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Ousmane Dembele vor PSG-Wechsel: Der Verlierer heißt FC Barcelona

3. August 2023 | Trending | BY Manuel Behlert

Ousmane Dembele wird den FC Barcelona verlassen und zu Paris Saint-Germain wechseln. Den Angreifer zieht es zum aktuell größten Verein in seiner Heimat. Dass dieser Wechsel über die Bühne geht und PSG diesen Deal ohne weiteres abwickeln kann, liegt vor allem an den Katalanen selbst. 

Dembele verlässt den FC Barcelona in Richtung Paris

Im Sommer 2017 verpflichtete der FC Barcelona das damals wohl spannendste Talent im europäischen Fußball. Ousmane Dembele, mittlerweile 26 Jahre alt, spielte den Verteidigern in der Bundesliga zuvor reihenweise Knoten in die Beine. Nur ein Jahr war er für den BVB aktiv, sechs Tore und 13 Vorlagen alleine in der Liga stellten aber eine beeindruckende Visitenkarte dar. Barça wurde auf ihn aufmerksam, ließ sich die Dienste des beidfüßigen Angreifers weit mehr als 100 Millionen Euro kosten und platzierte damit eine Wette auf die Zukunft. 



Sechs Jahre später folgt nun der Schritt des Spielers nach Paris. Zu einer Zeit, als man in Barcelona hoffte, ihn endlich als einen Fixpunkt im Spiel sehen zu können – und das dauerhaft. 127-mal lief er in La Liga bisher für die Blaugrana auf, 58 Torbeteiligungen sind die Ausbeute. Gut? Auf jeden Fall. Aber nicht überragend. Und nicht weit über 100 Millionen Euro wert, wenn sich so etwas überhaupt beziffern lässt. Die Krux ist, dass Spieler, die besonders hohe Ablösesummen kosten, auch besonders kritisch beäugt werden. Das liegt in der Natur der Sache. 

Titel gewann Dembele zwar mit dem FC Barcelona, er gewann sie aber nicht für die Katalanen. Und das ist ein essenzieller Unterschied. Mehr als ein Mitläufer war er zweifelsohne, aber eben auch nicht der Spieler, der Woche für Woche die Partien entscheidet. Das muss er gewiss noch nicht mit 20 oder 21 Jahren tun, aber langsam und kontinuierlich dort hineinwachsen. Die Zeit in Barcelona war sicher nicht schlecht und einige Blessuren und Verletzungen warfen den talentierten Franzosen immer wieder zurück, aber genau das rundet das Gesamtbild des 26-Jährigen ab. 

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Dembele-Transfer: Der Verlierer ist der FC Barcelona

Auch auf persönlicher Ebene soll es nicht immer einfach mit ihm gewesen sein, vor allem in der Anfangszeit. Ein junger Spieler, der vielleicht nicht immer zu 100 Prozent hochprofessionell arbeitet: geschenkt. Das gibt es immer mal wieder. Und die Ansätze in der letzten Saison unter Xavi Hernandez (43) ließen hoffen, dass er jetzt endlich zu einem Entscheidungsspieler reift. Warum also gerade jetzt der Wechsel? Weil der FC Barcelona bei der Vertragsverlängerung im Sommer 2022, unter dem Druck der eigenen finanziellen Probleme, einen entscheidenden Fehler gemacht hat. Die Klausel, die Dembele nun einen Wechsel ermöglicht, ist nichts anderes als ein schlechter Witz. 50 Millionen Euro muss der französische Meister PSG für den Angreifer zahlen. 

Ousmane Dembele im Trikot des FC Barcelona

(Photo by LLUIS GENE/AFP via Getty Images)

Damit aber noch nicht genug: Die Hälfte dieser Summe erhält die Spielerseite. Für den spanischen Topklub ist das ein Desaster. Aus mehreren Gründen. Einerseits sind 25 Millionen Euro Einnahmen für einen solchen Spieler lächerlich wenig. Gerade weil die finanzielle Lage noch immer nicht ganz einfach ist. Ersatz zu finden wird schwierig. Noch dazu deutete sich in der Vorbereitung schon an, dass der Xavi-Fußball nicht nur gut zu Dembele passen könnte, sondern dass er ein sehr entscheidendes Puzzleteil darstellt. Das fehlt nun plötzlich.

Dass überhaupt die Möglichkeit besteht, einen zentralen Spieler kurz vor dem Start der Saison für eine im Vergleich verschwindend geringe Summe zu verlieren, lässt diejenigen, die besagte Klausel abgesegnet haben, nicht in einem guten Licht dastehen. Die Theorie, Zeit zu gewinnen, um Dembele von einem langfristigen Vertrag und einem langfristigen Plan zu überzeugen, mag eine gewisse Aussicht auf Erfolg gehabt haben, sie war aber auch naiv, insbesondere aufgrund der Entwicklungen im Fußball, wo staatsfondgeführte Klubs nicht davor zurückschrecken, hohe Ablösesummen und/oder Gehälter zu zahlen. Und die Dembele-Seite wird auch von PSG für die Unterschrift fürstlich entlöhnt, das steht fest.

Im Endeffekt erhält PSG einen sehr guten Spieler, der an einem sehr spannenden Punkt in seiner Karriere steht – für eine absolut vertretbare Ablösesumme. Der Angreifer selbst wechselt zum größten Klub in seinem Heimatland, wird dafür extrem gut bezahlt und ist Teil eines ganz neuen Projektes, das endlich den Eindruck macht, etwas durchdachter zu sein als vorherige PSG-Versuche, den internationalen Großangriff zu starten. Und der FC Barcelona? Hat nun 25 Millionen Euro mehr auf dem Konto und eine riesengroße Baustelle mit ungewissem Ausgang.

(Photo by ARIC BECKER/AFP via Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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