#GERSWE: Licht und Schatten beim DFB-Team

24. Juni 2018 | Global News | BY David Theis

Kritik an der Aufstellung des Trainers. Kritik an der Einstellung der Mannschaft. Kritik an Özil und Gündogans Erdogan-Foto, ein gespaltenes Fanlager und eine Klatsch-Presse im permanenten Ausnahmezustand: Das Rumoren vor dem Spiel war groß – und es wird nach seinem dramatischen Verlauf sicher vorerst nicht kleiner werden. 

Auf 90 Minuten voller mentaler Schwächen und Stärken sowie taktischer (Un-)Ordnung blicken aber zumindest Christian Hoch und David Theis von 90PLUS recht entspannt zurück.

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Spielbericht

Welch eine Achterbahnfahrt – mit welch passendem Ende. Die zahlreichen personellen Veränderungen (Hector, Rudy, Rüdiger und Reus für Plattenhardt, Khedira, Hummels und Özil) Jogi Löws sollten schon ab der dritten Minute nur noch eine Randnotiz sein: Deutschland begann stark, strukturiert, taktisch hochkonzentriert… und glücklos. Zahlreiche Positionswechsel und schnelle Läufe, kluge Raumüberlagerungen, aggressives Gegenpressing und beste Torchancen für das DFB-Team prägten die Anfangsminuten. Doch Werner, Draxler und Hector blieben ohne Torerfolg. Auf der anderen Seite hatte Deutschland in der 6. und 13. Minute alles Glück dieser Welt: Nach einem überhastet verteidigten Konter sowie einem individuellen Fehler von Rüdiger konnte die schwarz-weiße Defensive die schwedische Offensive Toivonen und Berg mehrmals nur durch nicht geahndete Fouls stoppen – es hätte früh „Freistoß“, „Elfmeter“ und gar „Rot“ heißen können. In der 33. Minuten dann war es wiederum ein individueller Totalausfall von Toni Kroos, der Schwedens Toivonen das 0:1 bescherte. Deutschlands Offensivbemühungen hatten zu diesem Zeitpunkt bereits merklich nachgelassen. Und schlimmer noch: Der bis dahin sehr gute Rudy musste kurz vor dem Tor nach einer Gesichtsverletzung ausgewechselt werden – Ilkay Gündogan ersetzte ihn, konnte dem DFB-Spiel aber nie zu der gleichen Stabilität verhelfen, die sein Vorgänger erzeugt hatte. So musste Deutschland nach weiteren schlampig verteidigten Schweden-Chancen (44. & 47.) am Ende froh sein, zur Pause nur 0:1 hinten zu liegen.

Zur zweiten Halbzeit kam Mario Gomez für den weitgehend unsichtbaren Julian Draxler. Setzte Löw nun auf hohe Bälle und Brechstande? Mitnichten! Reus und Werner hinterliefen weiterhin aggressiv die schwedische Viererkette und spielten eine Reihe gefährlicher Flachpässe in den Strafraum. Unter anderem in der 48. trug das Früchte: Marco Reus glich nach einer starke Vorlage von Werner und dem hereinrutschenden Mario Gomez aus. Doch die DFB-Elf brauchte einen Sieg – Schweden nicht. Und so wurde das Spiel auf beiden Seiten statischer und wenige einfallsreich. Die Skandinavier zogen sich noch weiter zurück und klärten rustikaler – Deutschland fiel gut 25 Minuten lang reichlich wenig ein, um den blauen Abwehrriegel zu knacken. Mitten in dieser Flaute leistete sich ein weiterer Führungsspieler einen folgenschweren Fauxpas: Jerome Boateng sah nach einer völlig überflüssigen Zweikampfsituation (zurecht) gelb-rot. Das Spiel schien gelaufen. Bis Toni Kroos und Marco Reus sich in der 95. Minute zum Freistoß aufstellten…

Es bleibt festzuhalten, dass Deutschland sein taktisches Konzept über weite Strecken deutlich besser auf den Rasen brachte, als noch gegen Mexiko. Gleichwohl bleiben Fragen bezüglich einiger Personalien und der mentalen Verfassung der Mannschaft offen. Denn souverän war die DFB-Elf letztlich nur auf der Statistik-Tafel…

 

 

 

(Photo by Stu Forster/Getty Images Sport)

David Theis

War schon ein Fußball-Nerd bevor es Laptops gab. Schläft mit einer Ausgabe von "Der Schlüssel zum Spiel" unterm Kopfkissen. Seit 2017 bei 90PLUS.


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