Real Sociedad, Betis, Villarreal: Wer macht den größten Schritt in La Liga?
11. August 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina
Spotlight | Am Freitag eröffnen Osasuna und Sevilla die La-Liga-Saison 2022/23. Neben den üblichen Verdächtigen Real Madrid, FC Barcelona, Atlético Madrid sowie Sevilla FC läuft das Rennen der Verfolger. Wir schauen, wer die besten Karten hat.
Real Betis Balompié
Der erfolgreichste der drei „Verfolgerklubs“ in der Vorsaison mit Platz 5 sowie dem Copa-Sieg im Finale gegen Valencia CF (6:5 n.E.), dem ersten Titel seit 2005. In der Europa League wurde Betis zwar Gruppenzweiter, hinter Bayer Leverkusen und setzte sich in den Playoffs gegen Zenit St. Petersburg durch (3:2, 0:0). Im Achtelfinale fiel man jedoch dem späteren Titelgewinner Eintracht Frankfurt zum Opfer (1:2, 1:1, n.V.), als Guido Rodríguez von Martin Hinteregger in den spätesten Treffer der Wettbewerbsgeschichte gezwungen wurde. Für Trainer Manuel Pellegrini war es nach dem Champions-League-Viertelfinale mit Málaga in Dortmund 2013 (2:3) das zweite dramatische Aus auf deutschem Boden.
Drei größere Transfers tätigte Betis über den Sommer: Innenverteidiger Luiz Felipe kam ablösefrei von Lazio. Zudem verpflichtete der Verein Willian José für 8,5 Millionen Euro fest von Real Sociedad. Weitere 12,6 Millionen Euro gingen an Fluminense für Luiz Henrique, der offensiv auf beiden Flügeln einsetzbar ist. Allerdings musste man mit Héctor Bellerín auch einen Leistungsträger abgeben, der vom Arsenal FC lediglich ausgeliehen war. Da der Rechtsverteidiger unter Mikel Arteta keine Rolle mehr spielt, würde er seinen Vertrag gerne auflösen und fest zu Betis wechseln. Alex Moreno konnte man trotz Avancen des shoppingwütigen Premier-League-Aufsteigers Nottingham Forest im Verein halten.
Weniger Erfolg, um genau zu sein, einen einzigen, hatte Betis in der Saisonvorbereitung. Einem 3:1 gegen die Fiorentina stehen Niederlagen gegen Brentford (0:1) oder die PSV Eindhoven (1:2) gegenüber.
Mit Elche (H), RCD Mallorca (A) und Osasuna (H) an den ersten drei Spieltagen hat Betis das machbarste Auftaktprogramm. Danach allerdings warten Real Madrid (A) sowie Villarreal (H).
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Real Sociedad
Die Basken mussten sich zwar am 1. Spieltag der Vorsaison im Camp Nou 2:4 geschlagen geben, verloren im Anschluss bis Ende November aber kein Ligaspiel mehr – als es erneut nach Barcelona ging, zu Espanyol (0:1). Am Saisonende reichte es für Platz 6 und damit die Europa League. In den beiden Pokalwettbewerben lief es eher durchwachsen für La Real. Während es in der Copa del Rey immerhin fürs Viertelfinale reichte, in dem man dem späteren Titelgewinner Betis krachend 0:4 unterlag, war in der Europa League – analog zu Betis – gegen einen Bundesligisten Schluss. Zwar holte man in Leipzig durch eine überraschend defensive Herangehensweise noch ein 2:2. Ein zweites Mal ließ sich RB jedoch nicht düpieren und gewann in der Reale Arena 3:1.
Dreimal hat Real Sociedad auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Mohamed-Ali Cho wurde für elf Millionen Euro von SCO Angers verpflichtet, während Braiz Méndez für 15 Millionen aus Vigo kam. Mit Takefusa Kubo holte man sich zudem noch ein vielversprechendes Talent, das bei Real Madrid keinen Platz mehr fand. Größere Abgänge gab es kaum zu verzeichnen. Lediglich Mathew Ryan zog es für fünf Millionen Euro zum FC Kopenhagen. Den Rang als Stammtorhüter hat aber ohnehin Álex Remiro inne.
Von den drei Verfolgern hat Real Sociedad das schwerste Auftaktprogramm. Gleich an den ersten vier Spieltagen warten der FC Barcelona (H) sowie Atlético Madrid (H). Auch die Vorbereitung macht mit zwei Siegen gegen Osasuna (1:0) sowie Bournemouth (2:1) und drei Niederlagen, unter anderem gegen den Erzrivalen Athletic Club (0:1) nur bedingt Hoffnung.
Villarreal CF
Vergangene Saison tauchte das gelbe U-Boot in lang nicht miterlebte Regionen ab, kam in der Champions League an Juventus (1:1, 3:0) und dem FC Bayern (1:0, 1:1) vorbei. Erst auf Halbfinaltiefe gegen den Liverpool FC (0:2, 2:3) wurde der Außendruck zu hoch und man musste wieder auftauchen. National reichte es zum zweiten Mal in Folge für Platz 7. Da Villarreal diesmal allerdings keinen Europa-League-Titel hat, der sie in die Königsklasse bringt, geht es diesmal endgültig in die Europa Conference League.
Personell hat sich bei Villarreal bislang nicht viel getan. Mario Gaspar, Eigengewächs und langjähriger Kapitän, der als Rechtsverteidiger ohnehin nur noch zweite Wahl hinter Juan Foyth war, verließ den Verein nach 15 Jahren ablösefrei Richtung Watford. Im Gegenzug kam Kiko Femenía. Mit Sergio Carreira wurde ein weiterer Kandidat für die Rechtsverteidigerposition von Celta De Vigo ausgeliehen.
Am schwerwiegendsten dürfte der Verlust Giovani Lo Celsos sein. Der Argentinier war mit seiner Zweikampfhärte und intelligenten Laufwegen an beiden Treffern gegen den FC Bayern beteiligt – allerdings nur von Tottenham ausgeliehen. In Antonio Contes Plänen scheint Lo Celso keine größere Rolle zu spielen. Beim 4:1 gegen Southampton zum Premier-League-Auftakt stand er nicht im Kader. Laut Sky Italia hat die Fiorentina ein erstes Angebot abgegeben. Dem Corriere dello Sport zufolge soll Lazio an einer Verpflichtung interessiert sein. Auch wenn Villarreal beim Spieler selbst hoch im Kurs steht, ist die Konkurrenz groß.
Halten konnte man dafür Arnaut Danjuma, trotz eines 40-Millionen-Angebots von West Ham. Der Niederländer wollte, laut Marca-Berichten garantierte Spielzeit, um sich für die Weltmeisterschaft im Winter zu empfehlen, sodass West Ham in der Zwischenzeit auf Gianluca Scamacca umschwenkte.
Bereits in der Saisonvorbereitung zeigte sich Villarreal in sehr guter Form: Bis auf 1:1-Unentschieden gegen Sporting CP und Fulham ließ man sich nichts zu Schulden kommen, besiegte unter anderem Borussia Dortmund (2:0), die PSV Eindhoven (2:1) sowie Inter (4:2).
Das Auftaktprogramm ist mit Real Valladolid (1. Spieltag, A), Getafe (3. Spieltag, A) und Elche (4. Spieltag, H) machbar. Jedoch warten an den ersten fünf Spieltagen mit Atlético Madrid (2. Spieltag, A) und Real Betis (5. Spieltag, A) zwei größere Aufgaben.
Fazit
Von den drei Klubs macht Villarreal den momentan mit Abstand stabilsten Eindruck. Giovani Lo Celsos Wegfall lässt sich intern mit Dani Parejo, Étienne Capoue sowie Francis Coquelin auffangen. Zumal bezüglich einer Rückkehr des Argentiniers – trotz potenter Konkurrenz – das letzte Wort noch nicht gesprochen ist. Auch das Auftaktprogramm macht Hoffnung. Atlético Madrid ist zwar ein großer Name, gab vor allem in der vergangenen Saison aber gerne viel Leine.
Den Jackpot auf dem Transfermarkt knackte Betis. Luiz Felipe bringt viel Erfahrung in Champions und Europa League mit. Willian José ist ein zuverlässiger Back-Up-Stürmer für den nicht minder zuverlässigen Borja Iglesias. Und in Luiz Henrique hat man einen vielversprechenden Spieler für beide Außenbahnen geholt, der mit 21 Jahren zudem noch Entwicklungspotential hat. Zudem stehen qua geringerer Konkurrenz die Chancen besser auf eine feste Verpflichtung von Héctor Bellerín als bei Villarreal mit Lo Celso. Das größte Fragezeichen ist die aktuelle Form. Mit ihrem Auftaktprogramm haben sie allerdings drei Spiele Zeit, richtig in die Saison zu finden, bevor es gegen Real Madrid und Villarreal erstmals ernst wird.
Bleibt noch Real Sociedad, die sich mit Cho, Méndez und Kubo offensiv gut verstärkt und damit die wichtigste Baustelle der Vorsaison mit 40 Treffern in 38 Spielen auf dem Papier behoben haben. Allerdings brauchen die Neuzugänge – wie in der Vorbereitung gesehen – aber noch Zeit, um ihren Platz in der Mannschaft zu finden. Barcelona, mit der neu gestalteten Offensive um Robert Lewandowski, Raphinha sowie Ousmane Dembélé ist – so sie denn rechtzeitig registriert werden können – zudem kein Wunschgegner für den 2. Spieltag.
Photo by CRISTINA QUICLER/AFP via Getty Images
Victor Catalina
Victor Catalina
Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.