Höhe in Ordnung ging und Chelsea nun gegen Bournemouth und Watford – wahrlich nicht die besten Offensiven der Liga – zwei Niederlagen in Folge und ganze sieben Gegentore hinnehmen musste spricht Bände über die momentane Verfassung der Mannschaft.

Passend zur Leistung und zu seinen Aussagen am Mittwoch, er und die Mannschaft machen das meiste aus ihren Mitteln, zeigte sich der italienische Trainer verhältnismäßig emotionslos:

„Ich versuche meinen Job zu machen und alles in meinen Job reinzustecken. Wenn das genug ist, ist das ok. Wenn nicht, können sie [Chelsea, Anm. d. Red.] ihre Entscheidung fällen.“ [Sky]

Übersetzung: „Wenn ihr mit solchen Leistungen zufrieden seid, ok, mehr ist mit den Spielern, die ihr mir zur Verfügung stellt, nämlich nicht drin.“

Antonio Conte lässt keine Gelegenheit aus, die Transferphilosophie des Vereins in aller Öffentlichkeit zu hinterfragen und obwohl Conte und Chelsea vor einem Jahr noch eine vielversprechende Kombination zu werden schien, deuten die Zeichen aufgrund der Streiterei hinter den Kulissen schon länger auf Abschied.

Nach diesen Kommentaren des Italieners, die fast schon auf Resignation hindeuten, könnte der Abschied schon deutlich früher erfolgen als im Sommer. In Anbetracht der Umstände und einer sicherlich saftigen Abfindung, ist das vielleicht auch die Lösung, die sich Conte heimlich wünscht…

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

 

„Chaos“ – Award: Liverpool vs Tottenahm

Es war das Spiel des 26. Spieltags und vielleicht sogar das Spiel des Jahres. Das Duell zwischen Liverpool und den Tottenham Hotspur wurde den hohen Erwartungen mehr als nur gerecht.
Der Begriff, mit dem man das Spiel am besten beschreiben könnte, ist Chaos!

Chaos – wie ausnahmsweise in der Hintermannschaft der Spurs, als Eric Dier nach großer Verwirrung der Abwehr Mohamed Salah den Ball zur frühen 1:0 Führung selbst vorlegte.

Chaos – wie beim Jubel der mitgereisten Tottenham-Fans, als Viktor Wanyama mit einem Strahl von Distanzschuss das verdiente 1:1 in der 80. Minute besorgte

Chaos – wie die gesamten letzten 15 Minuten der Partie…
…als Harry Kane einen etwas fragwürdigen Elfmeter herausholte und kläglich an Karius scheiterte.
…als Mohamed Salah unmittelbar nach dem Strafstoß mit einem fantastischen Solo die Verteidiger der Gäste in ihrem Strafraum wie Slalomstangen aussehen ließ und das 2:1 markierte.
…als der sicher geglaubte Heimsieg in der fünften Minute der Nachspielzeit noch vergeben wurde, da Virgil van Dijk nach einem Einwurf ein Kopfballduell verlor und dann bei einem Klärungsversuch etwas tollpatschig, statt den Ball, Erik Lamela traf und somit einen Elfmeter verursachte, den Harry Kane dieses Mal eiskalt versenkte.

Es war ein unglaublich ereignisreiches Spiel, in dem Tottenham trotz des frühen Rückschlags eine beachtliche Auswärtsleistung bot und für seine großen Mühen etwas glücklich aber dennoch verdient belohnt wurde.

(Photo PAUL ELLIS/AFP/Getty Images)

 

„Drei Unterschriften mit großer Wirkung“ – Award: FC Arsenal

Sportlich gesehen gab es im Norden Londons dieser Tage eigentlich keinen Grund zur Euphorie und trotzdem trat der FC Arsenal beim 5:1 über den FC Everton wie entfesselt auf.
Die Gründe hierfür dürften drei Unterschriften gewesen sein. Neben Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang, die dieser Tage ihre Wechsel zu den Gunners perfekt machten, unterschrieb nämlich auch Mesut Özil ein wichtiges Dokument, nämlich einen neuen Vertrag!

Beflügelt von diesen Erfolgsmeldungen leiteten auch genau diese drei Charaktere den Torreigen gegen die überforderten Toffees ein. Beim frühen 1:0 spielte Mesut Özil auf Aubameyang, der leitete mit einem genialen Ballkontakt auf Henrikh Mkhitaryan weiter, der wiederum Aaron Ramsey mit einem scharfen Zuspiel mustergültig bediente. Es würde weder das letzte Tor des Walisers, noch der letzte Assist des Armeniers bleiben.

Mit Hilfe der kreativen Impulse des stark aufspielenden Mkhitaryan, der drei Tore vorbereitete, dem treffsicheren Hattrick-Schützen Ramsey und den klugen Laufwegen von Debütant Aubameyang, der auf Anhieb per sehenswerten Lupfer traf, nahm Arsenal Everton regelrecht auseinander.

Die Gäste hatten einen schwachen Tag, doch die neu formierte Gunners-Offensive deutete an, die defensivschwache Mannschaft durch den Rest der Saison tragen zu können. Schlägt man am kommenden Wochenende auch noch Stadtrivale Tottenham, so könnte die Euphorie auch endgültig auf den Platz überschwappen. Alles wegen drei Unterschriften…

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

 

„Schlampiges Genie“ – Award: Alexis Sanchez

In der laufenden Spielzeit berichteten wir häufig über die unzähligen Ballverluste von Alexis Sanchez.

Beim 2:0 von Manchester United über ein tief stehendes Huddersfield war das nicht anders. Ganze 32 Mal verlor der Chilene das Spielgerät – mehr als jeder seiner neuen Mannschaftskollegen in einem Spiel in der laufenden Saison… und trotzdem war er der Mann des Spiels!

Das Energiebündel verleiht Manchester United nämlich drei ganz schmerzlich vermisste Komponenten, die gerade gegen passive Teams wie beispielsweise Huddersfield am Samstag den Unterschied machen können: Pure Energie, Genialität und Risikobereitschaft.

Immer wieder holte sich Sanchez in der eigenen Hälfte den Ball ab und leitete damit unzählige Angriffe in Eigenregie ein. An einem Tag, in der die offensiven Bemühungen des Teams etwas statisch wirkten, war dies ein willkommenes Mittel, um die Defensive des Aufsteigers zu beschäftigen und aus dem Rhythmus zu bringen.

Nachdem Romelu Lukaku nach einer tollen Hereingabe von Juan Mata die Red Devils auf die Siegerstraße brachte, krönte Sanchez seine Leistung mit einem – passenderweise – schlampigen Tor. Der Neuzugang vom FC Arsenal wurde nach einem selbst eingeleiteten Angriff im Strafraum zu Fall gebracht und trat selbst an. Lössel konnte den schwachen Elfmeter zwar abwehren, allerdings nur nach vorne, sodass Sanchez abstaubte und den 2:0 Endstand markieren konnte.

Sanchez wird durch seine vielen schlampigen Ballverluste auch im Old Trafford für Frustrationen sorgen, seine genialen Momente und seine Risikobereitschaft aber auch viele Partien Entscheiden….

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

 

„Verschwenderischer Luxus“ – Award: Manchester City

Dass Spiele gegen Burney in dieser Saison nicht einfach sind, ist längst kein Geheimnis mehr. Geht man die Partie dann noch so unkonzentriert, leichtsinnig und verschwenderisch an, wie Manchester City am Samstag, dann sind drei Punkte beinahe unmöglich.

Trotz des frühen 1:0 durch einen sehenswerten Distanzschuss von Danilo und purer Dominanz über 90 Minuten, verpasste es die Elf von Guardiola, den Sack zu zumachen.
Nachdem ausgerechnet Raheem Sterling, der eine fabelhafte Saison spielt, seine zweite hundertprozentige Chance aus wenigen Metern kläglich vergab, bestraften die tapfer kämpfenden Clarets den Ligaprimus.

Die Unkonzentriertheiten dehnten sich bis in den Abwehrbereich aus und so verlor ein schwach aufgelegter Kyle Walker Gudmundson in der 82. Minute aus den Augen, als dieser eine fabelhafte Hereingabe von Lowton zum 1:1 Endstand versenkte.

Manchester City marschierte bisher unbeirrt durch die Saison, ein kleines Leistungstief, sicherlich auch eine Folge einiger Verletzungen, war zu erwarten. Bei 13 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten können sich die Cityzens diesen Luxus auch noch erlauben.

(Photo by Gareth Copley/Getty Images)

 

„Volltreffer“ – Award: Gerard Deulofeu

In der Winterpause landete der FC Watford einen kleinen Coup auf dem Transfermarkt. Die Hornets konnten den talentierten, aber bisher enttäuschenden Gerard Deulofeo bis Saisonende als Leih-Spieler für sich gewinnen.

Nach nur zwei Spielen wird klar: Der Spanier möchte seine Chance als Stammspieler nutzen, strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und ist für die abstiegsbedrohten Hornets ein wahrer Volltreffer.
Fünf Tage nach seinem ansehnlichen Debüt gegen Stoke, als Deulofeu mit drei kreierten Chancen bereits für Aufsehen sorgte, war er gegen keinen geringeren als den amtierenden Meister der überragende Mann auf dem Platz.

Der 23-Jährige holte aufgrund seiner Dynamik nicht nur einen, zugegebenermaßen etwas zweifelhaften Elfmeter heraus, der die 1:0 Führung bedeutete, sondern besorgte die Vorentscheidung zum 3:1 wortwörtlich im Alleingang.

Darüber hinaus kreierte der Offensivspieler insgesamt vier Tor-Chancen und war der Dreh- und Angelpunkt der wie entfesselt aufspielenden Hornets.
Die Leihgabe des FC Barcelona hat schon jetzt einen enormen Einfluss auf das gesamte Team, dirigiert seine Mitspieler, macht den Angriff unberechenbarer und entlastet dazu noch das etwas müde wirkende Offensivtalent Richarlison. Ein wahrer Volltreffer…

(Photo by Tony Marshall/Getty Images)

 

„Auf Mahrez‘ Spuren“ – Award: Fousseni Diabaté

Bei nur einer Niederlage in den letzten fünf Spielen und Platz acht in der Tabelle gibt es bei Leicester nach einem schwachen Saison-Start dieser Tage eigentlich recht wenig zu beanstanden. Anders sieht es hinter den Kulissen aus, denn der Spieler des Jahres 2015/2016, Riyad Mahrez, ist extrem unzufrieden.

Ein lang ersehnter Wechsel, dieses Mal zu Manchester City, hat sich im Winter erneut zerschlagen und seitdem weigert sich der Algerier am Training teilzunehmen oder gar zu spielen.
Die Gelegenheit für Fousseni Diabaté, der sich im Winter für lediglich zwei Millionen Euro vom französischen Zweitligisten Ajaccio anschloss.

Auf der Mahrez-Position im offensiven Mittelfeld war der Franzose beim 1:1 gegen Swansea der wohl beste Mann auf dem Platz. Mit einer beeindruckenden Technik und sehenswerten Dribblings ließ er Mahrez in Vergessenheit geraten.  Es war nur ein Spiel, doch Diabaté zeigte hervorragende Ansätze und könnte sich mit etwas Glück zu einem wahren Schnäppchen entwickeln.

Genau wie ein gewisser Riyad Mahrez, der im Januar 2014 für eine ähnliche geringe Ablöse (500.000 Euro), ebenfalls aus der französischen zweiten Liga kam und wie aus dem Nichts zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Mannschaft wurde…

(Photo by Clive Rose/Getty Images)

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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