Barca-Defensive überzeugt im Kollektiv, Real-Pechvogel Camavinga mit dem entscheidenden Fehler: El Clásico in der Einzelkritik
3. März 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion
Im Halbfinal-Hinspiel der Copa del Rey kam es zum dritten Clásico der laufenden Saison. Barca sicherte sich einen 1:0-Vorprung für das Rückspiel in einer Partie, die mehr emotionale Highlights als Torannäherungen zu bieten hatte.
Clásico mehr emotional als spektakulär
In einem hitzigen Clásico dominierte zunächst nur Real. Von der tollen Atmosphäre inklusive Choreo beflügelt, kombinierte sich Real immer wieder in den Barca-Strafraum, ohne die Spielvorteile in etwas Zählbares umzumünzen. Per Ping-Pong-Eigentor bestrafte Barca seinen Erzrivalen dann für die fehlende Effizienz und stellte den Spielverlauf auf den Kopf. Mit einer äußerst glücklichen Führung ging Barca dann auch in die Pause.
Auch in der zweiten Hälfte drückte Real wieder auf den Treffer. Viele Chancen sprangen dabei aber nicht heraus, weil Barca viel konzentrierte als in der ersten Halbzeit agierte. So kam es, dass Barca sogar fast noch nachlegte, aber der eingewechselte Ansu Fati stand dem Schuss von Franck Kessie auf der Linie im Weg. Weil Real völlig ideenlos anrannte, geht der Clásico-Sieg für Barca in Ordnung und die Königlichen müssen im Rückspiel auftrumpfen, wenn es ins Pokalfinale gehen soll.
Bewertet wurde im Clásico nach dem Schulnotensystem von 1-6. Auch „x,5“-Noten waren vorstellbar. Spieler, die zu einem späteren Zeitpunkt der Partie eingewechselt wurden, aber keine bedeutende Leistung mehr gezeigt haben, erhielten keine Bewertung mehr.
Mehr News und Storys rund um La Liga⚠️ | QUICK STAT
Real Madrid — first match at Santiago Bernabeu without a single shot on target since the start of 2015/16.
Barcelona — joint-lowest number of shots (4) they've attempted in a single match since the start of 2015/16.
An #ElClasico to remember. 😳😅 pic.twitter.com/pkPpDx0nUP
— Sofascore (@SofascoreINT) March 2, 2023
Viel Ball, doch der Clásico-Punch fehlt – Real Madrid in der Einzelkritik
Thibaut Courtois: Erlebte einen sehr ruhigen Abend. Eins, zwei etwas zu unpräzise Abschläge, ansonsten ließ sich der Belgier nichts zu Schulden kommen. Beim Gegentor machtlos, wobei er den ersten Versuch von Kessie sogar noch stark parierte. Note: 3,0
Dani Carvajal: Defensiv nahezu fehlerfrei, wobei er auch kaum gefordert wurde. Ordentliches Zusammenspiel mit Valverde in der ersten Halbzeit, an deren Ende er eine Großchance nach starker Vorlage von Kroos liegen ließ (41.). Auch seine Flanken waren heute stark ausbaufähig, von sieben Hereingaben fand keine den eigenen Mann. Note: 3,5
Eder Militao: Gut in der Spieleröffnung, preschte gerne auch mal selbst nach vorne und sorgte so für Raumgewinn. Sah beim Gegentor nicht ganz so gut aus, hätte Kessie früher aufnehmen müssen und hatte am Ende Pech, dass der Ball an ihm abprallte und ins eigene Tor rollte. Auch sonst mit Höhen und Tiefen: Hier mal eine progressive Balleroberung, da eine Nachlässigkeit. Hatte gerade zuletzt deutlich bessere Spiele. Note: 4,0
Antonio Rüdiger: Unauffälliger als sein Nebenmann – in beide Richtungen. Das spricht in dem Fall für den deutschen Nationalspieler, der defensiv durch einen wachen Auftritt überzeugte. Bei Barças einziger Chance in Halbzeit zwei hätte er näher an Kessie dran sein müssen, der völlig unbedrängt zum Schuss kam. Note: 3,0
Nacho Fernandez (bis 67.): Offensiv traditionell wenig eingebunden, defensiv kaum gefordert und dementsprechend kaum im Rampenlicht. Einmal ließ er Raphinha entwischen und wusste sich nur unfair zu helfen, sah dafür zurecht die Gelbe Karte. Note: 4,0
Luka Modric (bis 86.): Stark unter Gegnerdruck und mit feinem Füßchen, auch gegen den Ball solide. Allerdings fehlten dem Kroaten die zündenden Ideen gegen defensivstarke Gäste, auch seine Eckbälle brachten nichts ein. Note: 3,5
Toni Kroos (bis 74.): Ein überragender Ball auf Carvajal, der die Torchance ungenutzt ließ. Abgesehen davon bestach Kroos durch eine gute Defensivleistung und wie immer eine hohe Passpräzision. Auch bei langen Bällen, wobei der Deutsche mit denen gegen tief stehende Gäste nur wenige Räume öffnete. Auch seine Standards waren dankbar für den Gegner. Note: 3,5
Eduardo Camavinga: Wenn man seinen heutigen Auftritt mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es fahrig. Hatte schlicht zu viele einfache Ballverluste, einer davon führte zum entscheidenden Gegentor. Dabei war beileibe nicht alles schlecht. So zeigte er mit Ball in Phasen durchaus, was er der Mannschaft geben kann, riss das Spiel teilweise sogar an sich. Für die Endabrechnung dennoch zu wenig. Note: 4,5
Federico Valverde: Gute Bewegungen und Pässe, stark in der Ballbehauptung wie -eroberung – Valverde brachte die volle Palette aufs Spielfeld, allerdings jeweils nur in Ansätzen. Am Ende ohne Erfolg, auch weil die Teamkollegen nicht mitmachten und der Gegner hinten den Laden dichthielt. Note: 3,0
Karim Benzema: Erzielte ein technisch anspruchsvolles Tor (12.) – allerdings Abseits. Trat danach offensiv überhaupt nicht mehr in Erscheinung. Ließ sich fallen, sammelte so Kontakte und machte seine Sache auch gegen den Ball ordentlich, im gegnerischen Strafraum war der Franzose aber komplett abgemeldet. Note: 4,5
Vinicius Junior: Suchte im ersten Durchgang das Eins-gegen-eins, war da aber etwas zu zaghaft, hätte stärker den Weg zum Tor forcieren müssen. Nach dem Seitenwechsel war er kaum noch eingebunden und blieb – wenn er denn mal an den Ball kam – am Gegner hängen. Im Zweikampf mit de Jong wurde es kurz Griechisch-Römisch, dafür sah der Brasilianer zurecht die Gelbe Karte. Passt ins Gesamtbild einer – in seinem Fall selten – unterdurchschnittlichen Leistung. Note: 4,5
Einwechslungen bei Real Madrid
Rodrygo (67. für Nacho): keine Bewertung mehr
Aurelien Tchouameni (74. für Kroos): keine Bewertung mehr
Alvaro Rodriguez (86. für Modric): keine Bewertung mehr
Real-Noten von Michael Bojkov
Araujo als Fels in der Brandung, Kessie erzwingt das Tor im Clásico: Der FC Barcelona in der Einzelkritik
Marc-Andre ter Stegen: Der deutsche Schlussmann war stets aufmerksam und fing viele Hereingaben ab. Strahlte Ruhe und Sicherheit aus. Spielte auch weit vor seinem Kasten mit und eröffnete das Barca-Spiel. Note: 2
Ronald Araujo: Überragendes Zweikampfverhalten vom Uruguayer. Brachte die gesunde Clásico-Härte auf den Platz, verzichtete aber nahezu komplett auf Fouls. Körperlich präsent gegen den quirligen Vinicius Junior und verhinderte den vermeintlichen Torerfolg des Brasilianers im letzten Moment per Grätsche (49.). Note: 2
Jules Kounde: Souveränes Spiel vom Innenverteidiger. Hielt das Zentrum dicht und verteidigte die Hereingaben der Königlichen locker weg. Note: 3
Marcos Alonso: Bockstarke Vorstellung von Spanier. Resolut bei Flanken. Setzte seine Physis schlau ein und agierte als Leader in der Abwehr. Beim Spielaufbau mit leichten Problemen. Note: 2,5
Alejandro Balde: Der Schwächste in Barcas Viererkette. Ließ immer wieder Flanken über seine Seite zu. Verlor Carvajal einmal völlig aus den Augen (41.), der Königliche verzog jedoch frei vor ter Stegen. Note: 4
Frenkie de Jong: Der Niederländer war mal wieder die zentrale Achse im Spiel der Katalanen. Sammelte mit seiner engen Ballführung viele Kontakte und war Ausgangspunkt nahezu aller Offensivaktionen. Besonders in der schwächeren ersten Hälfte kam Barca seine Ruhe am Ball enorm entgegen. Note: 2,5
Sergio Busquets: Die Präsenz des Routiniers im Mittelfeld fehlte zunächst. Der Kapitän ging in unnötige Dribblings, die in Ballverlusten in der eigenen Hälfte endeten. In der zweiten Halbzeit der gewohnte Ruhepol und Strukturgeber im Barca-Spiel. Note: 3
Franck Kessie: Zunächst hatte der Ivorer leichtfertige Ballverluste in seinem Spiel. Unter anderem verlor er den entscheidenden Ball vorm Abseitstor von Benzema (12.). Danach zeichnete er sich auch durch Willenskraft aus. Er erzwang das Eigentor, indem er durchstartete und Courtois entscheidend anschoss (26.). In der zweiten Hälfte glänzte er mit tiefen Pässen, die Umschaltsituationen einleiteten. Note 2,5
Raphinha: Vorne blieb der Brasilianer blass, dafür setzte er hinten kämpferische Akzente. Er half Araujo immer wieder auf der rechten Abwehrseite. Sinnbildlich dafür: Ein starkes Tackling gegen Nacho (16.) im eigenen Strafraum. Spielte sehr schlau und zog ein taktisches Foul im richtigen Moment kurz vor der Pause (45.). Note: 3,5
Ferran Torres: Der Spanier fand eigentlich kaum statt, war aber genau in den richtigen Momenten zur Stelle. Sein hohes Anlaufen blieb zunächst lange ohne Wirkung, leitete dann aber das Tor ein. Spielte vor dem 0:1 den entscheidenden Ball in die Schnittstelle. Note: 3,5
Gavi: Fand fast gar nicht statt. Man merkte ihm an, dass er sich im Zentrum deutlich wohler als auf dem Flügel fühlt. In den Umschaltaktionen war der Youngster nicht präzise genug. Note: 4,5
Ansu Fati: (ab 69. für Raphinha): Stand bei Kessies Schuss (72.) im Weg und verhinderte so das 0:2. Keine Bewertung mehr.
Sergi Roberto (ab 86. für Kessie): Keine Bewertung mehr.
Barça-Noten von Jannis Sünnemann
(Photo by PIERRE-PHILIPPE MARCOU/AFP via Getty Images)