WM 2034: Der DFB muss jetzt handeln!

3. November 2023 | Global News | BY Jannek Ringen

Dass die WM 2034 in Saudi-Arabien stattfinden wird, scheint spätestens seit dem Post von Gianni Infantino zu Anfang der Woche eine sichere Sache zu sein. Wenn der DFB nicht einmal mehr nur für seine leeren Worte stehen soll, muss er jetzt handeln. Ein Kommentar.

Bei der Vergabe der WM 2034 ist der DFB gefragt

Was wurde im letzten Herbst und Winter über die Weltmeisterschaft in Katar diskutiert. In diversen TV-Formaten, Podcasts oder YouTube-Videos wurde die Vergabe der WM 2022 nach Katar und die Umstände vor Ort kritisiert, sodass die Berichterstattung über den Sport oftmals zu kurz kam. Was hat die FIFA davon mitgenommen? So gut wie gar nichts, denn dank des eigens erschaffenen Rotationsprinzips und der Vergabe der WM 2030 in sechs unterschiedliche Länder auf drei Kontinenten, ist die Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien so gut wie beschlossene Sache. Auf seinem Instagram-Account verkündete FIFA-Präsident Gianni Infantino bereits, dass das Turnier in elf Jahren im Wüstenstaat stattfinden soll, obwohl die offizielle Vergabe erst im nächsten Jahr ansteht.

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Auch diese Vergabe der FIFA muss kritisiert werden, und zwar rechtzeitig! Wo sollen wir bei Saudi-Arabien anfangen? Im Oktober 2022 veröffentlichte Amnesty International einen Bericht über die Zustände in dem Land. Dieser wird mit den Worten eingeleitet, dass „Menschenrechtsverstöße in Saudi-Arabien nicht nur weiter an der Tagesordnung sind“, sondern sie „sogar noch zu nehmen“ würden. Alleine am 13. März des vergangenen Jahres wurden 81 Menschen, darunter 41 Angehörige der schiitischen Minderheit, an einem Tag hingerichtet.

Seit Kronprinz Mohammed Bin Salman 2015 an die Macht kam, wurden die Menschenrechte weiter eingeschränkt. Für internationales Aufsehen sorgte die Ermordung und Zerstückelung des Journalisten Jamal Khashoggi 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul. Hinzu kommen die mangelnden Rechte für Frauen sowie die Einschränkungen der Reise-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Laut des Berichts von Amnesty befanden sich zu diesem Zeitpunkt mindestens 3.000 Menschen als politische Gefangene in den Gefängnissen des Landes.

Dies war nur ein kleiner Überblick über die vor Ort herrschenden Zustände. Und in dieses Land wird die FIFA die WM 2034 ohne jegliche Bedenken vergeben. Spätestens seit der Vergabe der Weltmeisterschaft 2022 nach Katar sollte jedem Fußballfan bewusst sein, dass die FIFA über keinen moralischen Kompass mehr verfügt. Umso wichtiger ist die Rolle der Verbände, insbesondere die des DFB, der jetzt gefordert ist, damit die Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien noch verhindert werden kann.

In einem Positionspapier zur WM in Katar erklärte der DFB, dass die Vergabe der Weltmeisterschaft nach Katar „eine in vielerlei Hinsicht sehr problematische Entscheidung ist“. Des Weiteren heißt es darin: „Wir sind ebenso der Meinung, dass die umstrittene Entscheidung für Katar schon jetzt den Fußball verändert hat. Menschenrechts- und Nachhaltigkeits-Themen wurden seitdem wesentlicher Teil der Diskussion und können bei künftigen Vergaben von Sport-Großveranstaltungen nicht mehr ignoriert werden“. Veröffentlicht wurde dieses Papier erstmals im Mai 2021.

Knapp zweieinhalb Jahre später steht die nächste Weltmeisterschaft kurz davor, in einen autokratischen Staat, in dem die Menschenrechte mit Füßen getreten werden, vergeben zu werden. Ein Statement oder gar eine Intervention des DFB dazu lässt jedoch vergeblich auf sich warten. Die FIFA wird bezüglich der WM 2034 nicht mehr einlenken, weshalb jetzt die nationalen Verbände, insbesondere der DFB als größter Sport-Fachverband der Welt, gefragt sind.

Zudem stehen auch die Fußballer in einer besonderen Verantwortung. Sicherlich ist diese nicht im Ansatz so groß, wie die der Fußballverbände, allerdings können sie durch ihre enorme Reichweite und ihre Vorbildfunktion ebenfalls einlenken. „Am Ende des Tages wird immer mal wieder ein Boykott von uns Spielern gefordert. Ich glaube, da sind wir einfach zwölf Jahre zu spät dran“, sagte beispielsweise Nationalspieler Joshua Kimmich vor der WM im vergangenen Jahr. Um bei der WM 2034 nicht erneut zwölf Jahre zu spät dran zu sein, müssen auch die Sportler jetzt handeln und klar Stellung gegen die Vergabe nach Saudi-Arabien beziehen.

Die Weltmeisterschaft in Katar wurde gespielt, jedoch bietet sich 13 Jahre nach der Vergabe in den Golfstaat eine neue Chance für die Verbände und Spieler, rechtzeitig Stellung zu beziehen und die Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien zu verhindern. Sollte der DFB es wieder verpassen, eine klare Stellung gegen die Austragung des größten Sportereignisses der Welt in den autokratischen Staat zu beziehen, waren alle Worte, die im Vorfeld der WM 2022 gesagt wurden nichts anderes als leere Phrasen. Je länger der DFB schweigt, ermöglicht er Sportswashing in Reinkultur und sorgt nicht dafür, dass sich die Verhältnisse im Weltfußball bessern.

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(Photo by Neil Baynes/Getty Images for DFB)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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