WM 2034 in Saudi-Arabien kaum noch zu verhindern

31. Oktober 2023 | Global News | BY sid

Am Dienstag endet die Bewerbungsfrist für die Fußball-WM 2034. Menschenrechtler sehen in der wahrscheinlichen Vergabe der Endrunde nach Saudi-Arabien eine Katastrophe.

Vergeblicher WM-Aufschrei: Saudi-Zuschlag kaum noch zu verhindern

Was seit Dienstag kaum mehr zu verhindern ist, stellt für Menschenrechtler einen Skandal dar. „Die Möglichkeit, dass die FIFA Saudi-Arabien den Zuschlag für die WM 2034 erteilt, obwohl das Land eine erschreckende Menschenrechtsbilanz aufweist und sich jeglicher Kontrolle verschließt, entlarvt die Menschenrechtsverpflichtungen der FIFA als Augenwischerei“, wetterte Direktorin Minky Worden von Human Rights Watch (HRW) mit Blick auf das Ende der Frist für Interessensbekundungen.

Denn aus der möglichen Endrunden-Vergabe durch den Fußball-Weltverband FIFA an den Wüstenstaat wurde am Dienstag fast schon Gewissheit, bis dahin mussten etwaige Bewerber ihr Interesse bestätigen. Doch schon im Vorfeld der Deadline waren potenzielle Konkurrenten eingeknickt. Nach dem Rückzug Australiens kurz vor dem Ende der Frist blieb Saudi-Arabien als einziger Bewerber. Das sogenannte Sportswashing der absoluten Monarchie hätte bei einem Zuschlag seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht – für HRW ist das ein Desaster.

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„Knapp ein Jahr nach den Menschenrechtskatastrophen bei der WM 2022 in Katar hat die FIFA die Lektion nicht gelernt, dass die Vergabe von milliardenschweren Veranstaltungen ohne gebührende Sorgfalt und Transparenz das Risiko von Korruption und schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen birgt“, sagte Worden – und verwies auf die 2017 verabschiedete Menschenrechtsrichtlinie der FIFA.

Darin heißt es in Artikel 7: „Die FIFA wird konstruktiv mit den zuständigen Behörden und anderen Interessengruppen zusammenarbeiten und alle Anstrengungen unternehmen, um ihrer internationalen Menschenrechtsverantwortung gerecht zu werden.“ Gemäß dieser Statuten müssen sich Länder, die sich um die Ausrichtung von Wettkämpfen bewerben, zur Einhaltung strenger Menschen- und Arbeitsrechtsstandards verpflichten.

Laut HRW ist die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien „erschreckend“. Als Beispiele nannte die Organisation Massenhinrichtungen, die fortgesetzte Unterdrückung der Rechte von Frauen und die Ermordung Hunderter Migranten an der jemenitischen Grenze. Zudem würden Regierungskritiker gefoltert und inhaftiert, religiöse Minderheiten unterdrückt, Sex außerhalb der Ehe sowie gleichgeschlechtliche Beziehungen mit der Todesstrafe geahndet.

Deshalb sind für HRW-Deutschland-Direktor Wenzel Michalski „die Werte, die die FIFA und untergeordnete Verbände sich geben, das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben wurden. Das Verhalten ist wirklich beschämend“, nach Ansicht Michalskis macht sich der Fußball „zum Handlanger“.

In diesem Jahr findet bereits die Klub-WM der FIFA in Saudi-Arabien statt. Mit Blick auf die WM ist das Land, dessen Liga zahlreiche Topstars mit horrenden Millionengehältern geködert hat, dank der erstaunlich kurzen FIFA-Frist seit Dienstag fast schon am Ziel. Neben Saudi-Arabien wagte sich niemand aus der Deckung. Die finale Bewerbung muss bis Juli 2024 eingereicht werden.

Zunächst verwarf Indonesien seine Pläne für eine gemeinsame Bewerbung mit anderen Ländern, am Dienstag entschied sich auch Australien als letzter möglicher Konkurrent dagegen. Nach und nach schlagen sich immer mehr Nationen auf die Seite Saudi-Arabiens. An einem Zuschlag zweifelt kaum noch jemand. Die asiatische Konföderation AFC hatte schon kurz nach dem Vorstoß Saudi-Arabiens ihre Unterstützung für das schwerreiche Königreich verkündet.

Kritiker werfen der FIFA um Präsident Gianni Infantino vor, sie habe durch die Planungen für die WM 2030 in sechs Ländern und drei Kontinenten den Weg für den umstrittenen saudischen Herrscher Mohammed bin Salman bereits freigemacht. 2034 kommen aufgrund des Rotationsprinzips nur Ausrichter aus Asien und Ozeanien infrage – schon Ende des nächsten Jahres will die FIFA das Turnier vergeben.

Der Aufschrei dürfe dann erneut laut sein – und wieder vergebens.

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(Photo by KARIM JAAFAR/AFP via Getty Images)


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