La Liga | Atletico als „große Unbekannte“: Nächster Streich von Diego Simeone?

Neben Real Madrid und dem FC Barcelona gilt Atlético Madrid als eines der aktuell drei größten Teams in La Liga. In der Saison 2022/23 landete das Team in der Liga auf Platz drei, doch der Transfersommer gestaltet sich schwierig. Sehr viel Geld steht nicht zur Verfügung, weswegen dem Kader bisher frische Impulse fehlen. Kann Diego Simeone aus dieser Situation wieder einmal das Optimum herausholen?
Atletico: Erkenntnisse der Saison 2022/23
Mit einem dritten Platz in der heimischen Liga kann Atlético Madrid meistens gut leben. Im Gegensatz zu Real Madrid und dem FC Barcelona hat Atletico nämlich nicht die Pflicht, Titel zu gewinnen. Ja, 2014 und 2021 feierte die Mannschaft jeweils den Gewinn der spanischen Meisterschaft, die Regel ist das aber nicht. Zu groß sind die finanziellen Unterschiede, wenngleich Atletico auch in der Lage ist, immer mal wieder einen hochkarätigen Transfer zu tätigen.
Die Saison 2022/23 war keine schlechte. 23 Siege, nur sieben Niederlagen, lediglich 33 Gegentore und einige sehr gute Spiele standen am Ende in der Bilanz. Ein Punkt trennte Atletico vom Stadtrivalen Real Madrid, elf Zähler Abstand waren es am Ende auf den FC Barcelona. Mitunter fehlte die Konstanz, zeitweise auch der nötige Killerinstinkt vor dem Tor. Niederlagen gegen Mallorca, Cadiz und Elche waren die Folge, unnötige Remis gegen Espanyol, Getafe oder Rayo verhinderten außerdem, dass es noch ein Stück weiter nach oben ging.
Aus der vergangenen Saison ließ sich aber einiges mitnehmen. Dass die simeoneske Defensivschule weiterhin Früchte trägt und die Colchoneros eines der am schwierigsten zu bespielenden Teams der Welt sein können, überrascht nicht. Die harte Arbeit und die defensive Kompaktheit mit einer schnörkellosen und möglichst auch noch kreativen Offensive zu kombinieren, ist die Kunst. In den Meisterjahren gelang Simeone das. Auch in diesem Jahr?
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Atletico: Dem Transfersommer fehlt der Schwung
Mit Spannung wurde der Transfersommer von Atletico erwartet. Aus gutem Grund, denn die ganz großen finanziellen Sprünge sind nicht möglich, das stand schon vor dem Sommer fest. Auch die Einnahmen für die Verkäufe von Matheus Cunha (24, Wolves), Geoffrey Kondogbia (30, Marseille) und Renan Lodi (25, ebenfalls Marseille) änderten daran nicht viel. Die feste Verpflichtung von Antoine Griezmann (32) war bisher das Highlight, außerdem wechselten Javi Galan (28, Celta Vigo), Santiago Mourino (21, Racing Club), Caglar Söyüncü (27, Leicester) und Cesar Azpilicueta (33, Chelsea) zu den Rojiblancos – für insgesamt etwa acht Millionen Euro.

(Photo by JUSTIN TALLIS/AFP via Getty Images)
Um dem Kader weitere frische Impulse zu verleihen muss ein Spieler wechseln, der für weitere Einnahmen sorgt. Bei Alvaro Morata (30) stand eine Rückkehr nach Italien im Raum, er wird aber sehr wahrscheinlich bei Atletico bleiben. Marcos Llorente (28) wurde mit einem Wechsel nach Saudi-Arabien in Verbindung gebracht, die Spur ist aktuell aber kalt. Bleibt noch Joao Felix (23), zuletzt noch an Chelsea verliehen. Er sorgte für Unruhe, als er im Sommer offen davon sprach, gerne für den FC Barcelona spielen zu wollen. Das sorgte dafür, dass Atletico deutlich eher zu einem Verkauf des Portugiesen tendiert. Der Markt ist nach den Barça-Aussagen aber eher klein, abgesehen von Saudi-Arabien, hier soll es Kontakt geben. Seine Situation ist jedenfalls definitiv ein Problem.
Simeone muss wieder einmal kreative Lösungen finden
Eines, das der Trainer der Colchoneros lösen muss. Es ist nicht das erste Mal, dass Simeone bei Atletico in gewisser Weise improvisieren muss. Er kennt die Situation, hatte in der Vergangenheit häufig Ideen parat, um das Team auf Kurs zu bringen und auch dort zu halten. Die Rahmenbedingungen, also „nur“ unter den ersten vier Teams landen zu müssen, könnten ihm dabei in die Karten spielen.
Eine Idee dürfte sein, die Flexibilität der vergangenen Saison noch weiter auszubauen und flexibel reagieren zu können. Atletico spielte 22/23 in einem 4-4-2, mal in einem 4-1-4-1, immer wieder auch mit einer Dreierkette. Die Grundprinzipien im Spiel, also das Zentrum zu schließen, die Räume eng zu machen, den Gegner auch zu kontrollieren, ohne überhaupt selbst hohe Ballbesitzzahlen zu haben, spielen dabei weiterhin eine zentrale Rolle.
Aber: Das in jedem Spiel durchzuziehen, einen Abnutzungskampf auf dem Feld herzustellen, birgt auch Risiken, weil es eine hohe Belastung im mentalen Bereich zur Folge hat. Spielerische Elemente dürfen nicht fehlen, die 70 Tore der Vorsaison waren dabei ein sehr guter Ansatz. Neben Griezmann und dem abwanderungswilligen Felix stehen Angel Correa (28), Yannick Carrasco (29), Alvaro Morata (30) und Memphis Depay (29) als hochkarätige Alternativen für die Offensive zur Verfügung. Sergio Camello (22) und Samuel Lino (23) wäre daneben der nächste Schritt zuzutrauen.
Was ist nun, ausgehend von einer soliden Basis, von Atletico zu erwarten? Eine signifikante taktische Revolution wird Simeone nicht ausrufen können. Dass die Colchoneros plötzlich jedes Spiel mit Ballbesitzstaffetten dominieren, erscheint unwahrscheinlich. Vielmehr geht es darum, die guten Ansätze weiter zu festigen, um die individuelle Unterlegenheit gegenüber Real Madrid und Barça kaschieren zu können. Reicht es, um den beiden Topteams die Meisterschaft streitig zu machen? Wahrscheinlich nicht. Aber wie schon gesagt, die Pflicht, diesen Titel zu gewinnen, hat Atletico nun einmal nicht. Und darin liegt auch eine Chance.
(Photo by JAVIER SORIANO/AFP via Getty Images)
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