Premier League | Blues am Maximum, Verwirrte Gunners, Blitzstarter und beeindruckende Fans

1. Februar 2018 | Global News | BY Chris McCarthy

In den letzten 48 Stunden dominiert eigentlich das Transfergeschehen die Schlagzeilen! Doch ganz im Schatten des Deadline Day wurde in der Premier League auch noch Fußball gespielt und hierbei gab es einige Überraschungen! Unsere Awards…

 

„Blamables Maximum“- Award: FC Chelsea

Dass Antonio Conte und der FC Chelsea unterschiedliche Transferphilosophien haben und dies im Verein zu extremen Unruhen geführt hat, ist längst kein Geheimnis mehr. Der Italiener ist mit seinem Kader unzufrieden und das schon seit der Schlussphase seiner Debüt-Saison, die mit dem Meistertitel endete.

Die Blues versuchten ihrem Trainer entgegen zu kommen, statteten ihn in den letzten zwei Transferperioden mit einer Vielzahl von Spielern aus, doch die Qualität der Neuverpflichtungen, beispielsweise Danny Drinkwater, Ross Barkley oder Antonio Rüdiger, ist nicht ganz auf dem Level, wie es sich Conte erhofft hatte.

Nach der überraschenden und blamablen 0:3 Heimniederlage gegen den AFC Bournemouth klagte der Übungsleiter daher erneut: „Wir leisten 120%, ich hole das absolute Maximum aus dem Kader heraus.“

(Photo ADRIAN DENNIS/AFP/Getty Images)

Bei all den Frustrationen über die Meinungsverschiedenheiten mit der Vereinsführung, ist das schon ein etwas sonderbares Statement, denn auf dem Papier sollte Conte, Wunschspieler hin oder her, den Gästen aus Bournemouth in jedem Mannschaftsteil weitaus überlegen sein.

Chelsea wirkte unkonzentriert, behäbig, langsam und phasenweise regelrecht lustlos. Von maximalem Leistungslevel kann hier keinesfalls die Rede sein, das weiß auch Conte, der sich hier vielmehr einen weiteren Seitenhieb an seine Bosse nicht verkneifen konnte. Eine Zusammenarbeit über den Sommer hinaus scheint derzeit undenkbar.

 

„Blitzstart“ – Award: Tottenham Hotspur

Sowohl die Form, als auch die vermeintlich beflügelnde Verpflichtung von Alexis Sanchez sprachen eigentlich für Manchester United, doch es dauerte keine 10,5 Sekunden ehe Christian Eriksen sämtliche Prognosen und Einschätzungen hinfällig machte.

Das Eröffnungstor des Dänen, das drittschnellste in der Geschichte, war symptomatisch für den kompletten Spielverlauf. Tottenham beeindruckend durch eine hervorragende, geschlossene Mannschaftsleistung und überrannte regelrecht die überforderten Gäste aus Manchester. Die Spurs wirkten mutiger, frischer, gedankenschneller als United und offenbarten, insbesondere durch einen genial aufgelegten Christian Eriksen, erhebliche Schwächen in der Mittelfeldzentrale der Red Devils.

Ganz nebenbei: Mourinho muss einen Weg finden nach der Verpflichtung von Alexis Sanchez, der mit unzähligen Ballverlusten an seine schwachen Leistungen bei Arsenal nahtlos anknüpfte, eine Balance im Team zu schaffen. Dass der Chilene nun Anthony Martial auf den rechten Flügel verdrängt, obwohl der Franzose links zuletzt groß aufspielte, schafft eher ein Problem, anstatt eines zu lösen.
Tottenham meldet sich dank Blitzstart nach eher verhaltenen Wochen eindrucksvoll zurück und verringert den Abstand auf die zweitplatzierten Red Devils auf fünf Punkte.

(Photo by Harry Hubbard/Getty Images)

 

„Formations-Wirrwarr“ – Award: FC Arsenal

Alexis Sanchez war zwar noch offiziell ein Spieler des FC Arsenal, doch beim 4:1 Erfolg über Crystal Palace am 24. Spieltag war der Chilene vor seinem Wechsel zu Manchester United schon nicht mehr Teil des Kaders. Sein Fehlen schien, wie vermutet, eine mentale Blockade bei den Gunners zu lösen und so kehrte ein ansehnlicher, aber vor allem erfolgreicher Offensivfluß ins Emirates Stadium zurück.

Vor dem schweren Auswärtsspiel bei einem wiedererstarkten Swansea war die Euphorie daher trotz des namhaften Abgangs eigentlich groß, doch Arsenal enttäuschte auf ganzer Linie. Wie schon beim 2:1 Erfolg im Ligapokal gegen ein schwaches Chelsea, spielten die Nordlondoner in einem etwas verwirrenden System. Was immer sich Wenger bei diesem un-balancierten System dachte, es funktioniert offensichtlich nicht!

Ist es eine Fünferkette oder eine Viererkette? Jedenfalls spielt ein zuvor quasi aussortierter Mohamed Elneny plötzlich eine elementare Rolle als Sechser-Innenverteidiger Hybrid, während ein leichtsinniger Xhaka in einer unpassenden offensiveren Rolle überfordert wirkt, Alex Iwobi nicht versteht, ob er nun ein Außenverteidiger, zentraler Mittelfeldspieler oder hängende Spitze sein soll und Alexandre Lacazette aufgrund der mangelnden Unterstützung neben sich komplett isoliert ist. Ach ja, das Mittelfeld, das eigentlich nur aus zentralen Spielertypen besteht, raubt Arsenal jegliche Geschwindigkeit, sodass ein zuvor stark aufgelegter Mesut Özil aufgrund mangelnder, zielorientierter Laufwege im Angriff, unmöglich für Überraschungsmomente sorgen kann.

(Photo by Steve Bardens/Getty Images)

Bis auf den einen Moment, als Özil den mit vorgerückten Monreal zum 1:0 unnachahmlich in Szene setzte, blieben nennenswerte Offensivaktionen eigentlich komplett aus. Zu allem Überfluss sorgte die fehlende Balance im System dafür, dass die ohnehin schon unsichere Abwehrreihe ambitionierten Angriffen der Swans hilflos ausgesetzt schien und unzählige individuelle Fehler der gesamten Hintermannschaft zu drei Gegentoren führten. Die Gunners gingen hoch verdient als Verlierer vom Platz (1:3).

Nominell hat Arsenal den Abgang von Alexis Sanchez durch die Verpflichtungen von Henrikh Mkhitaryan und Pierre-Emerick Aubameyang zwar gut kompensiert, doch solange der Franzose an der Seitenlinie nicht weiß, wie er die eigentlichen Stärken seiner Spieler in Szene zu setzen hat, ist das eigentlich irrelevant.

 

„Personifizierter Aufschwung“ – Award: Carlos Carvalhal

Vom desaströsen Auftreten des FC Arsenal mal abgesehen, wusste Swansea unter der Leitung des neuen Trainers, Carlos Carvalhal erneut zu überzeugen! Seitdem der Portugiese die Waliser am 21. Spieltag auf dem letzten Platz übernahm wirkt das Team wie ausgewechselt.

In diesen fünf Spielen holten die Swans starke zehn Punkte, fast zu viel wie in den 20 Spielen zuvor, schlugen neben Arsenal auch Liverpool und verringerten den Abstand auf das rettende Ufer auf einen Zähler. Carvalhal hat die komplette Mentalität seiner Truppe verändert, hauchte den Spielern Selbstbewusstsein ein und beeindruckt durch taktische Flexibilität.

Sollte der personifizierte Aufschwung in Person des neuen Übungsleiters den Trend aufrechterhalten können, ist der schon sicher geglaubte Abstieg tatsächlich zu vermeiden.

(Photo by Stu Forster/Getty Images)

 

„Tor-Maschinerie“ – Award: Manchester City

Machen wir es kurz! In dieser Saison konnte sich Manchester City diesen Award schon einige Male sichern. Beim planmäßigen 3:0 über West Bromwich (Tore durch De Bruyne, Fernandinho und Agüero) wurde einmal mehr deutlich, dass die Cityzens wohl über eine der besten Offensiv-Reihen Europas verfügen.

Trotz den gescheiterten Bemühungen um Riyad Mahrez oder Alexis Sanchez und den Verletzungen von Gabriel Jesus und Leroy Sané ist der Kader von Pep Guardiola gerade im Angriff so gut besetzt, dass Tore-Schießen wohl das geringste Problem ist.

Manchester City hat nun als erstes Team der Premier League dank der Tor-Maschinerie die Marke von 100 wettbewerbsübergreifenden Saisontreffern durchbrochen…

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

 

„Neustart“ – Award: Theo Walcott

Beim FC Arsenal war Theo Walcott nach 12 Jahren im Verein nur noch ein teurer und scheinbar unmotivierter Edelreservist. Sowohl für den Engländer als auch die Gunners war ein Neustart daher die beste Lösung.

Durch seinen Wechsel zum FC Everton (22,5 Millionen Euro) bot sich dem immer noch erst 28-Jährigen Angreifer die Gelegenheit, seine ins Stocken geratene Karriere wieder auf die richtige Spur zu bringen. Bei den Toffees bringt Walcott durch seine enorme Schnelligkeit eine schmerzlich vermisste, neue Komponente ins Spiel und wurde daher auf Anhieb Stammspieler. Das zahlte sich aus! Steuerte der 47-fache Nationalspieler letzte Woche noch per Assist den Ausgleichstreffer zum 1:1 bei, war Walcott gestern aufgrund seines Doppelpacks der Matchwinner beim 2:1 über Leicester.

Dank des neu gefunden Selbstbewusstseins scheint Walcott die Chance auf den Neustart zu nutzen und wer weiß, ob er knapp 15 Monate nach seinem letzten Länderspiel nicht doch noch die Gelegenheit erhält, auf den WM-Zug aufzuspringen.

(Photo by Catherine Ivill/Getty Images)

 

„Trotzreaktion“ – Award: Die Fans von Newcastle United

Die Fans der Magpies, aber auch Trainer Rafa Benitez haben in den letzten Jahren nicht viel Grund zur Freude. Trotz der Rückkehr in die Premier League vergangenen Sommer schweben die anhalten Diskussionen um Besitzer Mike Ashley und die Zukunft des Vereins wie eine dunkle Wolke über dem St. James’s Park.

Mike Ashley kann, viel mehr will Benitez in Form von Neuzugängen nicht ausreichend unterstützen und betrachtet man sich die Qualität des Kaders, wäre das zwingend notwendig, um die direkte Rückkehr in die Championship zu vermeiden. Der von den Anhängern so heiß ersehnte Verkauf des Klubs platzte und so wurde schnell klar, dass Benitez auch nach der Winter-Transferperiode mehr oder weniger mit seinen limitierten Möglichkeiten zurechtkommen muss. Lediglich Leicester-Stürmer Islam Slimani, Chelsea-Verteidiger Kenedy und Prag-Torhüter Martin Dubravka schlossen sich leihweise an.

Auch beim 1:1 gegen Burnley wurde deutlich, dass Newcastle, bei derzeit nur einem Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge, wohl bis zuletzt bangen muss. Der Star der Partie, war jedenfalls der 12. Mann der Magpies, nämlich die Fans.

Auf beeindruckende Art und Weise äußerten sie mit diesem riesigen Banner im Gallowgate End mit einem Zitat von Vereinslegende Kevin Keegan gleichzeitig ihren Missmut über den Besitzer Mike Ashley, aber auch ihre grenzenlose Treu zum Verein:

„Gebe niemals deinen Klub auf, unterstütze ihn weiter. Es ist dein Klub und vertrau mir, eines Tages wirst du deinen Klub zurückbekommen und es wird all das sein, was du wolltest. Newcastle United ist größer als alles andere. Es schmerzt jetzt, ich weiß, aber mach einfach weiter, er ist nur ein Mann, wir sind eine Stadt, eine ganze Bevölkerung. Vertrau mir.“

 

Chris McCarthy

Gründer und der Mann für die Insel. Bei Chris dreht sich alles um die Premier League. Wengerball im Herzen, Kick and Rush in den Genen.


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