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Transfersommer 2024: Der Shoppingguide für den FC Barcelona

25. Juli 2024 | Spotlight | BY Philipp Overhoff

Drei Wochen vor dem Beginn der La-Liga-Saison gleicht der Kader des FC Barcelona noch einer Großbaustelle. Auch wenn das Zukunftsgerüst der Katalanen herausragend ist, wartet auf Hansi Flick und Kaderplaner Deco noch eine Menge Arbeit. 

Die vergangene Spielzeit verlief aus Sicht des großen FC Barcelona alles andere als zufriedenstellend. Neben den ausbleibenden sportlichen Erfolgen dominierte das Wirrwarr um die Zukunft des Ex-Trainers Xavi sämtliche Schlagzeilen. Nach dem Rücktritt vom Rücktritt trennte sich Barca letztendlich doch vom 44-Jährigen, da dieser Aussagen zur finanziellen Situation des Klubs getroffen hatte, die der Vereinsführung um Präsident Joan Laporta ziemlich sauer aufstießen. Auf den ehemaligen Weltklasse-Achter folgte Hansi Flick, der nun vor einer großen Herausforderung steht. Kann der Triple-Trainer des FC Bayern die Katalanen mit limitierten finanziellen Möglichkeiten zurück zu alten Erfolgen führen? Das versuchen wir zu beantworten – im FC-Barcelona-Shoppingguide für den Transfersommer 2024.



FC Barcelona: Das ist die Ausgangslage

Die Saisonbilanz 2023/2024 kann beim FC Barcelona gar nicht positiv ausgefallen sein. In der Liga sicherte man sich auf den letzten Metern zwar noch die Vizemeisterschaft, doch Titelträger Real Madrid war fast während des gesamten Jahres uneinholbar enteilt. In Champions League und Copa del Rey scheiterte die Blaugrana jeweils im Viertelfinale, womit im Endeffekt also eine titellose Saison in den Büchern steht. Das kann und sollte nicht der Anspruch dieses Klubs sein.

Es war also schnell klar, dass in diesem Sommer eine ganze Menge Arbeit auf die Kaderplaner rund um Sportdirektor Deco warten würde. Die Portugiesen Joao Cancelo und Joao Felix kehren Stand jetzt nach einjähriger Leihe zu ihren Stammvereinen zurück. Auch wenn beide Interesse signalisierten, langfristig an der Mittelmeerküste bleiben zu wollen, stellt dieser Wunsch für die chronisch klammen Katalanen eine große Herausforderung dar. Darüber hinaus verlassen auch die Routiniers Sergi Roberto und Marcos Alonso, sowie die Talente Chadi Riad (Real Betis) und Marc Guiu (FC Chelsea) den Klub. Sergino Dest dagegen wird nach seiner Leihe dauerhaft bei der PSV Eindhoven bleiben.

(Photo by David Ramos/Getty Images)

Andere Leih-Rückkeher darf Barca zurück in seinen Reihen begrüßen. Youngster Ansu Fati hat ein eher erfolgloses Engagement bei Brighton & Hove Albion hinter sich, während Eric Garcia und Pablo Torre vom spanischen Sensationsteam FC Girona zurückkommen. Externe Neuzugänge? Fehlanzeige. Bisher konnte Barca noch keinen der zahlreichen Transferpläne in die Tat umsetzen, weshalb Hansi Flick mit dem altbewährten Spielermaterial in die Saisonvorbereitung gestartet ist. Dass noch einige EM-Fahrer im Urlaub weilen und mit Ronald Araujo und Gavi zwei absolute Schlüsselspieler verletzungsbedingt ausfallen, erleichtert den Arbeitseinstieg des früheren Bundestrainers nicht unbedingt.

Diese Spieler könnten Barcelona verlassen

Was das Engagement von Flick ebenso wenig erleichtert, ist die finanzielle Situation, in der sich Barcelona noch immer befindet. Um kostspielige Neuzugänge unter Vertrag nehmen zu können, muss die Blaugrana zunächst Einnahmen generieren. Diese sollen einerseits aus Anteilen resultieren, die der Klub für 40 Millionen Euro an sein Tochterunternehmen „Barca Vision“ verhökern will und andererseits natürlich aus Spielerverkäufen. Und dafür gibt es in diesem Sommer einige Kandidaten.

Definitiv keine Zukunft in Katalonien hat Innenverteidiger Clemens Lenglet. Der Franzose lief in der vergangenen Saison für Aston Villa auf und soll sich nun dauerhaft nach einem neuen Verein aussuchen. Auch der 33-jährige Inigo Martinez ist kein Bestandteil der Personalplanungen. Nennenswerte Transfereinnahmen werden allerdings beide Akteure nicht einbringen, weshalb weitere Spieler auf der Verkaufsliste stehen. So könnte unter anderem Raphinha verkauft werden, um einen ordentlichen Erlös zu generieren. Laut Mundo Deportivo rufe Barca ein stolzes Preisschild von 70 Millionen Euro für den Brasilianer auf, was bereits Aston Villa abgeschreckt habe. Die Situation ist insgesamt kompliziert, da der Flügelspieler eigentlich gar nicht wechseln möchte.

(Photo by JOSEP LAGO/AFP via Getty Images)

Ein weiterer Abgangskandidat ist auch DFB-Kapitän Ilkay Gündogan. Wie der katalanische TV-Sender TV3 berichtet, habe der Achter eine lukrative Offerte von Al-Sadd aus Katar vorliegen. Gündogan denke demnach ernsthaft über dieses Angebot nach. Eine saftige Ablösesumme würde der 33-Jährige altersbedingt nicht mehr einbringen, doch Gündogan gehört in Barcelona zu den absoluten Top-Verdienern und kostet den FCB dem Vernehmen nach 20 Millionen Euro pro Jahr. Ebenso offen ist die Zukunft von Vitor Roque. Der brasilianische Youngster kam erst im Januar für 40 Millionen Euro von Athletico Paranaense, lieferte bislang jedoch nicht den gewünschten Output. „Wenn der Verein keinen Platz für Vitor findet, müssen wir leider sprechen, um eine Lösung zu finden“, drohte sein Berater André Cury kürzlich an. Unter anderem Al-Hilal soll Roque auf dem Zettel haben.

Das braucht der FC Barcelona im Sommer 2024

Trotz der ausbleibenden Erfolge im vergangenen Jahr und der finanziellen Schieflage verfügt der FC Barcelona über ein extrem vielversprechendes Grundgerüst, das in den kommenden Jahren für mächtig Aufsehen sorgen dürfte. Mit Pau Cubarsi, Alejandro Balde, Gavi, Pedri, Fermin Lopez, Lamine Yamal und mit Abstrichen Frenkie die Jong stehen zahlreiche junge Spieler im katalanischen Aufgebot, die vor Potenzial nur so strotzen. Jedoch fehlen dem 27-fachen spanischen Meister noch einige Bausteine, um auch in der bevorstehenden Spielzeit wieder nach den Sternen greifen zu können.

„Wir müssen einen Spieler holen, der Spiele gewinnen kann“, forderte Flick vor Kurzem im Marca-Interview. Einerseits will der frühere Übungsleiter des FC Bayern also noch offensive Unterschiedsspieler dazu holen, andererseits würde Barca ein absoluter Leitwolf gut tun, der in das Ensemble von Edeltechnikern die manchmal nötige Härte einbringt. Im aktuellen Mittelfeld besitzt derzeit kein Akteur, der signifikante Minuten absolvieren wird, ein solches Profil.

Schon in der letzten Saison war auffällig, dass dem Vizemeister zuweilen die nötige Widerstandsfähigkeit abging. Mit Ronald Araujo steht zwar ein Spieler der Marke „Hau drauf“ im Kader, doch der Innenverteidiger schoss unter anderem im Champions-League-Viertelfinale gegen Paris Saint-Germain auch mal über das Ziel hinaus. Insgesamt wird Flick noch an einigen Stellschrauben drehen müssen, um die 44 Gegentore des letzten Jahres nicht zu wiederholen. Ob der 59-Jährige auch in Barcelona sein hochintensives Pressing der Bayern-Zeit praktizieren, oder teilweise zu einer konservativeren Spielidee greifen wird, bleibt dabei abzuwarten.

FC Barcelona: Das sind die potenziellen Neuzugänge

Schon jetzt scheint allerdings klar zu sein, welche Offensivspieler Flick gerne noch in seinen Reihen begrüßen werden. Das Interesse an den spanischen Europameistern Dani Olmo und Nico Williams ist bereits seit einigen Wochen verbrieft. Beide Spieler verdienen das Prädikat „Unterschiedsspieler“ und bewiesen schon bei der EM in Deutschland, dass sie sich hervorragend mit Spielern wie Pedri oder Lamine Yamal ergänzen. Insbesondere die Flügelzange Williams/Yamal versetzte sämtliche Gegner in Angst und Schrecken. Das Tempo und die technische Klasse der beiden Außenspieler in Kombination mit ihrer Zielstrebigkeit auf dem Weg zum Tor dürfte Flick dabei besonders gefallen. Laut Cadena Ser verfügt Williams beim Athletic Club über eine 60 Millionen Euro schwere Ausstiegsklausel. Wie Transfer-Experte Fabrizio Romano berichtete, soll es schon zu einem Treffen zwischen beiden Parteien gekommen sein.

Sofern sich ein Transfer des 22-jährigen Basken nicht realisieren lässt, würde Barca wohl All-in bei Dani Olmo gehen. Dessen Ausstiegsklausel bei RB Leipzig lief zum 21. Juni aus, weshalb über eine Ablöse nun frei verhandelt werden kann. Der Spielmacher lief schnürte schon zu Jugendzeiten seine Schuhe in La Masia und kann sich eine Rückkehr laut übereinstimmenden Medienberichten gut vorstellen. Um beide Verpflichtungen tätigen zu können, müsste der FC Barcelona allerdings noch unerwartet hohe Einnahmen verzeichnen. Mindestens ein – wenn nicht gar zwei – Spieler aus dem Trio Raphinha, Ferran Torres und Ansu Fati wären in diesem Fall obsolet.

(Photo by ADRIAN DENNIS/AFP via Getty Images)

Die offene Planstelle im defensiven Mittelfeld könnte hingegen von N’Golo Kanté geschlossen werden. Laut Informationen der spanischen Sport haben die Katalanen beim saudischen Klub Al-Ittihad wegen einer Leihe angefragt. Der Franzose zeigte kürzlich bei der Europameisterschaft, dass er noch immer internationales Top-Niveau besitzt und könnte dem Barca-Mittelfeld die dringend benötigte Körperlichkeit bescheren. Da ein Deal aber schwer zu realisieren sein dürfte, wird sich die Blaugrana nach weiteren Optionen umschauen müssen. Ein passender Kandidat wäre beispielsweise Jerdy Schouten von der PSV Eindhoven. Der Niederländer lieferte eine ebenso überzeugende EURO und bringt mit 1,85m und knapp 80kg ein gänzlich anderes Gardemaß mit als die etatmäßigen Ball-Virtuosen. Auch der BVB bemühte sich laut Sky-Infos zuletzt um die Dienste Schoutens, doch die geforderten 30 Millionen Euro Ablöse konnten die Schwarzgelben nicht aufbringen. Andere logische Kandidaten wie Martin Zubimendi oder Youssouf Fofana dürften deutlich teurer und somit fast schon aus dem Rennen sein.

Um eine weitere variable Option für die Außenverteidigerpositionen zu haben, könnte außerdem die Personalie Joao Cancelo noch einmal heiß werden. Der 30-Jährige zählte in der letzten Saison zum absoluten Stammpersonal und machte 32 Ligaspiele. Sollte Manchester City den Portugiesen wider Erwarten für eine günstige Ablösesumme ziehen lassen oder nochmals verleihen, würde und sollte der FC Barcelona hier zuschlagen. Mit Jules Kounde sowie den Talenten Alejandro Balde und Hector Fort stehen aktuell nur drei arrivierte Außenverteidiger im Aufgebot, die Leih-Rückkehrer Alex Valle und Julian Arauqo dürften in der bevorstehenden Spielzeit noch keinen festen Kaderplatz einnehmen.

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So oder so steht fest: Der FC Barcelona ist in diesem Sommer noch auf einige Spielerverkäufe angewiesen, um monetäre Handlungsfähigkeit zu erlangen. Abgangskandidaten gibt es dabei einige, inwieweit sich diese Deals jedoch umsetzen lassen, steht auf einem anderen Blatt. Klare Wunschziele des Vizemeisters sind dabei die EM-Stars Nico Williams und Dani Olmo, doch die Katalanen wären gut damit beraten, sich auch im Defensivbereich noch punktuell zu verstärken. Auf Hansi Flick und Deco wird in den kommenden Wochen definitiv noch einiges an Arbeit zukommen.

(Photo by MANAURE QUINTERO/AFP via Getty Images)


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