Spotlight

Real Madrid will das erste Triple: Noch galaktischer mit Mbappé?

13. August 2024 | Spotlight | BY Till Gabriel

Wer es mit Real Madrid hält, darf mit großer Vorfreude in die neue Saison starten. Die Königlichen haben ihren Luxuskader prominent verstärkt, auch Trainer Carlo Ancelotti widerstand den Verlockungen des brasilianischen Fußballverbands. Zudem kehren verletzte Stammkräfte zurück. Eine Frage bleibt jedoch offen.

Real Madrid: Kleiner Kader soll zu großem Erfolg führen

Real Madrid ist einer der größten Fußballklubs der Welt, für viele sogar das Nonplusultra. Unzählige Legenden trugen bereits das weiße Trikot. Bei all den Erfolgen, die neben 15 Champions-League-Titeln auch 36 spanische Meisterschaften beinhalten, gibt es in der Historie der Blancos einen kleinen, blinden Fleck. Bis heute hat der stolze Verein aus der 3-Millionen-Einwohner-Stadt kein Triple gewonnen. Das soll sich ändern und die Hoffnung darauf ist vor allem mit einem französischen Stürmer verbunden.



Weitere News und Storys rund um La Liga findet ihr hier

„Uno, dos, tres – Hala Madrid!“ Mit diesen Worten stellte sich Kylian Mbappé wie einst sein großes Idol Cristiano Ronaldo im ausverkauften Santiago Bernabéu als neuer Superstar von Real Madrid vor. Nach einer jahrelangen Transfersaga wechselte der Franzose – ablösefrei, aber für ein Handgeld im dreistelligen Millionenbereich – endlich in die spanische Hauptstadt und soll der neue Über-Galaktische in einer Ansammlung von Superstars werden.

Zum Selbstverständnis des Weltvereins zählt seit jeher, die besten Spieler der Welt unter Vertrag zu nehmen. Geht man den Kader der Blancos kurz vor dem Start der Saison 2024/2025 durch, muss man daher lange nach einer Schwachstelle suchen. Im Tor kehrte mit Thibaut Courtois einer der Besten seines Fachs am Ende der vergangenen Spielzeit nach einer Kreuzbandverletzung zurück, zudem hat sich Ersatzmann Andriy Lunin als erstklassiger Vertreter bewiesen.

Nach langem Hin und Her ist Kylian Mbappé endlich bei Real Madrid angekommen. (Photo by David Ramos/Getty Images)

2023 erwischte Real eine wahre Flut an Kreuzbandrissen. Neben Courtois zogen sich mit Eder Militao und David Alaba beide Innenverteidiger die langwierige Blessur zu. Antonio Rüdiger nutzte seine Chance und entwickelte sich zum zuverlässigen Abwehrchef. Der Deutsche dürfte weiterhin gesetzt sein, zumal Alaba nach einem Rückschlag weiterhin ausfallen wird. Militao ist dagegen wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. Kapitän Nacho hat seinen Heimatklub nach 21 Jahren in Richtung Saudi Pro League verlasssen.

Neben Alaba, Militao und Rüdiger steht Carlo Ancelotti mit Jesus Vallejo daher nur ein weiterer Innenverteidiger zur Verfügung, mit Einsätzen darf der Ex-Frankfurter trotzdem nicht rechnen. Gut möglich, dass Real Madrid auf dem Transfermarkt nochmal aktiv wird, nachdem Wunschspieler Leny Yoro sich für einen Wechsel zu Manchester United entschieden hat.

Generationenwechsel im Zentrum: Ist Kroos bei Real Madrid zu ersetzen?

Im Mittelfeld geht die Staffelstabübergabe an die nächste Generation weiter. Nach Casemiro hat mit Toni Kroos der zweite Teil des legendären Dreiecks Real Madrid verlassen und seine große Karriere beendet. Der Abschied des 34-Jährigen ist das einzige große Fragezeichen vor der neuen Spielzeit. Wie schaffen es die Königlichen, ihren langjährigen Taktgeber in der Schaltzentrale zu ersetzen?

Das nötige Personal dafür ist vorhanden. Nach dem Abschied von Kroos bleibt von der alten Garde einzig Modric übrig. Der mittlerweile 39-Jährige hat seinen Vertrag neulich erneut um ein weiteres Jahr verlängert. Stammkraft ist der Edeltechniker zwar nicht mehr, mit seiner Erfahrung kann er seinen hochveranlagten Nachfolgern jedoch noch einiges mitgeben.

Fede Valverde (26 Jahre alt) ist bereits seit Jahren nicht mehr wegzudenken, Aurélien Tchouaméni (24) wächst immer mehr in die Casemiro-Rolle rein und wusste auch als Aushilfs-Innenverteidiger zu gefallen. Eduardo Camavinga (21) kommt auch dank seiner Vielseitigkeit zu jeder Menge Einsatzzeiten. Türkei-Juwel Arda Güler (19) überzeugte im letzten Saisondrittel mit Spielwitz und Torgefahr. Bei der EM bestätigte er, dass er bereit für den nächsten Schritt ist.

Und dann ist da ja noch Jude Bellingham. Der Engländer war vor einem Jahr der Statement-Transfer der Königlichen und wurde den hohen Erwartungen mehr als gerecht. Beim BVB meist als Achter eingesetzt, beorderte Ancelotti den 21-Jährigen weiter nach vorne, teilweise lief er sogar als Mittelstürmer auf. 23 Tore und 13 Vorlagen sind eine herausragende Bilanz, auch wenn Bellingham in der zweiten Saisonhälfte etwas abbaute. „Die Art seines Spiels erinnert mich an Zidane, wegen seiner außergewöhnlichen Qualitäten am Ball“, adelte ihn die italienische Trainerlegende in höchsten Tönen.

Hat Jude Bellingham auch während seiner zweiten Saison in Madrid Grund zum Jubeln? (Photo by OSCAR DEL POZO/AFP via Getty Images)

Real Madrids Sturm mit Mbappé: Dreimal Weltklasse für zwei Positionen

In vorderster Front wartet mit Rodrygo, Vinicius Jr. und Neuzugang Mbappé ein Angriffstrio, das jeder Abwehr Alpträume bescheren kann. Dabei ist jedoch offen, wer auf welcher Position aufläuft. Am wohlsten fühlen sich alle drei auf dem linken Flügel, können aber auch auf Rechts oder in der Sturmspitze auflaufen. Für die Neunerposition steht mit Endrick ein weiteres Supertalent aus Brasilien im Kader. Der 18-jährige Neuzugang von Palmeiras ist bereits Nationalspieler, wird sich bei seinem neuen Arbeitgeber allerdings erstmal hinten anstellen müssen.

In der vergangenen Saison agierte Real Madrid meist in einem 4-4-2 mit Mittelfeld-Raute, dessen Spitze Bellingham bildete, der immer wieder ins Angriffszentrum vorstieß, sodass Vinicius und Rodrygo das Spiel in die Breite ziehen und mit ihrem Tempo über den Flügel kommen konnten. Behält Ancelotti das System bei, droht einem der Offensivstars die Bank.

Das harte Los würde sicher Rodrygo treffen. Der Brasilianer ist selbst ein Weltklasse-Fußballer, bekommt seine Fähigkeiten allerdings nicht immer konstant auf den Rasen. Landsmann Vini Jr. ist einen Schritt weiter und wird als kommender Weltfußballer gehandelt. Mit seiner mitunter provokanten Art spaltet der schnelle Trickser zwar bisweilen die Fußballwelt, dass der 24-Jährige zu den besten Spielern des Planeten zählt, bezweifelt dagegen längst niemand mehr. Prestigetransfer Mbappé soll an Vinis Seite das Gesicht einer neuen Ära von Galaktischen werden und ist ohnehin gesetzt.

90PLUS sucht Verstärkung: Jetzt bewerben 

Individuelle Klasse und ein ausgeprägtes Sieger-Gen

Einen Luxuskader bei Laune zu halten und die Qualitäten der einzelnen Weltklassespieler zu einem funktionierenden Gefüge zu formen, ist keine einfache Aufgabe für einen Trainer. Carlo Ancelotti, der sich gegen ein Engagement als brasilianischer Nationaltrainer entschied, ist in diesem Sinne jedoch ein Meister seines Fachs. Der recht kleine Kader ermöglicht jedem Madrilenen ausreichend Spielzeit, birgt aber, wie im letzten Jahr in der Innenverteidigung geschehen, die Gefahr, dass Verletzungen die Personaldecke schnell dünn werden lassen.

Mister Champions League: Carlo Ancelotti gewann den Henkelpott schon fünfmal. (Photo by Alex Pantling/Getty Images)

Der Italiener weiß zudem um die individuelle Überlegenheit seines Teams und legt daher kaum taktische Fesseln an. Offensiv genießen seine Ausnahmekönner fast Narrenfreiheit, gegen den Ball agiert Real Madrid meist konservativ und läuft den Gegner selten hoch an, wie es andere internationale Schwergewichte wie Arsenal oder Manchester City machen. Der Erfolg gibt Ruhepol Ancelotti Recht, als Trainer gewann er bereits drei CL-Titel mit Real Madrid, zudem zwei mit der AC Milan.

Auf dem Weg zu seinen Triumphen spielte Real in der jüngeren Vergangenheit nicht immer die Sterne vom Himmel. Eine Mischung aus absurder individueller Qualität und einer Siegermentalität, wie es sie nur beim Weißen Ballett gibt, sorgte jedoch mal für Sternstunden wie das Comeback in letzter Sekunde gegen Manchester City, mal verhinderte jener Mix, dass sich schlechte Vorstellungen auf der Anzeigetafel widerspiegelten.

Bei Real Madrid geht ein eingespieltes Team in die Saison, das vor Selbstvertrauen und -verständnis nur so strotzt und durch Kylian Mbappé mit einem der besten Spieler der Welt nochmal verstärkt wurde. Bekommen die Königlichen Toni Kroos im Kollektiv kompensiert, führt der Weg zum Champions-League-Titel nur über die Henkelpott-Experten aus der spanischen Hauptstadt. Favorit auf die spanische Meisterschaft ist der Titelverteidiger ohnehin, da sich Hauptkonkurrent Barcelona weiterhin im Umbruch befindet. Es könnte etwas werden mit dem ersten Triple der Vereinsgeschichte.

(Photo by GLYN KIRK/AFP via Getty Images)


Ähnliche Artikel