Revolution oder Luftschloss: Was wird aus der Super League?

22. Dezember 2023 | Global News | BY sid

Das Urteil zur Super League sorgt europaweit für einen enormen Aufschrei. Kommt die Revolution nun wirklich oder gibt es wieder nur viel Lärm um nichts?

Viele Fragen um die Super League

Die Bayern und Dortmund? Winken energisch ab. Die schwerreiche Premier League? Hat kein Interesse. Die mächtige Klubvereinigung ECA? Stellt sich entschieden dagegen. Die ablehnenden Reaktionen für die Super League kamen im Eiltempo, schnell formierte sich prominenter Widerstand. Trotz des vermeintlich positiven Urteils des Europäischen Gerichtshofs scheint die vermeintliche Revolution zu einem Luftschloss zu verkommen – mal wieder.

„Eine Mauer des Neins“, titelte die Gazzetta dello Sport. Dennoch üben sich die Treiber um die Sportmarketingagentur A22 in Optimismus, hinter den Kulissen gebe es sehr wohl Rückendeckung. Er habe keine Bedenken, die angedachten 64 Teams für das Milliardenprojekt zu gewinnen, erzählte Geschäftsführer Bernd Reichart. Es gebe „Klubs, die sehr interessiert sind.“ Wer das sei? „Wir wollen keine Namen nennen.“ Wohl weil die unterstützenden Vereine das Echo fürchten.



Schließlich ist die Causa Super League emotional extrem aufgeladen, selten zuvor polarisierte ein Fußball-Thema in diesem Ausmaß. Die zwölf Unterstützer des krachend gescheiterten Versuchs aus dem April 2021 werden noch heute kritisch beäugt, auch wenn sie sich diesmal im Zuge des EuGH-Urteils zu großen Teilen gegen einen neuen Anlauf positionieren. Ausnahmen blieben die spanischen Granden Real Madrid und FC Barcelona, die einen „großen Tag“ bejubelten.

Real werde „weiterhin für ein modernes Projekt eintreten, das voll und ganz mit den nationalen Wettbewerben vereinbar ist“, sagte Präsident Florentino Pérez. Der FC Barcelona sei als „Pionierverein“ der Ansicht, dass das Urteil „den Weg für einen neuen Elite-Fußballwettbewerb in Europa ebnet, indem es sich gegen das Monopol in der Fußballwelt wendet“, teilten die Katalanen mit. Doch öffentlich blieb das Duo bis auf die Gesprächsbereitschaft signalisierende SSC Neapel vorerst isoliert.

„Sie können kreieren, was immer sie wollen. Ich hoffe, dass sie ihren fantastischen Wettbewerb so bald wie möglich mit zwei Klubs starten“, spottete UEFA-Präsident Aleksander Čeferin siegesgewiss: „A22 hat ein Geschenk unter dem Weihnachtsbaum gefunden. Sie haben sich gefreut. Wenn sie es aufmachen, werden sie merken, dass nicht viel drin ist.“ Der Fußball stehe „nicht zum Verkauf, er bleibt vereint“, so der Slowene weiter.

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Beim FC Bayern sei „die Tür für die Super League zu“, sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen. Auch der BVB stehe „nicht zur Verfügung“, betonte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Viele internationale Spitzenklubs wie Manchester United, der FC Arsenal oder Paris St. Germain taten es ihnen gleich. Auch die Klubvereinigung ECA, die Fans sowie sämtliche Top-Fünf-Ligen angeführt von Premier League und Bundesliga machten ihren Widerstand kund.

Zumal A22 weitere Details der Pläne veröffentlichte. Im angedachten System der drei Ligen ist über die nationalen Ligen nur ein direkter Zugang für die niedrigste Spielklasse vorgesehen. Duelle von Überraschungsteams wie Union Berlin gegen Real Madrid wären kurzfristig unmöglich. „In der ersten Liga werden immer die gleichen Teams spielen“, monierte Spaniens Liga-Boss Javier Tebas: „Das ist eine geschlossene Eliteliga unter dem Deckmantel eines offenen Systems mit zweiter und dritter Liga.“

Die Treiber der Super League werden sicher hartnäckig versuchen, diese „Mauer des Neins“ doch zum Einsturz zu bringen.

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(Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images)


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