WM 2034: Sorge um Gastarbeiter – Katar 2.0?

20. März 2024 | Global News | BY Jannek Ringen

Die Weltmeisterschaft 2034 wird aller Voraussicht nach an Saudi-Arabien vergeben werden. Im Zuge der Vergabe werden zahlreiche Gastarbeiter aus Asien in den Wüstenstaat reisen, um dort die Infrastruktur für die WM 2034 zu erbauen. Die Sorge um diese ist groß. Ein neues Katar?

WM 2034: Gibt es ein zweites Katar?

Nachdem Australien seine Bewerbung für die Weltmeisterschaft 2034 zurückgezogen hatte, war klar, dass das Turnier wohl nach Saudi-Arabien vergeben wird. Aufgrund des Rotationsprinzips der FIFA kamen nur Bewerber aus Ozeanien und Asien infrage, da alle weiteren Verbände bereits zuvor an dem Turnier beteiligt sind. Noch im Verlaufe dieses Jahres soll die WM 2034 offiziell an Saudi-Arabien vergeben werden. Ein Bericht des Guardians sorgt jedoch für Aufsehen. Gibt es ein Katar 2.0?



Im Vorfeld der WM 2022 kamen Berichte über verstorbene Gastarbeiter auf. Diese seien laut Menschenrechtsorganisationen auf den Baustellen durch menschenunwürdige Arbeitsbedingungen ums Leben gekommen. Während der Weltverband FIFA von drei Toten sprach, erklärte Amnesty International, dass mindestens 6.500 Menschen im Zuge der Bauarbeiten bei für die Weltmeisterschaft 2022 ums Leben gekommen seien. Droht bei einer Vergabe nach Saudi-Arabien ein ähnliches Szenario?

Jedes Jahr reisen viele junge Männer aus Bangladesch nach Saudi-Arabien, da dort die Löhne höher sind und sie so ihre Familien ernähren können. Doch wie der Guardian berichtet, kommen nicht alle zurück. Zwischen 2008 und 2022 starben nach Angaben der Regierung von Bangladesch 13.685 Gastarbeiter aus dem Land in Saudi-Arabien. Alleine 2022 sollen es 1.502 Menschen gewesen sein, das sind mehr als vier pro Tag.

Eine Untersuchung des Guardian ergab jedoch, dass die meisten Todesfälle offenbar ungeklärt waren und in den von den saudischen Behörden ausgestellten Sterbeurkunden auf „natürliche Ursachen“ zurückgeführt oder Begriffe wie „Herzstillstand“ oder „Atemstillstand“ zugeschrieben wurden. Das Durchschnittsalter derjenigen, deren Tod im Jahr 2022 als natürlich eingestuft wurde, lag bei 44 Jahren. Lebenserwartung für Männer in Bangladesch beträgt 71.

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Menschenrechtsorganisationen führen laut dem Guardian Faktoren wie harte Arbeits- und Lebensbedingungen, Ausbeutung, Stress und Hitzschlag an, die zur erhöhten Sterblichkeitsrate beitragen könnten. Das Gesamtbild sei, dass einer der reichsten Staaten der Welt seine Wanderarbeiter auf die „schlechteste Art und Weise“ behandelt, erklärte die Menschenrechtsorganisation FairSquare. Diese prognostiziert zudem, dass die Zahl der Todesopfer steigen wird, wenn Saudi-Arabien den Zuschlag für die WM 2034 bekommen wird.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nahm die FIFA bei der Vergabe der WM 2034 in die Pflicht. „Wenn die FIFA aus Katar etwas gelernt hat, dann, dass sie den Menschenrechtsrisiken in potenziellen Gastgeberländern große Aufmerksamkeit schenken muss, bevor sie ihnen die Weltmeisterschaft gibt“, erklärte Ella Knight, Forscherin für Arbeitsmigrantenrechte bei Amnesty.

Das saudische Ministerium für Humanressourcen und soziale Entwicklung widersprach den Berichten. „Saudi-Arabien beherbergt die meisten im Ausland lebenden Arbeitnehmer in der Region und wir erkennen ihren wertvollen Beitrag zur Entwicklung des Landes an. Wir setzen uns dafür ein, ein sicheres und faires Arbeitsumfeld für alle Mitarbeiter zu schaffen, einschließlich der über 2,5 Millionen bangladeschischen Arbeitnehmer im Königreich“, heißt es dort. Das Land hätte strenge Vorschriften und Standards zum Schutz der Arbeitnehmerrechte, versicherte das Ministerium.

Unterdessen reagierte die FIFA auf Anfrage des Guardian nicht zu den Vorwürfen. Ein zweites Katar wird sich der Fußball-Weltverband nicht leisten können. Aktuell sieht es jedoch danach aus, als könnte es dies mit der Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien geben.

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(Photo by FAYEZ NURELDINE/AFP via Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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