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La Liga | Real Betis, Villarreal, Real Sociedad: So lief der Sommer der Verfolger

6. August 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Die „großen drei“ Teams dominierten La Liga auch in der vergangenen Saison. Real Madrid, Meister Barcelona und Atletico sind nach wie vor das Maß aller Dinge. Spannend ist aber auch, was sich dahinter tut. Real Betis, Real Sociedad und auch der FC Villarreal gelten als spannende Projekte. Kann eines dieser Teams vielleicht sogar die Phalanx der Top-3 durchbrechen? 

Zweifelsohne haben die Verfolger nicht das Budget der Topteams. Wichtig ist also nicht, mit teuren Neuverpflichtungen den Kader aufzumotzen, sondern vielmehr eine klare Strategie zu etablieren. Junge Spieler, die das Potenzial haben, zu Stars heranzuwachsen oder ideale Systemspieler sind hier eher das Mittel der Wahl. Wie gut sind die Verfolger auf die neue Saison in La Liga vorbereitet?



Real Sociedad: La Liga hat einen neuen CL-Teilnehmer

Real Sociedad aus dem Baskenland hat in der Saison 2022/23 das absolute Maximalziel erreicht und sich für die UEFA Champions League qualifiziert. Architekt des Erfolges ist Trainer Imanol Alguacil (52), der dem Team mit seinen strategischen Anpassungen zu einer enormen Kompaktheit verhalf. Nur 35 Gegentore kassierte La Real in 38 Spielen, das technische Niveau war zudem durchaus beeindruckend. Im Sommer lautete die Devise nun, den Kader für die neue Saison und die Königsklasse zu verbessern. 

Doch im Sommer gab es prompt eine Hiobsbotschaft zu verkraften. David Silva (37) musste seine Karriere beenden, weil er sich einen Kreuzbandriss zuzog. Auf dem Platz strahlte er noch immer eine besondere Aura aus, auch als Führungsspieler wird er fehlen, genau wie Asier Illarramendi (33), den es zum FC Dallas zog. Die gut Nachricht: Das war es schon an signifikanten Spielerabgängen. Bisher tat sich allerdings auf der Zugangsseite auch wenig. Andre Silva (27) wurde von RB Leipzig ausgeliehen, Hamari Traore (31) von Stade Rennais verpflichtet. 

Real Sociedad La Liga

(Photo by Juan Manuel Serrano Arce/Getty Images)

Es sollte sich definitiv noch etwas tun, aber der ganz große Druck ist auch nicht vorhanden. Das Team ist eingespielt und insgesamt mit einem Durchschnittsalter von 24,5 Jahren sehr jung, einige Akteure können den nächsten Schritt machen. Alleine offensiv tummeln sich mit Ander Barrenetxea (21), Takefusa Kubo (22) und Mohamed-Ali Cho (19) gleich drei Spieler, die viel Potenzial mitbringen. Zudem schadet es selten, bei Neuzugängen allen voran darauf zu achten, den passenden Spielertypen zu finden. 

Bisher wurde bei den Basken also primär die Basis gestärkt. Die neue Saison wird intensiver, der Fokus wird noch mehr auf der technischen Ebene respektive dem Spiel mit dem Ball gelegen haben. Einen Angriff nach vorne dürfte La Real aber nicht starten können, dafür fehlt es an neuem, frischen Input und höherer individueller Qualität. 

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Personeller Aderlass in Villarreal

Die Saison 2022/23 stand beim FC Villarreal im Zeichen des Umbruchs. Nicht die Mannschaft veränderte sich, vielmehr war es ein Trainerwechsel und damit einhergehend ein kleiner Kulturschock, den das Gelbe U-Boot meistern musste: Im Oktober vergangenen Jahres sollte der Switch vom Pressing-lastigen Fußball unter Unai Emery zu Ballfanatiker Quique Setien gelingen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kamen im Laufe der Rückserie gute Leistungen und auch Resultate, Villarreal fing sich und qualifizierte sich als Tabellenfünfter für die Europa League.

Jetzt muss der Klub aus der Region Valencia einen nächsten kleinen Umbruch bewältigen, diesmal betrifft es den Kader: Mit Pau Torres, Samuel Chukwueze und Nicolas Jackson verlor Villarreal gleich drei Leistungsträger. Immerhin generierte man dadurch eine dreistellige Millionensumme, die in Teilen direkt in neue Spieler reinvestiert werden konnte. So wurde Torjäger Jackson durch Ex-Leipzig-Stürmer Alexander Sörloth ersetzt. Der Norweger schoss in der abgelaufenen La-Liga-Saison zwölf Tore für Real Sociedad und könnte Jackson adäquat ersetzen. Bleibt Schlüsselspieler Gerard Moreno, der erneut vermehrt über den linken Flügel kommen dürfte, zudem von Verletzungen verschont, sollte das Toreschießen das kleinere Problem im Estadio de la Ceramica sein.

In Santi Comesana und Rückkehrer Denis Suarez kam zudem Verstärkung für das Mittelfeldzentrum, das ohnehin Prunkstück der Mannschaft ist. Hier verfügt Setien mit dem talentierten Alejandro Baena und Dirigent Dani Parejo über eine eingespielte Schaltzentrale. Handlungsbedarf besteht derweil insbesondere in der Innenverteidigung, wo Torres bislang noch nicht ersetzt wurde und mit Raul Albiol nur ein Spieler von höherer Klasse zur Verfügung steht, dem aufgrund seines hohen Fußballeralters jedoch Tempo und Spritzigkeit fehlen. Milan-Leihgabe Matteo Gabbia ist dahingehend eine gute Kaderergänzung, jedoch keine Toplösung.

Gelingt es bis Anfang September, einen gestandenen Innenverteidiger zu holen und damit die größte Baustelle in Angriff zu nehmen, ist Villarreal trotz der schmerzhaften Abgänge ein erneuter Platz unter den ersten sechs Mannschaften zuzutrauen. Dafür spricht auch, dass Setien erstmals eine komplette Vorbereitung hatte und die Mannschaft nach seine Vorstellungen formen konnte. 

Real Betis: Im vierten Anlauf zum großen Wurf?

Manuel Pellegrini geht in seine vierte Saison als Trainer von Real Betis. Nach drei Europa-League-Qualifikationen und sporadischem Schnuppern an der Königsklasse steigt die Erwartungshaltung im grün-weißen Teil Sevillas. Und doch wären die Anhänger der Verdiblancos gut beraten, vor zu hohen Ansprüchen zurückzustecken.

Die prekäre wirtschaftliche Lage hat den Klub dazu gezwungen, mit Sergio Canales einen absoluten Schlüsselspieler abzugeben. Der flexibel einsetzbare Offensivmann war seit seiner Ankunft im Sommer 2018 Herz und Hirn der Mannschaft. Jetzt hat Betis die schwierige Aufgabe, beide überlebenswichtigen Organe zu ersetzen. Am ehesten ist das Isco zuzutrauen, der ablösefrei vom Stadtrivalen kam.

La Liga

(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

Der eigentlich geniale Nabil Fekir war zuletzt in aller Regelmäßigkeit von Verletzungen geplagt und damit höchstens Teilzeitkraft im Benito Villamarin. Mit Rodri Sanchez und Luiz Henrique verfügt man über zwei talentierte Flügelspieler, die Fekirs Kreativität zumindest in Teilen ersetzen können. Eine gute Nachricht für die Beticos ist zudem, dass man in Borja Iglesias einen verlässlichen Torjäger hat. 15 Tore erzielte der Mittelstürmer vergangene Saison in La Liga, 2023/24 ist ihm eine ähnlich starke Ausbeute zuzutrauen. Mit Raul Garcia bekommt Iglesias einen talentierten Backup aus Mirandes, der mit 19 Treffern in der Segunda Division für Aufsehen sorgte.

Weiter wurde der Kader durch die ablösefreien Rückkehrer Hector Bellerin und Marc Bartra ergänzt. Beide dürften wieder wichtige Rollen einnehmen. In der Spitze hat sich die Mannschaft abgesehen davon nicht verstärkt. Dafür verfügt Pellegrini über eine gute Kadertiefe und ein eingespieltes Team, dessen Anspruch erneut die Europa League sein sollte. Für mehr – und da wären wir wieder bei hohen Ansprüchen – wird es aber auch 2023/24 nicht reichen. Dafür dürfte auch der Canales-Abgang zu signifikant gewesen sein.

(Photo by JOSE JORDAN/AFP via Getty Images)


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