La Liga 2020/2021: Ein Rückblick und Prognose auf 21/22
26. Mai 2021 | La Liga | BY Julius Eid
Spotlight | In La Liga gab es in der vergangenen Saison einen Titelkampf, der den Namen verdient. Dies liegt auch am fortschreitenden Umbruch der Giganten. Eine Zusammenfassung der spanischen Spielzeit 2020/2021.
Der La Liga-Titelkampf: Spannend bis zum Schluss
Die Überraschung schien schon früh in der Saison festzustehen: Weder der FC Barcelona noch Real Madrid werden Meister. Atletico Madrid hatte sich schnell einen komfortablen Vorsprung herausgespielt, während die vermeintlichen Favoriten mit sich selbt zu kämpfen hatten. Doch in der zweiten Hälfte begannen die Nerven der Rojiblancos gehörig zu flattern und auf einmal durften wir das spannendste Titelrennen seit langer Zeit beobachten.
Zeitweilig komplettierte Sevilla das Quartett mit Titelhoffnungen, jeder Spieltag wurde unter Hochspannung absolviert. Doch dann begann erst das Team von Julen Lopetegui sich aus dem Rennen zu verabschieden. In den letzten Wochen konnte auch der FC Barcelona nicht mehr mithalten. Am letzten Spieltag musste die Entscheidung also zwischen den beiden madrilenischen Teams fallen.
Und selbst an diesem, entscheidenden letzten Tag blieb La Liga der Dramatik im Titelkampf treu. Beide Anwärter kassierten einen Rückstand, beide Teams konnten das 0:1 am Ende in einen 2:1-Sieg drehen. Das Führungstor von Luis Suarez war für Atletico Madrid am Ende der Schlüssel zur Meisterschaft. Das Team von Diego Simeone schaffte es am Ende doch noch über die Ziellinie und konnte die Schwächen der Konkurrenz ausnutzen. Dass es noch einmal so spannend wurde, dürfte den Anhängern Atletis nicht unbedingt gefallen haben, bescherte uns aber eines der spannendsten Titelkämpfe im Spanien der jüngeren Vergangenheit.
La Liga-Absteiger: Kein Glück und dann noch Pech
Wenn man die Absteiger der diesjährigen Spielzeit in La Liga betrachtet, dürfte dem ein oder anderen Beobachter wohl ein wenig schwer ums Herz werden. Immerhin traf es mit Eibar, Valladolid und Huesca Teams, die nicht nur auf Mauerfußball und dreckige Siege setzten. Doch manchmal lohnt sich der Mut zum attraktiven Fußball eben nicht. Vor allem, wenn dann auch noch Pech und fehlende Effizienz mit ins Bild treten. Und so ist es kein Zufall, dass alle drei Absteiger mindestens zehn Punkte unter den xP (Expectetd Points) bleiben, die sie sich eigentlich erspielt hatten. Eibar, der Tabellenletzte, blieb sogar 18 Punkte unter den eigenen Möglichkeiten und hat damit die drittgrößte Diskrepanz zwischen zu erwartenden Punkten und tatsächlichen Punkten in allen europäische Topligen. Hätte man 18 Punkte mehr, wäre man übrigens auf Platz neun der Tabelle gelandet.
Besonders ärgerlich ist der Abstieg Eibars auch, weil das nur 8.000 Menschen fassende Stadion des Klubs zu den charmantesten Spielorten der Liga gehörte. Jedes Jahr in La Liga war für einen Verein mit den Möglichkeiten Eibars ein Erfolg, nun geht es wieder in die zweite Liga. Valladolid hatte sich das Ganze wohl auch anders vorgestellt. Immerhin installierte man mit Ronaldo einen der bekanntesten Namen des Fußballs als Präsident. Doch der versprochene Glanz bleibt zumindest vorerst aus. Am Ende steht das eher deprimierende Fazit, dass sich in La Liga 2020/2021 defensiver und eher unansehnlicher Fußball rentierte als die teils spannenden Ansätze der Absteiger. Bei allen Dreien darf man hoffen, sie bald wieder zu sehen
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La Liga-Spannungsfeld: Finanzprobleme überall
Die Corona-Pandemie hat viele Klubs und Ligen hart getroffen. Gerade die finanziellen Einbußen durch das Virus bestimmen vielerorts die Diskussionen. In La Liga ist dies nicht nur auch der Fall, es scheint die Spanier sogar noch härter erwischt zu haben als viele andere. Die großen finanziellen Probleme der Aushängeschilder Real Madrid und FC Barcelona sind schon lange kein Geheimnis mehr und wurden noch einmal in den Aussagen rund um eine mögliche Super League mehr als deutlich. Doch auch im Rest der Liga sind die Ressourcen knapp bemessen. Ein gutes Beispiel ist hierfür auch der Valencia CF. Ein großer Name, der es am Ende der Saison tatsächlich nur auf Platz 13 der Tabelle schaffte und am letzten Spieltag mit einem 0:0-Remis gegen den Absteiger von Huesca ein symbolhaftes Ergebnis lieferte. Auch im internationalen Vergleich hat Spanien an Einfluss verloren.
In der letzten Dekade waren Real Madrid und der FC Barcelona die unangefochtenen Grandes des europäischen Wettbewerbs. Gerade die Königlichen wurden zum Abo-Gewinner der Champions League und schienen auf dem Parkett der Königsklasse nahezu unschlagbar. Doch gegenüber den „neuen“ Größen Europas präsentierte man sich in diesem Jahr chancenlos. Barca unterlag dem 400-Millionen-Sturm von PSG, Real bis sich am Abramowitsch-Klub Chelsea die Zähne aus. Nach einer Dominanzphase sind die La-Liga-Klubs nicht mehr das Maß aller Dinge und die finanziellen Probleme könnten diese Ausgangssituation weiter manifestieren. Positiv könnte sich die Gemengelage allerdings auf die Jugendarbeit der Top-Klubs auswirken. Gerade bei Barca setzte man schon in dieser Saison notgedrungen auf Talente wie Pedri, Araujo und Mingueza – enttäuscht wurde man nicht.
Das könnte in La Liga 2021/2022 spannend werden
Der Umbruch der Giganten Real Madrid und FC Barcelona ist noch lange nicht abgeschlossen, er könnte sogar bei beiden Teams einen weiteren Restart bekommen. Immerhin ist es nicht unwahrscheinlich, dass die beiden größten Namen La Ligas auch in der nächsten Spielzeit mit neuen Trainern an der Seitenlinie starten und damit erneut viele, offene Fragen beantworten müssen. Nicht nur die finanzielle Situation der Großklubs macht den Zeitpunkt des Umbruches besonders spannend. International scheinen die Spanier den Anschluss an die reichen Klubs aus England verloren zu haben, aber auch in der heimischen Liga sind Siege keine Selbstverständlichkeit mehr. Und sowohl bei Real als auch bei Barca lastete in der vergangenen Saison viel auf den Schultern alternder Stars. In keinem Fall ist die benötigte Transformation ansatzweise abgeschlossen.
Auf der einen Seite war es Karim Benzema, auf der anderen Lionel Messi, die ihren Teams die wichtigen Tore besorgten. Beide stehen zwar nicht direkt vor dem Karriere-Ende, sind jedoch sicherlich nicht das Gesicht einer neuen Generation. Während man bei Barca zumindest notgedrungen immer wieder junge Spieler aus den eigenen Reihen einband, lieferte Real meist die besten Auftritte, wenn der Coach auf seine altgedienten Stars setzen konnte. Luka Modric hat gerade seinen Vertrag noch einmal verlängert. Doch wie lange der Kroate noch sein Top-Niveau halten kann, bleibt abzuwarten. Eine Saison ohne einen der beiden Giganten mit dem Meistertitel in La Liga könnte tatsächlich kein seltener Ausrutscher bleiben. Auch in der nächsten Spielzeit dürfte man vor allem zwei Mannschaften im Wandel beobachten können.
Photo by DA Images
Julius Eid
Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.