EuGH-Urteil fällt: Abfuhr oder Hoffnung für die Super League?

19. Dezember 2023 | Global News | BY sid

Nach jahrelanger Streiterei fällt am Donnerstag ein wegweisendes Urteil für die Super League. Trotz des Rückschlags beim Schlussantrag haben die Treiber große Hoffnung.

Urteil über die Super League wird erwartet

Endgültige Abfuhr für die Abtrünnigen, weitere Rückendeckung für UEFA und FIFA – oder doch eine überraschende Kehrtwende? Beim Zankapfel Super League fällt nach jahrelangem Rechtsstreit endlich ein wegweisendes Urteil. Durch die Schlussanträge blicken die mächtigen Verbände am Donnerstag guten Mutes zum Europäischen Gerichtshof in Luxemburg, doch die Treiber der Milliardenliga haben längst nicht aufgegeben. Sie sprühen in der Rechtssache C-333/21 weiter vor Hoffnung.

„Es ist unser Ziel, auf Grundlage dieses Urteils ein neues, nachhaltiges Modell für europäische Vereinswettbewerbe zu entwickeln“, kündigte Geschäftsführer Bernd Reichert von der Sportmarketingagentur A22 an, hinter der die drei offiziell verbliebenen Klubs Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin stehen: „Es ist Zeit für Veränderungen, Zeit für einen Umbruch.“ Die Befürworter der Super League reklamieren ein unlauteres Monopol der Verbände im Sinne des Wettbewerbsrechts.



Ihre Kampfeslust ist groß, auch wenn die Zeichen nach dem im Dezember 2022 veröffentlichten Schlussantrag von Generalanwalt Athanasios Rantos eher schlecht stehen. Denn der stufte das Vorgehen von UEFA und FIFA als vereinbar mit europäischem Recht ein. Zwar dürfe die Super League ihren eigenen Betrieb grundsätzlich starten, eine gleichzeitige Teilnahme an den Wettbewerben der Verbände ohne deren Zustimmung könne sie aber nicht einfordern.

Die von UEFA, FIFA und nationalen Verbänden ausgesprochenen Drohungen für einen Ausschluss von Spielern und Vereinen von den eigenen Wettbewerben wären demnach rechtskonform. Diese Einschätzung ist für die 15 Richter der Großen Kammer zwar nicht bindend, in der Vergangenheit folgte der EuGH allerdings zumeist den Schlussanträgen. Ob dies in diesem komplexen Verfahren ebenso der Fall sein wird, scheint aber offen.

Das eigentlich schon für das Frühjahr angedachte Urteil wurde mehrfach vertagt. In Maciej Szpunar ist mittlerweile auch ein anderer Generalanwalt mit dem Fall betraut, der laut Reichert durchaus auf einen „systemischen Interessenkonflikt“ der UEFA hinweise. Die Treiber der Super League haben ihre ursprünglichen Pläne längst überarbeitet, nachdem das Projekt im April 2021 nach einem europaweiten Aufschrei und großem Druck der Verbände krachend gescheitert war.

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Statt in einer geschlossenen Liga sollen 60 bis 80 Klubs in mehreren Spielklassen mit Auf- und Abstieg antreten, statt dauerhafter Mitglieder sei ein offener Zugang über die nationalen Ligen angedacht. Zudem solle es mindestens 400 Millionen Euro an Solidarzahlungen für nicht-teilnehmende Vereine geben. Man wisse aus Gesprächen, „dass das vielen Klubs lieber wäre als ein einmaliges Champion-League-Feuerwerk mit unkalkulierbarer Doppelbelastung“, berichtete Reichert im kicker.

UEFA, FIFA und viele nationale Verbände sehen das naturgemäß anders. Die Europäische Fußball-Union fühlte sich durch den Schlussantrag des Generalanwalts schonmal in ihrer „zentralen Aufgabe“ unterstützt, „den europäischen Fußball zu regeln, die Pyramide zu schützen und das Spiel in ganz Europa zu entwickeln.“ DFB-Präsident Bernd Neuendorf hofft ebenfalls, „dass die Richter am EuGH der Empfehlung des Generalanwalts folgen“.

Das Urteil werde allerdings ohnehin „erst einmal nicht dazu führen, dass es eine Befriedung zwischen UEFA und Super League gibt: Nach dem Urteil ist vor dem nächsten Streit“, mutmaßte Sport- und Kartellrechtsexperte Martin Stopper in der Sport Bild. Egal in welche Richtung das Urteil in Sitzungssaal III am Donnerstag ausfällt, das letzte Wort in Sachen Super League dürfte längst nicht gesprochen sein.

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(Photo by DANIEL LEAL/AFP via Getty Images)


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