Ismael Bennacer im Porträt: Einer der Schlüssel zum Erfolg von Milan
3. Dezember 2020 | Global News | BY Manuel Behlert
Blickt man auf die Tabelle der Serie A, dann reibt man sich ein wenig verwundert die Augen. Milan ist an der Spitze und hat schon fünf Punkte Vorsprung. Es gibt mehrere Gründe für den Erfolg der Rossoneri, einer davon spielt im zentralen Mittelfeld und heißt Ismael Bennacer.
- Ismael Bennacer: Ein Topspieler im Milan-Mittelfeld
- Durch Ergänzungen im Milan-Kader noch wichtiger
- Bennacer ist einer für die ganz großen Teams
Ismael Bennacer: Durchbruch mit Umwegen
Geboren wurde Ismael Bennacer, der marokkanische und algerische Wurzeln hat, in Arles, Frankreich. Für die Juniorenauswahlmannschaften der Equipe Tricolore lief der Mittelfeldspieler noch auf, eher er sich dafür entschied, für die algerische Nationalmannschaft zu spielen. In Arles wurde Bennacer auch ausgebildet, 2015 zog es ihn zum FC Arsenal. Dort hoffte er auf seinen Durchbruch, die Gunners sind seit jeher dafür bekannt, junge Spieler gut zu entwickeln und ihnen früh eine Chance zu geben.
Doch nach gut 1 1/2 Jahren war der Spieler unzufrieden mit seiner Situation, ließ sich zum FC Tours ausleihen. Dort konnte er sich auf Profiniveau beweisen, der FC Empoli wurde daraufhin auf Bennacer aufmerksam. Die Folge: Für nur eine Million Euro wechselte der talentierte Youngster den Verein. Und das war der perfekte Schritt. In der Serie B war Bennacer Stammspieler und ein zentraler Punkt im Mittelfeld. Nach dem Aufstieg in die Serie A zeigte er keinerlei Akklimatisierungsprobleme.
Und das beeindruckte. Auch wenn er in Empoli mit einer hohen Fluktuation auf der Trainerbank zu tun hatte und gleich vier Übungsleiter in seinen beiden Jahren hatte, ging Bennacer seinen Weg unbeirrt weiter. Die sukzessive Entwicklung des Mittelfeldspielers blieb auch den größeren Klubs in Italien nicht verborgen. Milan, in einem Umbruch steckend, sah in ihm die ideale Ergänzung für das Zentrum und überwies 16 Millionen Euro nach Empoli. Ein Schnäppchen, wie sich mittlerweile herausstellte.
Bennacer auch bei Milan sofort wichtig
Dass Ismael Bennacer in seiner ersten Saison für die Rossoneri gleich 35 Pflichtspiele absolvierte und über 2800 Minuten Spielzeit sammelte, spricht für ihn. Mit den höheren Anforderungen und den steigenden Erwartungen in der Serie A konnte sich der Mittelfeldspieler schnell anfreunden. Lediglich zu Saisonbeginn fehlte er einige Male im Kader. Es ist eine große Qualität, dass der Mittelfeldspieler den Spielstil von Milan sehr schnell verinnerlichen konnte. Die Aggressivität, die Bennacer im Spiel gegen den Ball von Natur aus mitbringt, wirkte zwar teilweise etwas ungestüm, was durch 14 gelbe Karten auch belegt werden konnte, aber insgesamt war die Saison 2019/20 extrem stark. Und taktische Fouls und robuste Zweikämpfe gehörten zu seinem Spielstil einfach dazu.
In dieser Saison hat sich an der Bedeutung von Ismael Bennacer für das Spiel der Rossoneri wenig geändert. Der 23-Jährige ist weiterhin ein wichtiges Element im Spiel von Trainer Stefano Pioli (55). Und mehr noch: Das Mittelfeld von Milan ist noch besser ausbalanciert als in der Vorsaison. Die Automatismen greifen, die Spieler verstehen noch besser, welche Anforderungen Pioli an sie hat. Ein wichtiger Faktor war zudem die Verpflichtung des jungen Sandro Tonali (20), der langsam aber sicher ankommt. Durch ihn verfügt das Mittelfeldzentrum über eine Vielzahl an verschiedenen Spielertypen. Das ermöglicht es Milan, jederzeit eine homogene Struktur auf dem Feld zu haben und gleichzeitig in anstrengenden englischen Wochen zu rotieren. Davon profitieren langfristig alle, auch Bennacer.
Ismael Bennacer: Defensiv und offensiv mit Qualitäten
In den letzten Jahren hat sich der mittlerweile 23-jährige Mittelfeldspieler Ismael Bennacer zu einem nahezu kompletten Spieler entwickelt. Er verfügt sowohl defensiv als auch offensiv über ein großes Qualitätsspektrum. Defensiv gibt er keinen Ball verloren, bringt die nötige Aggressivität mit und spielt im Gegenpressing eine zentrale Rolle. Gegen den Ball ist er sehr unangenehm für die gegnerische Mannschaft, zudem ist sein Verständnis für potenziell gefährliche Räume sehr ausgeprägt. Viele Gefahrenherde beseitigt Bennacer schon im Ansatz, überdies ist er ein wichtiger Faktor für die gesamte Defensive, indem er sie delegiert, Kommandos gibt und Verantwortung übernimmt.
Doch auch für die Offensive ist Bennacer ein wichtiger Spieler. Tore und Torvorlagen en masse steuert er zwar nicht bei, aber er übernimmt elementare Aufgaben in der Einleitung gefährlicher Aktionen. So ist es häufig der Fall, dass der 23-Jährige nach einem Ballgewinn schnell schaltet und einen klugen Pass spielt, um seine Mitspieler in Szene zu setzen. Seine Übersicht ist sehr gut, zudem ist Bennacer sehr pressingresistent. Er schafft es häufig, auch unter großem Druck der Gegner den Ball zu behaupten und sich aus kniffligen Situationen zu befreien. Das muss nicht einmal mittels eines guten Passes geschehen, dank der engen Ballführung kann sich Bennacer häufig auch durch ein Dribbling befreien oder im Spiel nach vorne mit seiner Dynamik entscheidende Meter machen.
Dank Ausstiegsklausel von Milan zu einem noch größeren Klub?
Betrachtet man die kontinuierliche Entwicklung von Ismael Bennacer und schaut, wie schnell er sich an neue Umgebungen und ein höheres Niveau gewöhnen konnte, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Spieler bei einem absoluten Topklub landet. Natürlich, Milan führt derzeit die Tabelle in der Serie A an und befindet sich auf einem sehr guten Weg, dennoch benötigt dieser noch etwas Zeit. Pep Guardiola (49) und Manchester City sollen im vergangenen Sommer schon einmal leise angeklopft haben und auch andere Klubs, die im Mittelfeld Optimierungsbedarf haben, werden ein Auge auf Bennacer werfen.
Die Frage ist letztlich auch, was der Spieler selbst will und wie seine Pläne für die Zukunft aussehen. Bis 2024 ist er noch an die Rossoneri gebunden und die Möglichkeit, mit diesem Klub in der Champions League anzutreten, wäre sicher auch eine äußerst lukrative. An möglichen Ablöseforderungen dürfte ein Wechsel jedenfalls nicht scheitern, wenn es einen Interessenten gibt, der zu den Vorstellungen Bennacers passt. Denn im Vertrag des 23-Jährigen ist offenbar eine Ausstiegsklausel verankert, die bei 50 Millionen Euro liegen soll.
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Manuel Behlert
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.