FC Barcelona: Xavi und der plötzlich wachsende Druck

16. Dezember 2023 | La Liga | BY Michael Bojkov

2:4 gegen Girona, 2:3 bei Champions-League-Zwerg Royal Antwerpen – beim FC Barcelona brennt der Weihnachtsbaum aktuell mehr als ihnen lieb wäre. Und für Xavi wird der Gegenwind stärker.

Xavi glaubt „mehr denn je an das Projekt“

Platz vier in der Liga mit sieben Punkten Rückstand zur Tabellenspitze ist keine Bilanz, auf die ein Culé auch nur im entferntesten stolz sein könnte. Die jüngsten Niederlagen gegen Girona und Antwerpen offenbarten so manche Probleme, insbesondere aber die defensive Anfälligkeit, die man in Barcelona zuletzt gar nicht mehr gewohnt war. Schließlich kassierten die Katalanen allein in der laufenden Saison schon 18 Gegentreffer in La Liga – fast so viele wie in der kompletten abgelaufenen Spielzeit (20).



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Das nächste Gastspiel in Valencia (Samstag, 21 Uhr) betitelte Xavi (43) auf der Pressekonferenz am Freitag gar schon als Finale. „Weil wir die Notwendigkeit nach Punkten haben“, so der Barca-Trainer. Dennoch: Auch im Falle eines Remis oder gar einer Niederlage im Mestalla „glauben wir immer noch an das Projekt. Der Klub braucht Stabilität in der Post-Messi-Ära und in einer sehr komplizierten wirtschaftlichen Situation“, versuchte die Klubikone der Kritik von außen gegenzusteuern. „Ich glaube mehr denn je an das Projekt, an die Spieler“ – Worte mit Gewicht, die Xavi aktuell vielleicht auch braucht. Klar ist nämlich auch: Der 43-Jährige steht dieser Tage mehr denn je in der Kritik. 

Nach seinem Amtsantritt im November 2021 schaffte es Xavi schnell, neue Impulse zu setzen und der Mannschaft ihr Gesicht zurückzugeben. Barca erzielte nicht nur gute Resultate, sondern überzeugte auch mit einem attraktiven Spiel. Die steile Entwicklung fand ihren ersten Höhepunkt in einem furiosen 4:0-Sieg im Clásico gegen Real Madrid. Zwar wurde spätestens mit dem Europa-League-Aus gegen Frankfurt das Rosarot über dem Camp Nou blasser und auch der ein oder andere weitere Ausrutscher ließ sich nicht vermeiden, in der darauffolgenden Saison setzte es gar abermals empfindliche Niederlagen gegen den FC Bayern.

Aber Xavi genoss Vertrauen – auch von einem Großteil derer, die normalerweise die schnellsten und lautesten sind, wenn es mal nicht läuft. Weil eine Entwicklung und und eine klare Strategie auf wie neben dem Platz erkennbar waren. Das wurde mit dem erstmaligen Gewinn der Meisterschaft seit 2019 auch in Form von Silberware bestätigt – Xavis Höhepunkt seiner noch jungen Trainerkarriere. Und vermutlich auch der des Klubs, wenn man die vergangenen Jahre betrachtet.

Xavi

(Photo by PAU BARRENA/AFP via Getty Images)

Die Messlatte wächst – und mit ihr der Druck

Im Laufe der Zeit und mit zunehmendem Erfolg wächst bekanntlich aber auch die Erwartungshaltung. Und die stellt Xavi in dieser Saison auf eine harte Probe. „Hier läuten immer die Alarmglocken, wenn es nicht gut läuft. Aber wir sind mitten in der Saison. Wir lernen nicht dazu“, versucht Xavi die aktuelle Lage zu erklären. Der einstige Elite-Stratege musste gar erste Fragen zu seiner Zukunft beantworten und ob diese nicht womöglich ein baldiges Ende finden könnte. „Ich habe nicht ans Aufhören gedacht, ganz im Gegenteil“, erwiderte Xavi. „Ich will nicht scheitern, schon gar nicht bei dem Verein meines Lebens.“

Klar ist für den 43-Jährigen aber auch: Damit in Barcelona nicht bald über einen möglichen Trainerwechsel diskutiert wird, müssen sofortige Resultate her. In der Champions League ist man als Gruppenerster weiter, die 2:3-Pleite in Antwerpen hatte keine Auswirkungen sportlicher Natur. Dafür brennt in der Liga der Baum. Girona ist im direkten Duell auf sieben Punkte enteilt und sorgt jede Woche aufs Neue für Staunen, das wiederum stachelt Real Madrid an, das seinerseits auch fünf Punkte vor Barca marschiert. Die Luft aus den Segeln aller Kritiker kann Xavi nur nehmen, wenn in Valencia und am kommenden Mittwoch (21 Uhr) gegen Almería Siege folgen.

(Photo by JOHN THYS/AFP via Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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