Top-Talent João Neves unterschreibt bei PSG: Ein guter Deal für beide Seiten?

9. August 2024 | Spotlight | BY Lea Selin Thomas

Was sich schon länger abzeichnete, ist seit kurzem offiziell: Portugals Top-Talent João Neves verlässt seinen Jugendklub SL Benfica und wechselt für eine stolze Ablösesumme in die Ligue 1 zum französischen Serienmeister Paris Saint-Germain. Wir beleuchten die Hintergründe und beschäftigen uns mit der Frage, ob der Deal, der bereits jetzt als einer größten Transfers dieses Sommers gilt, zu einer Erfolgsgeschichte werden kann.

PSG verpflichtet João Neves – Benfica-Präsident bedauert Abgang

Vor wenigen Tagen gab Paris Saint-Germain die Verpflichtung von João Neves offiziell bekannt. Der portugiesische Youngster kommt für eine fixe Ablösesumme in Höhe von knapp 60 Millionen Euro von SL Benfica – französischen Medienberichten zufolge kann das finanzielle Gesamtpaket durch Bonuszahlungen aber noch auf bis zu 70 Millionen Euro anwachsen. Damit steigt der 19-Jährige zum bislang drittteuersten Spieler dieses Sommers auf, nach Leny Yoro (Manchester United) und Moussa Diaby (Al-Ittihad).

Unter den portugiesischen Teenagern wurde bislang nur für seinen Namensvetter João Félix eine höhere Ablöse gezahlt. Der mittlerweile 24-Jährige wechselte im Juli 2019 für rund 127 Millionen Euro von Benfica zu Atlético Madrid. Neves, der auf der Sechserposition beheimatet ist, absolvierte seit seinem Profidebüt im Januar 2023 75 Einsätze für den Klub aus Lissabon, hinzu kommen neun Spiele im Trikot der portugiesischen Nationalmannschaft. Mit der „Seleção“ erreichte er bei der EM 2024 in Deutschland das Viertelfinale.

Neves

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Getty Images)

Neves gilt unumstritten als eines der vielversprechendsten Mittelfeldtalente Europas. Dementsprechend verwundert es nicht, dass man seinen Abgang bei den „Águias“ bedauert: „Ich verstehe die Kritik der Fans, denn ihre Verbitterung ist auch meine“, so Benfica-Präsident Rui Costa. „Wenn man einen Spieler von Joãos Qualität verliert, der hier ausgebildet wurde, bin ich traurig darüber.“

Laut Costa habe man den Transfer lange hinausgezögert und einige Angebote für Neves klar abgelehnt, doch die Offerte von PSG sei schlichtweg zu hoch gewesen, als dass man sie hätte ausschlagen können. Auch Manchester United hatte sich um die Dienste des Youngsters bemüht, doch letztlich bekam der französische Hauptstadtklub den Zuschlag. Bei den Parisern soll sich dem Vernehmen nach vor allem der strategische Berater und Kaderplaner Luís Campos für eine Verpflichtung seines portugiesischen Landsmannes eingesetzt haben.

PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi äußerte sich nach Bekanntgabe des Transfers wie folgt: „João ist einer der talentiertesten Spieler in Portugal und international. Wir bauen bei Paris Saint-Germain weiterhin ein fantastisches junges Team auf, das auf Teamwork, Talent und Kollektivgeist basiert – das ist die Grundlage für die große Zukunft unseres Vereins.“

Neves selbst ist nach eigenen Angaben stolz darauf, künftig für die Rot-Blauen aufzulaufen: „Ich werde alles geben, um meinen Mitspielern zu helfen, in diesem fantastischen Verein zu wachsen und zahlreiche Titel zu gewinnen“, wird der 1,74 m große Rechtsfuß auf der offiziellen Homepage der Pariser zitiert.



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Große Konkurrenz: Kann sich Neves bei PSG durchsetzen?

Einen Ersatz für Neves hat man bei Benfica übrigens schon gefunden: Als Teil des Deals verlässt der ehemalige Bayern-Spieler Renato Sanches die Stadt an der Seine und wird für eine Saison nach Portugal verliehen. Es besteht außerdem eine Kaufoption. PSG hat somit etwas Platz im Kader geschaffen, auch Manuel Ugarte könnte dem Verein noch in diesem Sommer den Rücken kehren. Interessant an der Stelle: Der Uruguayer wechselte erst im Juli 2023 für stattliche 60 Millionen Euro von Sporting CP zum Scheichklub.

Dort gelang es ihm allerdings nicht, sich als Stammkraft zu etablieren, weshalb er nun mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird. Der 23-Jährige wird von der Agentur des portugiesischen Spielervermittlers Jorge Mendes vertreten, genau wie Neves und Sanches. Bei PSG ist die Konkurrenz bekanntermaßen groß, auch Neves wird sich in dem von Luis Enrique trainierten Starensemble erst beweisen müssen.

Neves

(Photo by PATRICIA DE MELO MOREIRA/AFP via Getty Images)

Gerade im Mittelfeld der Pariser herrscht praktisch ein Überangebot an hochklassigen Akteuren – unter anderem trifft der Neuzugang auf seinen Nationalmannschaftskollegen Vitinha. Hinzu kommt, dass die Vereinsführung im Umgang mit jungen Talenten in der Vergangenheit nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen hat. Xavi Simons (RB Leipzig) und Hugo Ekitiké (Eintracht Frankfurt) geben zwei gute Beispiele dafür ab.

Mit Gonçalo Ramos holte man im Sommer 2023 einen weiteren Spieler für viel Geld aus Portugal, zunächst nur auf Leihbasis. Anfang des Jahres wurde er dann für 65 Millionen Euro fest verpflichtet. Dabei fand der junge Angreifer an der Seine bislang noch nicht richtig in die Spur. Für Neves besteht die wohl größte Herausforderung somit darin, seinen Platz im Mannschaftsgefüge zu finden und sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen.

Die nötigen Voraussetzungen dafür bringt er definitiv mit: Der technisch hochbegabte Zweikämpfer ist schnell, auffallend kräftig und so gut wie immer anspielbar. Mit seinen Pässen kontrolliert er das Spieltempo, außerdem gibt er den Ball nur äußerst selten ab und schafft es gleichzeitig, 58 Prozent seiner Luftduelle zu gewinnen. Portugals Nationaltrainer Roberto Martínez beschrieb Neves kurz vor der EM 2024 mit folgenden Worten: „Er ist ein intelligenter Mittelfeldspieler. Ein Sechser, der leicht zum Achter werden kann.“

Fazit

Ob sich der teure Transfer von João Neves zu PSG auszahlen wird, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht vorhersagen. Fakt ist aber, dass der 19-Jährige über herausragende Qualitäten verfügt, von denen jede Mannschaft nur profitieren kann. Um sich spielerisch weiterzuentwickeln, benötigt er jedoch regelmäßige Einsatzzeiten und das damit verbundene Vertrauen von Luis Enrique. Im besten Fall schafft es Neves, sich einen Stammplatz zu erkämpfen und die nächsten Schritte in seiner noch jungen Karriere zu machen.

(Photo by MIGUEL MEDINA/AFP via Getty Images)

Lea Selin Thomas

Lebt die Rivalität zwischen den Mailänder Klubs und trägt die rot-schwarzen Farben. Bedauert sehr, dass sie die sportliche Blütezeit der Rossoneri um ein paar Jahre verpasst hat.


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