David De Gea – die absolute Lebensversicherung der „Red Devils“

22. Februar 2018 | Global News | BY Marius Merck

Manchester United konnte sich gestern Abend in Sevilla in der Champions League nur mit Mühe zu einem torlosen Remis retten. Im Blickpunkt stand – wie häufig in diesem Jahr – Torwart David De Gea.

 

Auf der „falschen Seite“ der Statistik

Wenn Arsenal-Stürmer Alexandre Lacazette das Ende der ersten Halbzeit gestern gesehen haben sollte, wird er mit Sevilla-Angreifer Luis Muriel gefühlt haben. Der Kolumbianer kam im United-Strafraum völlig frei zum Kopfball, doch De Gea lenkte den Ball mit einem unglaublichen Reflex noch über die Latte. Ähnlich spektakulär hatte der Spanier wenige Monate zuvor eine Großchance von eben Lacazette vereitelt. Die „Red Devils“ gewannen damals primär wegen des Torwarts mit 3:1 bei Arsenal.

Solche Fabelleistungen sind seit einigen Jahr die Regel beim spanischen Nationaltorwart. Dies war jedoch nicht immer so: Im Sommer 2011 kam ein dürrer, junger und vor allem unsicherer Spanier im Old Trafford an und sollte gleich mal das Erbe von Edwin Van der Sar antreten. Aufgrund großer Anpassungsprobleme verlor De Gea seinen Platz an Ersatzkeeper Anders Lindegard in den ersten Wochen seiner Premierensaison. Diese Probleme waren bereits im zweiten Jahr weitestgehend verschwunden, am Ende der Saison stand der Gewinn der Meisterschaft sowie die Wahl ins PL-Team des Jahres.

In der Folgezeit etablierte sich De Gea zu einem der besten Torhüter der Premier League. Nach dem Abgang von Sir Alex Ferguson profitierte er wenigstens entwicklungstechnisch von dem sportlichen Niedergang der Mannschaft: Nun bekam der Schlussmann viel häufiger etwas zu halten. Das zeigt sich auch an seinem Sammelbecken individueller Auszeichnungen, welche er in dem Zeitraum kollektiver Enttäuschungen (Ära Moyes, Van Gaal) einstreichte.

(Photo by JORGE GUERRERO/AFP/Getty Images)

So wurde er nach 2013 auch 2015, 2016 und 2017 in die Premier League Mannschaft des Jahres gewählt und damit mehr oder weniger offiziell als der beste Torhüter der Liga benannt. Daneben folgten drei Auszeichnungen hintereinander (2014 – 2016) bei der vereinsinternen Wahl des Spieler des Jahres. Es ist schon so durchaus selten, dass ein Keeper eine solche Auszeichnung bei einem Spitzenklub erhält – drei Mal in Folge spricht daher eine deutliche Sprache über den defensiven Zustand des Teams. Für die „Parade der PL-Saison“ war er zudem in der Saison 2012/13, 2014/15, 2015/16 sowie 2016/17 verantwortlich.

Es gibt daher wenig Gegenargumente: De Gea ist mittlerweile seit Jahren der beste Torwart auf der Insel. In diesem Jahr steht sein Team jedoch wieder auf dem zweiten Platz mit nur 19 Gegentoren (Spitzenwert der Liga), daher sollte man eigentlich davon ausgehen, dass die Wichtigkeit des Spaniers durch die besseren Leistungen seiner Vordermänner bedingt ein wenig abgenommen haben müsste. Der „Telegraph“ verweist in diesem Zusammenhang auf eine interessante Statistik, welche diese Annahme widerlegt.

Ligaweit toppt nämlich nur Luksaz Fabianski (Swansea City) mit 100 gehaltenen Bällen De Gea (87). Den zweiten Platz teilt sich der Publikumsliebling der „Red Devils“ mit Jack Butland (Stoke City). Allerdings stehen Fabianski und Butland bei Abstiegskandidaten unter Vertrag! Die „Swans“ waren über weite Strecken in der Saison Tabellenletzter, Stoke hat bisher die meisten Gegentore (53) in der ganzen Liga kassiert und steht vor allem deswegen momentan auf dem 19. Platz. Daher ist es nur logisch, dass Fabianski und Butland in dieser Kategorie auftauchen, aber der Torwart der auf dem Papier besten Defensive der Liga?

Zum Vergleich: Die letzten Plätze werden von Ederson (Manchester City/44), Hugo Lloris (Tottenham/50) und Thibaut Courtois (Chelsea/52) belegt – allesamt Schlussmänner bei den direkten Konkurrenten von United. Die Schlussmänner anderer Topteams müssen bei weitem nicht so oft eingreifen. Die Tatsache, dass dennoch De Gea zurzeit die wenigsten Gegentore der Liga kassiert hat, wirkt vor diesem Kontext noch viel beeindruckender.

https://www.youtube.com/watch?v=BpkSFMP0Zbw

Daher kann man auch guten Gewissens sagen: Ohne den Torwart wäre United mit großer Wahrscheinlichkeit nicht einmal in den Top 4. In den vergangenen Jahren ist es fast zur Gewohnheit geworden, dass De Gea der Mannschaft im Alleingang Punkte rettet. Dieser Zustand hat sich auch Mourinho nicht verändert, nur ist der Spanier noch einmal einen Tick besser geworden.

Die „Red Devils“ werden vor großen Problemen stehen, wenn das seit Jahren vorhandene Interesse von Real Madrid plötzlich auf eine Erwiderung stoßen sollte.

 

Marius Merck

Eine Autogrammstunde von Fritz Walter weckte die Leidenschaft für diese Sportart, die über eine (“herausragende”) Amateurkarriere bis zur Gründung von 90PLUS führte. Bei seinem erklärten Ziel, endlich ein “Erfolgsfan” zu werden, weiter erfolglos.


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